Rückerstattung für Zöliakiekranke
Etwa 1200 Menschen sind in Südtirol von Zöliakie betroffen und somit auf glutenfreie Nahrung angewiesen. Anfang Juli beschloss der italienische Ministerrat das Südtiroler Gesetz zum Ankauf glutenfreier Lebensmittel nicht anzufechten. Folglich ist bestätigt, dass Zöliakiekranke auch für außerhalb der Apotheke gekaufte glutenfreie Nahrungsmittel eine Rückerstattung beanspruchen können, so Gesundheitslandesrätin Martha Stocker.
Zukünftig wird es Betroffenen auch möglich sein, über die im staatlichen Register gelisteten Produkte hinaus für jene Lebensmittel einen finanziellen Zuschuss zu erhalten, die sich laut EU-Bestimmungen für eine glutenfreie Ernährung eignen könnten. Damit können betroffenen Patienten ihre Diätprodukte auch außerhalb der Apotheke kaufen und trotzdem die wie bisher vorgesehen Kostenrückerstattung von maximal 140 Euro monatlich in Anspruch nehmen, erklärt die Landesrätin.
Das Gesetz soll vordergründig Zöliakiepatienten eine größere Auswahl und mehr Flexibilität bieten. Zudem sieht der Beschluss eine Reihe von Vereinfachungen in der Abrechnung mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb vor. Die bisherige Kostenrückerstattung über Gutscheinkarten wird nun durch ein elektronisches Datenverarbeitungssystem ersetzt.
Der Marktführer kommt aus Südtirol
Marktführend in glutenfreier Nahrung ist Dr. Schär, ein Südtiroler Unternehmen das zuletzt ein Umsatz von 200 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Eigentümer und Gründer ist Self-Made-Man Ulrich Ladurner, der 1981 das Unternehmen aus dem Boden stampfte. Seitdem expandiert Dr. Schär unaufhaltsam und hat mittlerweile Standorte in den USA, in England, in Deutschland und in Spanien.
In Burgstall, Südtirol, befindet sich nicht nur der Hauptsitz, sondern längst auch eine der wichtigsten Produktionsstätten. Mit einer Palette an über 300 Artikeln hält die Schär-Gruppe 45% am italienischen Markt und 35-40% am europäischen. Weltweit agieren über 900 Mitarbeiter für den Südtiroler Konzern.
Der Hype um "Glutenfree"
Zum kometenhaften Aufstieg der glutenfreien Nahrungsindustrie trägt ein zunehmender Trend bei. Stars wie Victoria Beckham oder Miley Cirus schwören auf die Wirkung von glutenfreier Nahrung bei der Diät. Bereits 2/3 der Amerikaner versuchen Gluten zu vermeiden, jedoch steckt für Gesunde im Gluten kein Problem.
Bei Zöliakie-Kranken kann der Dünndarm Eiweiße nicht verarbeiten und entzündet sich, wenn er damit in Berührung kommt. Für alle anderen hat glutenfreie Nahrung keine belegbaren Vorteile. Im Gegenteil: Sie enthält oft weniger Vitamine, weniger Ballaststoffe, mehr Zucker – und kostet mehr, erläutern Ernährungswissenschaftler.
Manch ein Lebensmittelkonzern versucht nicht einmal, den Sinn der Produkte zu verteidigen: "Ich habe keine Ahnung", sagte etwa Donnie Smith, der Vorstandsvorsitzende des US-Nahrungsmittel-Giganten Tyson Foods kürzlich auf die Frage, ob glutenfreie Nahrung tatsächlich gesünder für die meisten Verbraucher sei.