Aretè: Geplatzte Bio-Träume
Einige Wochen ließ das Schild „Chiuso per ferie“ noch Hoffnung. Mittlerweile ist klar, dass das Bio-Lokal Aretè am Bozner Pfarrplatz für immer geschlossen bleibt. Liquidazione coatta – Zwangsliquidation im Verwaltungsweg, lautet die ernüchternde Auskunft bei der Bozner Muttergenossenschaft CSU. Damit ist das zweite Mal innerhalb von drei Jahren der Traum geplatzt, im geräumigen Lokal neben dem Frauenkulturzentrum eine kulinarische Nische zu etablieren. „Im Gegensatz zum Frauencafè , bei dem keine Lire mehr übrig blieb, hoffen wir aber zumindest einen Großteil der Gläubiger zufriedenstellen zu können“, sagt CSU-Präsident Ivan Tomedi.
Wie das Frauencafè, mit dem das 2005 eröffnete Frauenkulturzentrum am Pfarrplatz um einen kulinarischen und kulturellen Treffpunkt integriert werden sollte, wollte sich auch das Restaurant Aretè klar von der Masse an Bozner Restaurants und Bars abheben. Lebensmittel aus biologischem Anbau, einfach-raffinierte Rezepte, eine ansprechende Atmosphäre: Mit diesem Konzept trat die Genossenschaft CSU vor mehr als zwei Jahren in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen. Wie auch das Frauencafè, das von der Genossenschaft Plural geführt worden war, übergab die CSU die Führung des Restaurants nach der Eröffnung einer eigens dafür gegründeten Genossenschaft, der Aretè.
Einer der Gründe? Neben dem Restaurant wollte man mit zwei weiteren Schienen auf den Boom des Biosektors aufspringen: einen Großhandelsvertrieb, der Bioprodukte bei den Produzenten einkaufte und an Restaurants und Hotels der gehobenen Klasse verkaufte sowie der Organisation der Messe Bio Life. Vor allem aber war die Bioschiene zu weit vom Kerngeschäft der der CSU entfernt: dem Bereitstellen von Dienstleistungen und Personal für öffentliche Körperschaften, das von der Führung von Parkplätzen oder Museumshops bis hin zu den Maskenbildern im Bozner Stadttheater reicht.
Fehlender padrone
Nun, zwei Jahre nach der Übergabe ist das ganze ambitiöse Unternehmen Arète vor dem Liquidator gelandet. Die Gründe liegen für den CSU-Präsidenten in einem Mix aus zu wenig professioneller Erfahrung und zu vielen offenen Fronten. Das größte Loch hat aber ohne Zweifel das Restaurant selbst gerissen. „Obwohl wir immer positive Rückmeldungen für das kulinarische Angebot bekommen haben, ist es ganz offenbar nicht gelungen, unsere Philosophie rüberzubringen“, meint er. Sprich: Viele Gäste hätten nicht einmal gewusst, dass sie Bio essen, es habe einfach an der Vermittlung der nötigen Kultur gefehlt. „Wenn ich etwas gelernt habe, ist es, dass ein Restaurant einen padrone braucht“, so Tomedi.
Eine Erfahrung, für die man bei der in Bozen Süd beheimatete Genossenschaft aber teuer zahlen muss. „Denn es sieht ganz danach aus, als hätten vor allem wir in der ganzen Sache den Schwarzen Peter gezogen“, meint Tomedi. Immerhin habe CSU die junge Genossenschaft mit Bankgarantien unterstützt und einen beträchtlichen Teil des Gesellschaftskapitals zur Verfügung gestellt. Die Folge? „Wir haben einen langen Ramadan vor uns“, meint Tomedi, der bei CSU auch mögliche Gehaltskürzung oder die Ausrufung des Krisenstatus nicht ausschließt. Die Mitglieder von Aretè sowie die meisten Lieferanten seien dagegen mehr oder weniger mit einem blauen Auge davonkommen. „Es gibt nur drei bis vier Gläubiger, die Außenstände über 10.000 Euro haben“, so der CSU-Präsident. Auch die Zukunft der Messe Bio-Life sei mittlerweile gesichert; sie wird weiterhin in der Messe Bozen stattfinden.
Wie es nun mit dem Lokal weitergeht, wird die Gemeinde Bozen als Besitzerin des Lokals bestimmen müssen, die aufgrund ausständiger Mieten ebenfalls zu den Gläubigern von Arète gehört. Beim zuständigen Vermögensamt war keine Auskunft zum aktuellen Stand der Verhandlungen zu erhalten. Doch laut Tomedi gibt es offenbar bereits Interessenten für eine Weiterführung des Lokals. Bleibt zu wünschen, dass diesmal der oder die richtige padrone/a gefunden wird.
waren gründe
ich war “einmal“ dort essen, weil mich das konzept interessiert hat.
angefangen mit einer misserablen Deko (tische waren nicht eingedeckt, am Eingang sas aus wie in einer leeren Bar), bemühte aber ungelernte Bedienung, langweilige karte ...
einer der entäuschenden Restaurantbesuche meines Lebens - KEIN WUNDER