Economy | Tourismus

Der größte Schlafsaal

Mit fast 30 Mio. Nächtigungen platzierte sich die Provinz Bozen an sechster Stelle im italienischen und an zwanzigster im EU-Ranking.

   

Signaue Bergstation (großes Bild) mit Blick zur gegenüber liegenden neuen Stiergarten-Anlage mit Bergstation (kleines Bild)

    

Der Punka in Vierschach, ein erstrangig ausgestattetes Servicegebäude, soll mit Saisonsbeginn seinen Dienst aufnehmen. Im kleinen Bild darunter: die Bürgermeister des Hochpustertales, Brunecks und des Comelicos bei den Ca.Sta, die 2015 - nach einem Jahr Pause - wiederum auf diesem Gebiet ausgerichtet werden. wpz

Südtirol lebt vom Fremdenverkehr. Die 30 Mill. Nächtigungen, welche im Land jährlich verbucht werden, legen dafür ein eindeutiges Zeugnis ab. Bricht der Gästestrom ab, schmilzt die Wirtschaftsleistung und schrumpft der Arbeitsmarkt. Dieses Szenario wird immer wieder ins Bild gebracht, speziell dann, wenn's wieder einmal darum geht, die Gemeinschaft von der Notwendigkeit neuer Investitionen zu überzeugen. Nicht immer gelingt das, wie die jüngsten Befragungen hinsichtlich der Seilbahnprojekte Brixen-Plose und Mühlbach-Meransen gezeigt haben. Auch in Sexten bekämpften die Heimat-, Umwelt- und Naturschützer das äußerst umstrittene Bahnprokjekt, das den  Zusammenschluss der Skigebiete Helm  und Rotwand zum Inhalt hatte. Eine Volksbefragung wurde - zum Unterschied von Brixen und Mühlbach - im "Sexten Himmel" nicht zugelassen. Es gab eine vor knapp 20 Jahren. Damals hatte sich eine winzige, wie's winziger nicht möglich war, Mehrheit gegen das Projekt entschieden. Erwin Lanzinger biss sich damals die Finger wund: "Hätte ich bloß geahnt, dass es auf eine einzige Stimme ankommt. Ich hätte in letzter Minute noch meine Mutter zur Wahlurne befördert!" 

Doch weil die Bürgermeister des Hochpustertales geschlossen hinter dem Zusammenschluss standen und immer noch voll überzeugt dazu stehen, vermochten Franz Senfter (vom Sextner Gemeindeoberhaupt Franzl gerufen) und Genossen letztendlich alle Fallen und Hindernisse heil zu nehmen, wenn auch zwischendurch mit zweifelhaften Methoden und nicht ohne Rückschläge. So wurde beispielsweise per Gerichtserlass ein Aufschub des Baubeginns vom August 2013 auf April 2014 verordnet. Durch die Verfügung soll der Gesellschaft ein erheblicher Schaden entstanden sein. Der Geschäftsführer der "Sexten Dolomiten AG", Dr. Ing. Mark Winkler, im Übrigen ein ein Liebhaber von "puren Äpfeln", sprach in diesem Zusammenhang von wenigstens einer Million Euro. Nun Senfter & Co. werden's verkraften. 

Sexten, Innichen, Toblach und alle kleineren Tourismusgrößen, die zur Ferienregion Hochpustertal gehören (Prags, Niederdorf, Padola) verfolgen mit dem Zusammenschluss das Ziel, den Wintertourismus auf Vordermann zu bringen. Und das, so der Präsident des Tourismusverbandes Hochpustertal, Dr. Erwin Lanzinger, muss unweigerlich zu einer höheren Bettenauslastung führen. Ob hierfür die Ehe Helm-Rotwand ausreichend ist, das werden die nächsten Jahre zeigen. In Betrieb gehen soll das erweiterte Karussell samt des neu erbauten Eisenbahnhofes in Vierschach jedenfalls mit Saisonsbeginn. Der Startschuss hierzu fällt am 29. November. An diesem Tag steigt nämlich die große Eröffnungsparty an der Talstation in Vierschach.

Davon unabhängig wird der Skibetrieb oben auf dem Kreuzbergpass bereits eine Woche vorher aufgenommen. Letzte Woche weideten dort auf der grünen Piste noch die Rindviecher, die Schafe und die Rehe in friedlicher Gemeinschaft. Und niemand leistete dieser potentiellen Beute einen "Bärendienst". Sowas kommt nur im Westen der "Republic of Southyrol" vor. Mittlerweile sind die Viecher mit und ohne Hörner in die Talniederungen abgestiegen. Bald wird's oben nämlich Winter.

Diesbezüglich hat die Hotelierin Helga Happacher die winterlichen "Frühaufsteher" noch nie enttäuscht. Das wird sie auch diesmal nicht. Sie wird da sein, am 22. November, wann's losgeht. Der Schnee und die Skifahrer werden dann ebenfalls da sein - pünktlich wie immer. Die Vergangenheit lehrt, dass die ersten Gäste auf den Brettlan und an den Speckbrettlan vorwiegend Angehörige diverser Nationalteams sind. So früh im Winter, oder besser gesagt so spät im Herbst, finden sie im Pustertal sonst nirgendwo dermaßen gute Trainings- und gleichermaßen vorzügliche Bewirtungsbedingungen vor wie auf dem Kreuzbergpass. Na dann, Ski Heil!

   

Von der Verbindung Helm - Rotwand erwarten sich die Hochpustertaler Touristiker eine höhere Bettenauslastung. In Brixen lehnt man die Bahn nahe den Häusern ab. Den Sextnern macht das anscheinend nichts aus. Im Bild: das Hotel von Erwin Lanzinger. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe der Rotwand-Umlaufbahn.  wpz