Arts | Körper

Suche: Menschliche Körper(teile)

„Seeking human with body“ lautet die gemeinsame Aufgabe von Lena Braumandl und Franziska Pritzl dieser Tage. Im offenen „Call“ suchen die Studentinnen Körper für Kunst.
Franziska Pritzl und Lena Braumandl
Foto: SALTO
  • Egal, wer Sie sind, Sie haben einen Körper und dieser hat Geschichten (zu erzählen). Einige dieser Geschichten wollen die beiden Studentinnen der Freien Universität Bozen für die Vorstellung von Semesterprojekten „GOG“ („Gäste Ospiti Guests“) als Pars pro Toto, als ein Körperteil von vielen in einem Virtual Reality Kunstwerk erfassen. Dafür suchte man gestern und sucht noch - anonymisiert - bis heute 17 Uhr Körper und deren Besitzer einzufangen. Der Kontakt für Interessierte und Ort der Aufnahmen finden sich am Ende des Artikels.

    Die individuellen Körperteile (es werden keine Köpfe gescannt) sind schnell erfasst, vorab und anschließend kann man mit den Student:innen sprechen. Dabei gehen die Fragen dann in beide Richtungen und werfen Überlegungen auf, mit denen man sich rund um den eigenen Körper vielleicht noch nicht befasst hat. Eine Chance, die wir uns nicht entgehen haben lassen, um Eindrücke eines Körpers zu sammeln, der bislang nur als Idee im Raum schwebt: „Zum einen ist es uns durch das Virtuelle möglich, in diesen Körper hineinzugehen, zum anderen wollen wir auch Sound dabeihaben. Gibt es ein Geräusch, das Sie mit Ihrem Körper verbinden?“, fragte Lena Braumandl uns nachdem wir einen Teil unseres Körpers scannen lassen haben. Der Prozess dauerte nicht lange, im neutralen weißen Raum machte die Studentin mehrere Runden mit dem Smartphone um uns, um mit einer App ein dreidimensionales Abbild einzufangen. Köpfe oder verräterische Tattoos werden nicht gescannt und jedem und jeder steht es dabei frei, so viel oder wenig Haut zu zeigen, wie er oder sie möchte. Die Öffnungszeiten der Räumlichkeiten und das Anbringen der Flyer sind dabei auf den ersten Blick eine indirekte Auswahl, im zweiten erkennt man eine gewisse Notwendigkeit.

    Sicherlich ist ein Aufruf der zu Arbeitszeiten erfolgt nicht jedermann oder -frau zugänglich. „Über Auswahl haben wir viel gesprochen: An wen adressiere ich mein Projekt, wen frag ich? Weil wir das beide möglichst vermeiden wollen. Deswegen heißt das Projekt auch ‚Seeking human with body‘. Jeder hat einen Körper und ist damit willkommen.“ Bislang seien vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda Menschen für das Projekt zu gewinnen gewesen, oder auch solche, die spontan angesprochen wurden. Intuition ist damit ein Auswahlkriterium, wenn auch kein greifbares.  „Wir wollen das aber auch ausbauen und reflektieren.“, so Braumandl. „Setzt man sich mit einem Schild in einen Park, wer kommt dann?“ Auch darüber, in Altersheimen nach interessierten Personen zu suchen, wurde laut nachgedacht.

  • Körpersuche: Bitte Schuhe aus heißt es vor Betreten des Aufnahmebereichs im Fotostudio. Foto: SALTO

    Wer aber möchte sich mit seinem Körper befassen? Ist es nicht so, dass viele Menschen sich dann bewusst mit ihrem Körper beschäftigen, wenn sie etwas stört? „Das Verhältnis zum Körper ist sehr individuell geprägt, auf jeden Fall.“, weiß Franziska Pritzl über die bisherigen Gespräche und Scans zu berichten. „Es kommt sehr selten vor, wenn überhaupt, dass jemand nur positives erzählt. Es ist schon fast eine Rechtfertigung die oft erzählt wird.“ 

  • Beide Studentinnen, die sich als Mitbewohnerinnen kennen, kommen aus verschiedenen Richtungen - Design und Sozialwissenschaften - zu dem Projekt. Pritzl, die in Brixen Sozialwissenschaften studiert, war zuerst Teilnehmerin, nun geht es ihr auch darum, einen Raum zu schaffen, in dem wir uns beim Thema Körper öffnen können: „Ich habe gerade soziale Interventionen als Kurs und für mich ist Pädagogik nicht nur ein Auftrag, Menschen zu unterstützen, es geht auch darum, Safe Spaces zu konstruieren. Ich habe das bei diesem Projekt wahrgenommen, auch wenn es eine andere Richtung ist, an ein soziales Problem heranzugehen. Das verändert den Kontext und die Perspektive.“ 

    Am Ende haben wir den Raum im Untergeschoss der Universität Bozen tatsächlich mit neuen Blickwinkeln und Ansichten zum eigenen Körper verlassen. Pritzl übt sich auch in Body Acceptance: „Diese Offenheit, zu sagen: Wir sind hier zu dritt und es passt so wie es ist, ist schon der Grundbaustein für ein wohliges Gefühl und bessere Perspektiven auf das Dasein.“ Wir sind gespannt wie und in welcher Form unser eigener Körper sich am Ende in ein größeres Ganzes einfügen wird.

  • Wer beim „Open Call: Seeking human with body“ mitmachen möchte, kann sich per E-mail an die Studentinnen wenden. Ihr Kontakt lautet [email protected] .