Gewalt gegen Frauen: Margheris Vorstoß
Vielleicht hat sein Engagement auch damit zu tun, dass er am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen geboren ist, scherzt der Bozner Gemeinderat Guido Margheri. Durchaus ernst ist ihm aber die Feststellung, dass der Kampf gegen ein tief kulturell verwurzeltes Phänomen wie die geschlechtsspezifische Gewalt nicht den Frauen allein überlassen werden darf. In diesem Sinne hinterlegte Margheri am Donnerstag Vormittag einen Beschlussantrag, der vorsieht, dass sie die Gemeinde Bozen künftig als Zivilklägerin in Strafprozesse wegen Gewalt an Frauen einlässt.
Eine Maßnahme zur Bekämpfung des Phänomens und zur Stärkung der betroffenen Frauen, die laut Margheri bereits in zahlreichen italienischen Gemeinden wie Rom, Neapel oder auch Trient umgesetzt wird. „Ein solches Engagement, das die Anwaltschaft der Gemeinde Prozess für Prozess prüfen müsste, wäre eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen Maßnahmen der Gemeinde“, ist der SEL-Gemeinderat überzeugt. Immerhin gilt Bozen zumindest innerhalb Südtirols mit einer aktiven Netzwerkarbeit aller beteiligten Stellen als Vorreiter im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt.
Erst vor wenigen Wochen hatten sowohl Oberstaatsanwalt Guido Rispoli wie auch Quästor Lucio Carluccio Frauen dazu aufgerufen, jeglichen Akt der Gewalt anzuzeigen oder zu melden. Doch gerade der gerichtliche Weg stelle für viele Gewaltopfer eine große Belastung dar, in dem sie sich oft auf sich allein gestellt blieben, sagt Margheri. Umso wichtiger sei es deshalb, die betroffenen Frauen von öffentlicher Seite zu unterstützen. Er hofft nun, dass bereits in der kommenden Woche über seinen Antrag abgestimmt wird – und dass er, wenn schon nicht einstimmig, mit großer Mehrheit angenommen wird.
Am Ziel wäre der Bozner Gemeinderat damit allerdings noch immer nicht angelangt. Denn das lautet: ein Landesgesetz gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Ein Gesetz, das es in anderen italienischen Regionen wie Apulien oder Latium bereits gebe, sagt Margheri. Wenn sich Männer und Frauen gemeinsam dafür einsetzen, steigen dafür zweifelsohne auch in Südtirol die Chancen.