Des Gnomes Kern
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In der Edition Zoom-Ed, der Erstlingsreihe ohne Altersbegrenzung der SAAV (Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung) konnte sich Jamunno den Sieg beim offenen Wettbewerb sichern und mit dem ersten italienischsprachigen Beitrag der 2020 gegründeten Reihe auch eine Veröffentlichung. Herausgekommen ist ein Roman, der in seiner Ganzheit durchaus heterogen wirkt. Das Buch mit seinen 23* Kapiteln kommt auf 230 Seiten, doch eigentlich sind es noch mehr Kapitel. Der Autor treibt sich seinen Spaß mit den nur durchnummerierten, fast gänzlich unbemittelten Kapiteln und führt ein Bonuskapitel zwischen 15 und 16 sowie drei Versionen zum Kapitel mit der Nummer 19.
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All das greift in einem skurril anmutenden Kapitelverzeichnis ein wenig der Erzählstruktur des Buches vorweg, das sich selten mehr als 10 Seiten Raum nimmt um bei einer Idee, einem Erzählstrang zu bleiben, stattdessen Fäden spinnt, aufgreift und wieder fallen lässt. Der Roman hat dadurch etwas Erratisches, das mal so wirkt als entspränge ein Kapitel dem letzten, dann wieder so, als hätten beide nicht denselben Autor - ein Effekt auf den Jamunno in seiner nur oberflächlich an den Film „Up“ (Pixar, 2009) erinnernden Erzählung abzielen dürfte.
Die mutige Greta, 2011 erstmals im Museion Bozen auf die digitale Seite gekommen, der doch irgendwie liebenswürdige Altgriesgram und der Wittwer Louis haben nämlich keine klassische Geschichte vor sich, sondern eine, in der die Figuren irgendwann mit der Autor-Gott Figur zu verhandeln beginnen. Jamunno sieht darin auch ein wenig den Werdegang des Buches selbst gespiegelt. Am Ende waren es die Figuren, gepaart mit einem plötzlich pandemiebedingt aufgestoßenen Zeitfenster, die die Fertigstellung eines Manuskripts rechtzeitig zum Abgabetermin ermöglichten.
Anschließend dürfte wohl auch die Aufsicht und der Input von Stefano Zangrado eine Rolle für die Ausgestaltung eines Romans gespielt haben, der dennoch nicht gänzlich rund ist. Er hat noch charakteristische Ecken und Kanten, die von der Person hinter den Seiten sprechen, immer wieder Prinzipien festlegen, den Stand unserer Welt in fantastischen Details spiegelnd. Einmal etwa mit den Bewohnern der „Oasie del tempo“, unserem Haupthandlungsort an den geliebte, aber nicht gemochte Senior:innen abgeschoben werden. Unter anderem auch ein Paar sehr guter, alter Freundinnen, die seit langem zusammenleben und von denen keine einen anderen Partner hätte.
Immer wieder subtil, aber auch mit einer hartnäckigen Regelmäßigkeit zeigt Jamunno zu diesem oder jenem Thema sein Profil und ist dabei, bei aller Experimentierfreude immer auch stil- und prinzipientreu. Was mit einem verschwundenen Gartenzwerg noch recht banal beginnt, ist - gestatten Sie bitte - in des Gnomes Kern ein Roadtrip und ein sich Ausprobieren. Dass der Roman dabei keiner gängigen Konvention des Geschichtenerzählens so wirklich folgt, mag für die einen oder anderen ein Hinderungsgrund sein, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen. Für mich war es ein Punkt der Neugier.
Klar, dem Buch merkt man noch an, dass es ein Erstling ist und Jamunnos - in art Yomers - Stil wird mit diesem Buch wohl ausschlaggebend sein. Wer diesen geistreichen Stil, von einer hochgespielten und immer wieder selbstironisch gebrochenen Selbstsicherheit, gepaart mit Verletzlichkeit von Jamunno, von Bühnen, Musik oder Postcasts bereits kennt und schätzt, der wird recht einfach Gefallen an „Nel Gnome del Padre“ finden und eine vergnügliche Zeit mit dem Buch haben. Mir ging das so.
Denn auch wenn es einige Kleinigkeiten gab, die mich stören und ich persönlich auch einen etwas ruhigeren, weniger sprunghaften Stil bevorzuge, so ist Matteo Jamunno für mich jedenfalls eines gewiss nicht: ein langweiliger Autor. Und da 'Matteo Jamunno’ nicht nur auf dem Buchdeckel klein unter dem Titel steht, sondern auch groß zwischen den Zeilen, hat mich das beim Lesen immer wieder neugierig auf den nächsten stilistischen und handlungstechnischen Abweg gemacht.
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