UNTERNEHMENSINTERENER COACH
Unternehmensinterne Coachs als Promotoren einer excellenten Unternehmenskultur
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Was ist Unternehmenskultur?
Früher sprach man einfach von einem guten Betriebsklima. Doch nach den ersten großen Wirtschaftskrisen der 70er und 80er Jahre, als die japanische Industrie die westliche Welt überrollte, wurde der "Kultur im Unternehmen" eine entscheidende Rolle im Geschäftserfolg zugeschrieben. Arbeitsdisziplin, Verantwortungsgefühl, Loyalität, Kooperationsbereitschaft zeigten sich als ausschlaggebende Faktoren und gleichzeitig waren sie sehr an die Führungs,- und Konfliktkultur eines Unternehmens gebunden. In den 90 er Jahren wiesen die Harvard Professoren Kotter und Heskett den Zusammenhang zwischen Unternehmenskultur und Geschäftserfolg in umfangreichen Studien nach. Was lange Zeit unklar blieb: Kann man die Kultur beeinflussen und wenn ja, WIE? Häufig wird Unternehmenskultur als die "mentale Programmierung einer Organisation und ihrer Menschen" beschrieben (Hofsteede, 1991) Sie wird erkennbar im Wahrnehmen, Vorstellen, Denken, Fühlen und Wollen der Menschen und wirkt sich auf deren Handeln und Entscheiden aus. Es wird immer klarer, dass durch die Veränderung von Abläufen, Spielregeln und gelebten Werten langsam auch die innere Haltung der MitarbeiterInnen beeinflusst werden kann. Doch das kongruente und ehrliche Vorleben des Managements von definierten Werten ist eines der entscheidendsten Kriterien für einen Kulturwandel. Die ständige Reflexion und Weiterentwicklung der gewünschten Verhalten und Einstellungen zählen zu den wichtigsten Arbeitsbereichen der internen Coachs.
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Warum zahlt es sich aus in die Unternehmenskulturentwicklung zu investieren?
Die Unternehmenskultur gibt den Rahmen für die Qualität des Miteinanders. Laut dem Gehirnforscher Gerald Hüther (2013) können besondere Begabungen und Höchstleistung nur dann zur Entfaltung kommen, wenn MitarbeiterInnen die Gelegenheit bekommen, ihre Beziehungsfähigkeit auf allen Ebenen zu entfalten und damit ein Maximum der in ihrem Gehirn angelegten Verknüpfungsmöglichkeiten als komplexe, vielfach miteinander verkoppelte Netzwerke zu stabilisieren (high degree of connectivity).... " Eine förderliche Unternehmenskultur ermöglicht die Entwicklung von sog. Metakompetenzen, welche nicht im klassischen Sinne erlernt werden, sondern dann zum Einsatz kommen, wenn es die Umgebung zu lässt. Zu solchen Metakompetenzen zählen: die Fähigkeit Probleme zu lösen, Umsicht, Einsicht, Flexibilität, Motivation und Konzentrationsfähigkeit, Frustrationstoleranz, Einfühlungsfähigkeit, ...Eine ungelenkte, unmotivierte Kultur des Umgangs hingegen fördert unerwünschtes Verhalten z.B. Gleichgültigkeit, Rückzug, Begegnung vermeiden, kollektive Depression, zerstörtes Selbstwertgefühl, Somatisieren seelischer Probleme, Erstarrung, ...
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Welche Rolle können unternehmensinterne Coachs spielen?
Coaching im Unternehmen ermutigt die Menschen eigene Lösungen zu finden, gibt ihnen die Erlaubnis Fehler zu machen UND sich zu entwickeln, es schafft die Berechtigung auch eigene Ziele im Einklang mit den Unternehmenszielen ernst zu nehmen. Coaching steigert den Selbstwert der Mitarbeiter und unterstützt sie in einer ehrlichen offenen Kommunikation. Die Sozialkompetenz der Menschen steigt.
Interne Coachs bringen eine große Kontinuität in Entwicklungsprozesse, weil sie ständig präsent sind. Sie sind schnell zur Stelle, auch im Konfliktfall und helfen Kosten zu sparen, weil sie früher intervenieren können. Die internen Coachs kennen das Betriebsumfeld und haben das richtige Wording - die Feldkompetenz ist sehr groß.
Dies wiederum stellt eine mögliche Schwachstelle dar, weil ein großer Nutzen von Coaching durch Distanz und den weiten Blick entsteht. Ein Zusammenspiel von externen Beratern und internen Coachs ist wohl der Idealfall für eine Organisation. Sehr wichtig ist es , die Aufgaben des internen Coachs klar zu definieren und im Unternehmen gut zu kommunizieren. Zu den Tätigkeitsbereichen gehören Führungsreflexion, Zielvereinbarungen, Konfliktbegleitung, Teamentwicklung, Moderation von Qualitätstagen, Einführung neuer MitarbeiterInnen, Weiterentwicklung von Leitbildern, Coaching von Nachwuchsführungskräften, und noch vieles mehr.
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Was braucht´s, dass es gelingt?
Vertrauen und ein Miteinander zwischen Management und den Coachs, ist die Basis, um Coaching im Unternehmen überhaupt zu starten. Dass sich die Coachs den Regeln der Vertraulichkeit und ethischen Berufsrichtlinien verpflichten versteht sich von selbst. Rollenklarheit, genaue Auftragsklärung und eine gewinnende Ausstrahlung als Mensch sind aber mindestens eine ebenso wichtige Voraussetzung für den Erfolg des internen Coachs.
Die Genossenschaft Südtiroler Bildungszentrum hat bereits zwei Ausbildungen zum unternehmensinternen Coach abgeschlossen. Eine neue Ausbildung beginnt im Februar 2015. mehr Infos unter www.sbz.it oder bei der Informationsveranstaltung am Donnerstag, 23. Oktober 2014 um 15.00 Uhr im Sitz des Südtiroler Bildungszentrums in Bozen
Quellen:
Harvard Business Manager 2010/1;
Wirtschaftsblatt 22/06/2012 page 36;
Fritz Glasl "Unternehmenskultur und Innovationsfähigkeit" 2011;
Gerald Hüther "Was wir sind und was wir sein könnten" 2013
Verfasserin: Anita Hussl-Arnold, Innsbruck; www.future.at