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Ein Sarner an der Spitze

Stefan Premstaller hat den Vorsitz der Jugendorganisation der SVP von René Tumler übernommen. Bereits heute wird sich zeigen, ob er der Parteilinie folgen wird.
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Foto: JG

Mit fast 6.500 Mitgliedern ist die Junge Generation (JG) in der SVP die größte Jugendorganisation Südtirols. “Sie ist eine Gemeinschaft, die Zukunft selbst in die Hand nimmt, politische Ideen entwickelt und für ihre Durchsetzung streitet”, heißt es auf der offiziellen Webseite. Die notwendige Energie für ihre Arbeit holte sich die JG am Samstag (5. November) Abend im Energie Tower des Südtiroler Energieverbands in der Bozner Industriezone. Zum 33. Mal fand dort die Landesjugendversammlung statt. Rund 60 SVP-Jugendvertreter aus Bezirken und Gemeinden waren in die Landeshauptstadt geladen, um sich mit Landeshauptmann Arno Kompatscher, EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann und Ortsobmannstellvertreterin Angelika Wiedmer auszutauschen. Doch ganz oben auf der Tagesordnung stand die Neuwahl des JG-Vorsitzenden.

Im Sommer hatte der bisherige Landesjugendreferent René Tumler angekündigt, seinen Posten abgeben und zurück treten zu wollen. Er habe seine Arbeit mit Freude gemacht, “obwohl die Umstände nicht immer einfach waren”, so Tumlers Resümee nach mehr als zwei Jahren an der Spitze der JG. Nach einem Naturnser wird nun ein Sarner Chef der SVP-Jugendorganisation. Einstimmig wählten die Anwesenden am Samstag den 25-jährigen Stefan Premstaller zum Nachfolger von René Tumler. Als Stellvetreter werden ihm der ehemalige Landesjugendreferent Manuel Raffin aus Gais, die Haflinger Gemeindereferentin Sonja Plank und der Grödner Julian Stuffer als Vertreter der Ladiner zur Seite stehen.

Im Wahlkampf zu den Landtagswahlen 2013 war Premstaller mit der JG Sarntal für Philipp Achammer unterwegs. Seit Mai 2014 ist er Internationaler Referent der JG und traf als solcher vor wenigen Monaten den nur fünf Jahre älteren österreichischen Außenminister Sebastian Kurz. Gleich mehrmals sprach sich Premstaller heuer gegen die Schließung der Grenzen zwischen Österreich und Südtirol und für ein geeintes Europa aus – aber gleichzeitig auch “für klare Regeln in der Asylpolitik, um einem sich einschleichenden Asyl-Tourismus entgegen zu wirken”. Ganz oben auf der To-Do-Liste des neuen JG-Vorsitzenden stehen “neben dem Schutz und dem Ausbau der Autonomie und der Stärkung der Europaregion Tirol auch Anliegen wie freies WLAN in allen öffentlichen Verkehrsmitteln, der Ausbau der Nightliner-Verbindungen und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Jugendverbänden im Land”.

Beruflich war der studierte Jurist bereits in der Rechtsanwaltskanzlei von Meinhard Durnwalder, dem Bezirksobmann der SVP Pustertal und Neffe von Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder tätig. Inzwischen hat er zum Bauerbund gewechselt. Innerhalb seiner Partei gilt Premstaller trotz seines jungen Alters als konservativ. Vor zwei Wochen ließ er auf der erweiterten SVP-Ortsobleutekonferenz mit seiner kritischen Haltung gegenüber der Verfassungsreform aufhorchen. Als es darum ging, eine gemeinsame Position der SVP zum bevorstehenden Referendum zu besprechen, äußerte sich Premstaller gleich mehrmals skeptisch. Und war schließlich einer von nur drei der 250 Anwesenden, die für ein Nein am 4. Dezember stimmten. Als neuer JG-Vorsitzender wird Premstaller am heutigen Montag (7. November) an der Sitzung des Parteiausschusses teilnehmen. Dieser stimmt offiziell über eine Stimmempfehlung für das bevorstehende Verfassungsreferendum ab. Spätestens nach der Ortsobleutekonferenz ist klar, in welche Richtung die Partei tendiert. Ein Ja soll es werden, “einzig und allein aufgrund der Schutzklausel”, wie Parteiobmann Philipp Achammer betont. Wird sich Premstaller gleich mit seiner ersten Amtshandlung als neuer JG-Chef dieser Position widersetzen? “Ich vertrete auch dann meine Meinung, wenn sie von der Parteilinie abweicht”, sagte Premstaller vergangene Woche zur Tageszeitung. Nun steckt er in einer Zwickmühle: Noch bevor Premstallers Wahl am Samstag Abend über die Bühne ging, stimmte die SVP-Jugendleitung intern über ihre Haltung zum Verfassungsreferendum ab. Die Wahl ging mit acht Ja- und acht Nein-Stimmen unentschieden aus.