Economy | Arbeitsmarkt

Einheimische kehren ins Gastgewerbe zurück

Die Krise des Arbeitsmarktes hat auch Gewinner: In Südtirols Gastgewerbe freut man sich über immer mehr Einheimische im Service. Für Globalisierungsverlierer bieten sich aber auch hier wenig Perspektiven.

Nicht nur in der Sanität, auch im Gastgewerbe geht der Trend auf Südtirols Arbeitsmarkt wieder hin zu Inländern. Werden am Krankenhaus Bozen Arbeitskräfte aus Peru, Polen oder Rumänien nach vielen Jahren Dienst durch AbsolventInnen der Claudiana ersetzt, ist in Südtirols Restaurants und Beherbergungsbetrieben ein ähnlicher Trend zu beobachten. Hier sind es allen voran Slowaken und Ungarn, die infolge der Arbeitsmarktkrise wieder durch Arbeitskräfte aus Südtirol oder dem restlichen Italien verdrängt werden.

Dies geht klar aus einem Vergleich der Sommersaison 2013 mit jener von 2012 hervor. Die Zahl der Südtiroler Arbeitskräfte legte um fast sechs Prozent zu, jene aus anderen italienischen Provinzen gar um zehn Prozent.  Rückgänge verzeichneten dagegen Arbeitskräfte aus der Slowakei und Ungarn, die mit fast zehn bzw. fünf Prozent aller Arbeitskräfte die beiden wichtigsten ausländischen Personalpools für Südtirols Gastgewerbe darstellen. Sie nahmen gegenüber der Sommersaison 2012 um vier bzw. sieben Prozent ab. Einzig bei den Rumänen, die bis dato drei Prozent aller Arbeitskräfte im Gastgewerbe stellen, wurde ein kräftiger Zuwachs von sieben Prozent verzeichnet, sagt der Direktor des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther. Er wertet die Entwicklung als neuen Trend. „Es zeigt sich, dass ein Teil der Bevölkerung, die das Gastgewerbe bislang nicht als Hauptarbeitsmarkt wahrgenommen haben, nun offenbar umdenkt.“  Mittlerweile würden die Südtiroler 55 Prozent des Personals im Gastgewerbe stellen, zusammen mit dem Personal aus anderen Provinzen macht das inländische Personal also etwas über 60 Prozent aus.

Öffentlicher Dienst zieht weniger Personal ab

HGV-Präsident Manfred Pinzger geht davon aus, dass der bereits seit rund zwei Jahren zu beobachtende Trend zu einem weiteren Anstieg der Inländer führen könnte. Er ortet derzeit am Arbeitsmarkt nicht nur eine Verschiebung zwischen Zuwanderern und Einheimischen, sondern auch eine deutliche Bewegung vom Öffentlichen Dienst in Richtung Privatwirtschaft. Zumindest für das Gastgewerbe eine absolut positive Entwicklung, wie er meint, die bereits bei den AbsolventInnen der Hotelfachschulen Wirkung zeige. „In der Vergangenheit haben wir viele gute ausgebildete junge Leute nach der Ausbildung an den öffentlichen Dienst verloren, jetzt kommen sie wieder verstärkt in die Betriebe.“ Dort finde man nun „Gott sei Dank vor allem für den Servicebereich wieder mehr einheimische Leute“, so Pinzger.

Wenig Chancen für Verlierer des Strukturwandels

Kann Südtirols Gastgewerbe also in der aktuellen Arbeitsmarktkrise eine Staubsaugerfunktion übernehmen? Stefan Luther kann diese Frage aufgrund der aktuell vorliegenden Daten nicht umfassend beantworten.  Klar sei aber, dass viele der Verlierer des derzeitigen Strukturwandels nicht so einfach für den Service in Hotels oder Restaurants  umgeschult werden kann, meint er. Zu unterschiedlich die Arbeitskulturen in gewissen Sektoren, zu speziell die gefragten Kompetenzen. Beim Amt für Arbeitsmarkbeobachtung zeichnet sich in jedem Fall immer deutlicher ab, dass es in Südtirol immer weniger Arbeitsplätze mit niedrigen Qualifikationen geben wird. „Das ist derzeit besonders in Südtirols Industrie zu beobachten, wo es bei der Beschäftigung eine deutliche Verschiebung von Arbeitern zu Angestellten gibt“, sagt Direktor Luther. Wer morgen die Arbeiterinnen und Arbeiter von gestern beschäftigen wird – um diese Frage kommt nun auch Südtirols Politik nicht mehr herum. 

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Michael Bockhorni Thu, 11/07/2013 - 20:34

ist da die entscheidung mancher sozialsprengel jugendliche ab 18 nicht mehr mit der sozialhilfe zu unterstützen, wenn sie die schule fertig machen wollen. begründung: die sollen ihr geld selbst verdienen. dass sie damit am arbeitsmarkt gefährdet sind und dann doch wieder von öffentlichen geld leben müssen, hat sich wohl noch nicht herumgesprochen.

Thu, 11/07/2013 - 20:34 Permalink