Society | weniger verbrauchen

Luft hilft Wasser sparen

Wie dank kleiner Helferlein in Küche und Bad weniger Wasser verbraucht werden kann. Und auch alte Waschbecken, Bidets und Duschen können nachgerüstet werden.
Waschbecken
Foto: Pixabay

Seit Wochen vergeht kaum ein Tag ohne Meldungen über ausgetrocknete Flüsse, Wasserknappheit und rationiertes Trinkwasser. In Südtirol, in Italien und darüber hinaus. Regierungen und Lokalpolitik rufen zu sparsamem und solidarischem Umgang mit Wasser auf. Umweltorganisationen und Verbraucherschützer erinnern an ihre Tipps zum Wassersparen. Viel von dem Wasser, das beim Händewaschen, beim Gemüseputzen und beim Haarewaschen verbraucht wird, fließt umsonst. Es geht auch mit weniger. “Bei Dusche, Waschbecken und Bidet Durchflussmengenbegrenzer anbringen”, lautet daher ein Rat, der immer wieder auftaucht. Doch was steckt hinter diesem sperrigen Begriff? Und was bewirkt er? Eine Menge, hat Marion Maier herausgefunden. Vor Kurzem hat die Neumarkterin solche Sparfilter besorgt und daheim installiert.

 

Geheimzutat Luft

 

130 Liter Trinkwasser – diese Menge verbraucht jeder Südtiroler laut KlimaHaus Agentur pro Tag. 3 Liter für Trinken und Kochen, je 8 Liter für Körperpflege und Geschirrspülen, 42 Liter für Duschen und Baden und 45 Liter beim Toilettenspülen. Diesen durchschnittlichen Verbrauch hat die Verbraucherzentrale Südtirol errechnet. Allein bei einer zehnminütigen Dusche fließen um die 180 Liter Wasser in den Abfluss – und drei Mal die WC-Spülung betätigen benötigt 27 Liter. Zumindest in Haushalten mit in die Jahre gekommenen Wasserhähnen, Duschköpfen und Spülungen.

“Grundsätzlich gilt: Je älter die Armatur, desto mehr Durchfluss, sprich Verbrauch”, erklärt Christian Kerschbaumer. Als Obmann einer Trinkwassergenossenschaft und Mitarbeiter eines Heizungs- und Sanitärbetriebs weiß der Seiser aber auch: “Neue Armaturen verbrauchen viel weniger Wasser und so gut wie alle Hersteller bieten nur mehr wassersparende Einrichtungen an.” Hähne für Waschbecken und Bidet sind standardmäßig mit Durchflussbegrenzern ausgerüstet, die dafür sorgen, dass weniger Wasser durch die Hähne läuft. Es dauert also etwas länger, bis ein Glas voll ist. Optisch ändert sich nichts – dank der Luft, die dem Wasser beigemischt wird, bleibt der Wasserstrahl gleich voluminös, der Wasserdruck konstant. In Duschköpfen kommen integrierte Luftsprudel zum Einsatz, die dem Wasser Luft beimengen. “Der Durchmesser des Wasserstrahls bleibt gleich, aber die Menge, die in derselben Zeit durchfließt, ist bedeutend niedriger”, so Kerschbaumer. Auf 30 bis 40 Prozent beziffert der Fachmann die Einsparungen beim Wasser dank der in Wasserhähnen und Duschköpfen integrierten Technik. Von bis zu 60 Prozent spricht die KlimaHaus Agentur.

 

Auch bei den WC-Spülkästen hat sich etwas getan. “Seit etwa 20 Jahren haben alle Spülungen die doppelte Taste. Standard sind heute 9 Liter bei der großen und 6 Liter bei der kleinen Taste.” Noch einen deutlichen Schritt weiter geht der Nachhaltigkeitsstandard “KlimaHaus Nature”. Bei diesem Qualitätssiegel wird ein Gebäude nicht nur nach seiner Energieeffizienz zertifiziert, sondern unter anderem auch hinsichtlich des Wassermanagements. Seit 2017 dürfen Bidet und Bad-Waschbecken nicht mehr als 7 Liter, das Spülbecken in der Küche nicht mehr als 9 Liter und die Dusche nicht mehr als 12 Liter pro Minute. Beim WC sind 6 Liter für eine Vollspülung (große Taste) und 4,5 Liter für eine Teilspülung (kleine Taste) vorgeschrieben. “Das wird kontrolliert – und dafür gibt es einen kleinen Kubaturbonus”, weiß Christian Kerschbaumer. 

In Zeiten, wo Kunden immer mehr Komfort wünschten – “denken wir nur an die Regenduschen: Duschen muss heute ein Erlebnis sein” – findet er es richtig, “dass die Leute mit integrierten Durchflussbegrenzern und Luftsprudlern sozusagen gezwungen werden, Wasser zu sparen. Nur die wenigsten machen es von sich aus”. 

 

Nachrüsten geht überall

 

Wer daheim alte Wasserhähne und Duschköpfe hat, muss diese nicht unbedingt austauschen, um Wasser zu sparen. Alte Armaturen können nachgerüstet werden. Mit Sparsieben, die zwischen Duschkopf und -schlauch bzw. zwischen Öffnung des Wasserhahns und Armatur eingesetzt werden. Der Effekt ist derselbe wie bei den integrierten Systemen. Solche Durchflussmengenbegrenzer gibt es in verschiedenen Größen mit voreingestellten Mengen. “Bei den meisten Hähnen passt das Modell M24”, verrät Christian Kerschbaumer. Die Sparfilter kosten ein paar Euro und können selbst eingebaut werden oder eingebaut werden lassen – “bei jeder herkömmlichen Armatur”, bestätigt der Fachmann.

 

“Olls isch eppes!” – nach dem Motto ihrer Oma hat Marion Maier unlängst beschlossen, die Armaturen ihres Haushaltes in Neumarkt mit Durchflussbegrenzern nachzurüsten und somit den Wasserverbrauch zu reduzieren. Ihr Fazit: In der Küche ist der Verbrauch dank der Siebe um 35 Prozent, also 2,6 Liter/Minute zurückgegangen. Im Bad um 27 Prozent (-1,6 Liter/Minute) und in der Dusche um 20 Prozent (-1,5 Liter/Minute). Wie sie die Einsparung berechnet hat, erklärt Maier bereitwillig: “Ich habe zwei Mal mit einer Stoppuhr gemessen, wie lange es dauert, bis ein 1-Liter-Maßbehälter voll wird. Dann habe ich die Durchflussbegrenzer montiert und wieder gemessen, in wie vielen Sekunden der 1-Liter-Behälter voll wird. Das Ergebnis habe ich auf 60 Sekunden hochgerechnet, um so zum Durchfluss je Minute zu kommen. Im Bad kamen vor Montage der Begrenzer z.B. 6,5 Liter/Minute und nach Montage 4,9 Liter/Minute.”

“Wasser ist ein wertvolles Gut”, betont Maier. Sie freut sich, mit minimalem Aufwand ein maximales Ergebnis erzielt zu haben: Die Wassermengen, die sie einspart, werden sich nicht nur auf die Wasserrechnung niederschlagen, sondern auch auf die Heizkostenabrechnung – weil weniger Wasser für das Warmwasser erwärmt werden muss.

Ob man sie nun Durchflussmengenbegrenzer, Durchflussbegrenzer, Sparfilter oder -sieb oder Luftsprudler nennt – Fakt ist, dass Küche und Bad großes Sparpotential bergen, das denkbar einfach genutzt werden kann. Und Kerschbaumer spricht noch einen wichtigen Punkt an: “Die Wasserqualität wird durch die Filter nicht gemindert und bleibt absolut dieselbe.”