Culture | Salto Afternoon

Rainer im Damensalon

Mit Heiterkeit und feinem Strich hat Rainer Kainrath liebevolle und liebestolle Bildgeschichten in Holzrahmen gekleidet und in einen Damensalon gehängt. Ein Rundgang.
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1967 hatte der Zeichner und Architekt Rainer Kainrath die 44. Weinausstellung im Damensalon des Hotel Laurin in Bozen dekoriert. 51 Jahre später stellt er seine humorvollen Zeichnungen in den gleichen Raum. Wie hoch die Frauenquote der über 100 in den Damensalon platzierten  Bilder ist müsste zwar genauer eruiert werden - feststeht: in Rainer Kainraths Zeichnungen gehören Damen zum festen Bestandteil. Und sie offenbaren den Blickwinkel eines Herren, der sich im #MeToo-Zeitalter seine frivole Linienführung nicht verbieten läßt. 

Neben wenigen älteren Bilderserien zeigt Kainrath – stets mit einer Brise Humor und Erotik – viele neue Arbeiten. Mit dem exakten Strich des Architekten und der Narrenfreiheit eines Freigeistes kreiert der Künstler vielseitige Bildkompositionen zum zweideutigen Verständnis. Er bietet immer kantige oder geschwungene und immer wieder freundlich aneckende Sichtweisen, überlässt aber den Betrachtern – ob Männlein oder Weiblein –, Sichtweise und Intrpretation. Viele seiner in schwarzen Holzrahmen und mit kleinen Türchen versehenen Bildobjekte lassen sich nach Belieben drehen, öffnen und schließen.

Das hier geschaffene Bilderkarusell bietet Blicke in verbotene Kainrath`sche Damensalons, auf ritterliche Freizügigkeit früherer Jahrhunderte, auf kuriose Episoden gefangener Häftlinge, hinter den Vorhang kleiner närrischer Kasperlbühnen, auf genau berechnete Eckbilder, einen wuchtigen Adventskalender, sowie auf Kainraths sportliche Fußballzeichnungen.  

Nur wer achtsam hinter die Fassade – und die Zeichnungen – blickt, erkennt Kainraths zeichnerischen Witz. Mit vornehmen Tusche-Strichen erzählt er eine Geschichte nach der anderen, verwebt Fantasie mit Wirklichkeit, Schwärmerei mit Spiel und Sinn für Historie.

Zu sehen sind auch zeitgenössische Damenbilder einer Conchita Wurst oder einer Lady Gaga. Allerdings nur mehr bis morgen, 8. November.