Economy | Gewerbezonen
„Terlan ist kein Industrie-Dorf“
Foto: alpitronic
Seit Bekanntwerden der Umsiedlungspläne von Alpitronic nach Terlan, reißen die Diskussionen nicht ab. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hat sich Alexander Höller, Bauer aus dem Ortsteil Klaus und SVP-Gemeinderat in Terlan, gegen die Umwidmung von rund zehn Hektar landwirtschaftlichem Grün in Gewerbegebiet ausgesprochen. Ein entsprechender Antrag des Besitzers Michael Graf Goess Enzenberg wurde im September letzten Jahres vom Terlaner Gemeindeausschuss einstimmig genehmigt und das Verfahren auf Änderung des Bau- und Landschaftsplanes in diesem Bereich eingeleitet. Mit einigen Mitstreitern hat Höller daraufhin eine Unterschriftenaktion gestartet, an der sich mehr als 500 Bürger beteiligt haben.
An der Unterschriftenaktion haben sich mehr als 500 Bürger beteiligt.
Nachdem die Kommission für Raum und Landschaft ein negatives Gutachten abgegeben und offenbar Graf Enzenberg seinen Antrag auf Flächenumwidmung zurückgezogen hat, hat der Gemeindeausschuss das Verfahren gestoppt. Im Zuge dessen hat sich der Unternehmerverband zu Wort gemeldet und nicht nur die politischen Entscheidungsträger der Gemeinde Terlan scharf kritisiert, sondern zwischen den Zeilen auch die Landesregierung. In seiner Stellungnahme erklärte Landeshauptmann Kompatscher, dass man bereits seit Wochen nach Lösungen suche und die Betriebsansiedelung eines Unternehmens, das in einem für Südtirol bedeutenden und zudem nachhaltigen Sektor tätig ist, im strategischen Interesse des Landes liege.
„Uns geht es nicht darum, Stimmung gegen Alpitronic zu machen“, betont Alexander Höller und erklärt, dass es sich in seinen und den Augen seiner Mitstreiter, bei Alpitronic sogar um ein sehr innovatives Unternehmen handle. Den Initiatoren der Unterschriftensammlung, die sich gegen die Erweiterung des Gewerbegebietes Enzenberg in Terlan um rund zehn Hektar aussprechen, geht es um den Standort und die prinzipielle Strategie der Landesregierung, wie künftig mit Leerständen und Neuausweisungen von Gewerbegebieten umgegangen werden soll.
Wir sind der Meinung, dass die Landesregierung zuerst versiegelte Flächen in Ballungsräumen und Industriegebieten neu zuweisen muss, bevor Grünflächen in ländlichen Gebieten verbaut werden.
„Wir sind der Meinung, dass die Landesregierung zuerst versiegelte Flächen in Ballungsräumen und Industriegebieten neu zuweisen muss, bevor Grünflächen in ländlichen Gebieten verbaut werden“, so Höller, der sich dafür ausspricht, Unternehmen dahingehend Anreize zu bieten, damit bereits versiegelte Flächen und leer stehende Hallen wiedergenutzt werden können. Höller, Bauer aus dem Ortsteil Klaus und SVP-Gemeinderat in Terlan, berichtet, dass in der bereits bestehenden Gewerbezone Enzenberg Leerstände zu verzeichnen sind. Ein Unternehmen hat beispielsweise das Gewerbegebiet verlassen, nachdem ihm die vorhandene Struktur zu klein geworden ist. Ob andere Betriebe die frei gewordenen Hallen nutzen wollen, ist fraglich. „Wir haben die Befürchtung, dass Firmen wie Alpitronic – in diesem Fall sollen rund vier Hektar Obstwiese verbaut werden – in Zukunft möglicherweise mit einem größeren Unternehmen fusionieren und in der Folge ihren Firmenstandort verlegen“, so der SVP-Gemeinderat, der sich die Frage stellt: „Was sollen wir dann mit diesem Leerstand machen?“
Was sollen wir dann mit diesem Leerstand machen?
In der Gemeinde wären weitere vier Hektar Grund und Boden versiegelt, welche nicht wieder in landwirtschaftliches Gebiet umgewandelt werden könnten. Mit jeder Neu-Ausweisung weite sich das Problem aus und große Gewerbezonen ziehen weitere Unternehmen an. „Terlan ist kein Industrie-Dorf. Für Unternehmen dieser Größenordnung ist die Gewerbezone in Terlan der falsche Standort – das ist der falsche Weg“, ist Höller überzeugt. Seiner Ansicht nach sei der ländliche und natürliche Charakter der Dörfer, Ortschaften und Südtirols ein großes Kapital. Davon profitiert nicht nur der Tourismus, sondern schließlich auch das Unternehmen von Heiner Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbandes. Nicht nachvollziehen könne er deshalb die Kritik seitens dieses mächtigen Wirtschaftsverbandes und den Seitenhieb auf die Landwirtschaft unter Verwendung des Zitates frei nach Anna Quinz: „Südtirol ist mehr als Äpfel und Kühe“. „Der Unternehmerverband hat sich den Grundsatz der Innovation auf die Fahnen geschrieben und setzt sich sonst auch immer für smarte Lösungen ein“, so Höller, der seinerseits innovative Lösungsvorschläge bei der Frage einfordert, wie mit Leerständen umgegangen werden soll. Sein Vorschlag beispielsweise lautet dahingehend, in die Höhe bauen oder unterirdische Erweiterungen vornehmen zu können. „Wir dürfen uns in Zukunft keine Fehler mehr erlauben!“, ist der Gemeinderat überzeugt. Allerdings fürchtet er, dass – obwohl die Kommission für Raum und Landschaft ein negatives Gutachten ausgestellt hat und auch der Besitzer der Obstwiese laut Auskunft des Terlaner Bürgermeisters seinen Antrag auf Flächenumwidmung zurückgezogen hat, das Projekt noch nicht vom Tisch ist. Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher hat jüngst in einer Pressekonferenz angedeutet, dass dieses Projekt von Landesinteresse sei.
„Wir dürfen uns in Zukunft keine Fehler mehr erlauben!
Die nächste Gemeinderatssitzung in Terlan findet im August statt und bis dahin kann noch allerhand passieren, beispielsweise dass ein neuer Antrag eingereicht wird. Erst recht wenn politische Spitzenvertreter eine schnellere Lösung für dieses Unternehmen beschreiten wollen. „Wir sind aktiv geworden, um gegen die Erweiterung der bestehenden Gewerbezone vorzugehen“, so Höller, der berichtet, dass bei der Unterschriftenaktion, bei der sich rund 500 Bürger gegen die Erweiterung ausgesprochen haben, nicht nur die unmittelbaren Anrainer beteiligt haben, sondern Dorfbewohner von Terlan, Vilpian und Siebeneich sowie Bürger mit Weitblick, welche die Gemeinde nicht dieser Entwicklung aussetzen wollen. Fragwürdig sei zudem, wie Höller anmerkt, dass bestimmte Personen – Namen wolle er keine nennen – Druck auf Gemeindevertreter ausüben, um das Unternehmen Alpitronic schmackhaft zu machen. „Autorität wird eingesetzt, um eine bestimmte Meinung durchzusetzen bzw. die Meinung von Personen zu manipulieren. Wo bleibt die demokratische Entscheidungsfreiheit jedes einzelnen?“, fragt Höller.
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Alexander Höller hat völlig
Alexander Höller hat völlig recht.
Wieso müssen also dafür unnötigerweise weitere Natur- und Grünflächen zerstört werden, wenn sich doch alle ansonsten in Sonntagsreden von LH Kompatscher bis Oberrauch so für Nachhaltigkeit aussprechen und um 2,4 Millionen Steuergeldern sich eine Politshow geben?
Es gibt so viele versiegelte und nicht mehr genutzte Objekte, z.B. am Ortsrand von Terlan, beim Kreisverkehr zur MeBo, stehen verfallende Genossenschaftsgebäude oder auch in Sinich ex Solland ...
In reply to Alexander Höller hat völlig by △rtim post
Diese Liste sollte um die
Diese Liste sollte um die zahlreichen nicht mehr genutzten Kasernen- bzw. Militärareale ergänzt werden, die an manchen Orten beeindruckende Dimensionen aufweisen.
Ich hoffe für Terlan, v.a.
Ich hoffe für Terlan, v.a. Siebeneich, dass es nicht zur Industriezone verkommt.
„Uns geht es nicht darum,
„Uns geht es nicht darum, Stimmung gegen Alpitronic zu machen“, betont Alexander Höller und erklärt, dass es sich in seinen und den Augen seiner Mitstreiter, bei Alpitronic sogar um ein sehr innovatives Unternehmen handle. Den Initiatoren der Unterschriftensammlung, die sich gegen die Erweiterung des Gewerbegebietes Enzenberg in Terlan um rund zehn Hektar aussprechen, geht es um den Standort und die prinzipielle Strategie der Landesregierung, wie künftig mit Leerständen und Neuausweisungen von Gewerbegebieten umgegangen werden soll.
Klarer kann es der Widerstand wohl nicht ausdrücken. Da bin ich nun sehr enttäuscht vom Herrn Pfeifer von der Wirtschaftszeitung, dass er sich so einseitig gegen diese Kritik und Ablehnung äußert. Es geht immer um dieselbe Manipulation, wenn es um Widerstand geht. Nicht die Fakten werden analysiert, sondern lediglich der Widerstand als solcher angeprangert. Alle Achtung vor Alexander Höller und seine Mitstreiter, welche das Problem zentral erfasst haben und sich rechtzeitig dagegen wehren. Ich wünsche viel Erfolg.
Man könnte auch den
Man könnte auch den Magnagoplatz in Bozen und die umliegenden Gebäude als Standort vorschlagen. Ich bin überzeugt, dass Alpitronic bessere Qualität erzeugen würde, als in den Mauern um den Magnagoplatz derzeit der Fall ist. So würde auch die Augenauswischerei der roten Autonomie-Säulen ein Ende finden, die außer der Verschwendung von Steuergeld wohl gar nichts gebracht haben.