Sports | Eisklettern

Klettern auf gefrorenen Wasserfällen

Mit je einem Eisgerät (Pickel) in der rechten und linken Hand und die vorderen Zacken der Steigeisen fest ins fast senkrechte Eis gerammt, so steigt ein Kletterer den gefrorenen Wasserfall nach oben. Dies nennt man Eisklettern.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
  • „Eisklettern ist sehr komplex“, erklärt Daniel Ladurner aus Lana, selbst begeisterter Eiskletterer. Es gilt Verschiedenes zu beachten, denn Temperatur, Temperaturschwankungen und die Witterung beeinflussen die Festigkeit des Eises ständig. Es hängt auch von der Ausrichtung des Wasserfalls ab, ob Sonne das Eis verändert. Auch Schnee kann das Klettern an gefrorenen Wasserfällen erschweren. Wie immer bei Outdoor-Aktivitäten im Winter ist die Lawinengefahr zu beachten. So kann der Zustieg lawinengefährdet sein oder Lawinen von weiter oben können über den Eisfall abgehen. Dies sind nur einige er speziellen Gefahren, die von Eiskletternden stets beachtet werden müssen. 

  • Temperaturen und Wetter bestimmen mit

    Mögliche Routen können in verschiedenen Eiskletterführern nachgelesen werden. Dort sind auch die Schwierigkeiten in einer eigenen Skala angegeben. „Dies sind theoretische Werte“, sagt Daniel Ladurner, „denn ja nach Eisqualität ändert sich auch die Schwierigkeit jedes Jahr“. Und dies ist das Besondere am Eisklettern: der Eisfall ist jedes Jahr anders, die Eisqualität und -dicke unterschiedlich und je nach Temperatur und Witterung ändern sich die Bedingungen auch im Laufe des Winters immer wieder. Erstbegehungen werden auf der Website des AVS veröffentlicht. 

    Ob Eisklettern überhaupt möglich ist, ist stets wetter- und temperaturabhängig. Es braucht viel Wasser im Herbst, damit ein Eisfall entstehen kann. Danach ist es günstig, wenn die Temperaturen konstant niedrig bleiben. „Dies war heuer leider nicht der Fall war, wir hatten immer wieder Warmperioden, was einige Touren unmöglich machte“, sagt Ladurner. Oftmals helfe ein Ausweichen auf nordseitige und schattige Gebiete. „Es macht wenig Spaß, wenn Wasser übers Eis rinnt und alles nass wird“.

    Egal wie die äußeren Bedingungen sind: Beim Eisklettern gelte es immer aufzupassen, ob die Statik und die Eisstruktur noch halten. 

  • Foto: Daniel Ladurner
  • Die passende Ausrüstung

    In der Entwicklung der Ausrüstung hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Es gibt gute Steigeisen zum Steileisklettern mit Monozacken vorne. Diese eignen sich auch gut für Mixed-Touren, also für kombinierte Touren in Fels und Eis, da man damit besser Halt in Rissen und Löchern findet.

    Natürlich braucht es zwei Eisgeräte, Eisschrauben mit Kurbel, imprägnierte Seile, einen Helm, wasserdichte Hose, Jacke, Schuhe und Gamaschen und die übliche Kletterausrüstung. Während des Kletterns sind dünne Handschuhe geeignet, da es sich damit leichter Klettern lässt. „Auf dem Standplatz ziehe ich wärmere Handschuhe drüber, damit die Finger nicht unterkühlen“, erklärt Ladurner. „Und etwas zum Wechseln ist auch nicht schlecht, da die Handschuhe oft nass werden“. 

  • Skala der Schwierigkeitsgrade

    Bei reinen Eistouren geht die Schwierigkeitsskala von eins bis sieben auf der WI-Skala, dies steht für „Water Ice“. Der siebte Grad ist der schwierigste und maximale Grad in Europa: hier spricht man von dünnen, freistehenden Eissäulen oder überhängendem Eis und es gibt nur schlechte Sicherungsmöglichkeiten. 

    Anders ist die Bewertung im Mixed-Klettern, also beim Überwinden von Passagen in Fels und Eis. Auf der M-Skala (für Mixed) geht die Schwierigkeit von 1 bis 15 und 16, wobei diese Bewertung nach oben offen ist. „Da ist noch Spiel nach oben“, erklärt Daniel Ladurner. 

    Aus dem Mixed-Klettern hat sich das Drytooling entwickelt, was übersetzt „trocken werken“ bedeutet. Dabei wird auf Fels in eigenen Klettergärten oder auf künstlichen Strukturen und ohne Eis mit Steigeisen und Eisgeräten geklettert. Mittlerweile ist dies eine eigene Kletterdisziplin, die mit einer Skala von D1 bis D15 bewertet wird.  

  • Foto: Daniel Ladurner
  • Die Eiskletterszene Südtirols

    Auf die Frage, wo man in Südtirol Eisklettern kann, antwortet Ladurner mit einem Achselzucken: „Überall, wo es kalt genug ist und Wasserfälle gefrieren“. Dies kann manchmal auch im Etschtal der Fall sein. Ansonsten trifft sich die Eiskletterszene Südtirols im Grödner- und Gadertal, rund um Cortina und im Tauferer Ahrntal. 

    Eisklettern war lange ein Nischensport. In den vergangenen Jahren hat diese Art des Kletterns an Beliebtheit gewonnen. Dies zeigen auch die vielen Anmeldungen zu den Eiskletterkursen des AVS

    Daniel Ladurner ist im Winter viel an den verschiedenen Eisfällen in Südtirol unterwegs. „Das Faszinierendste dabei ist, dass sich die Materie ständig ändert. Es ist stets wetter- und temperaturabhängig, ob eine Route überhaupt möglich ist. Und es hat eine Fälligkeit, denn im Frühjahr ist es vorbei“. 

    Ingeburg Gurndin, Mitarbeiter AVS-Referat Kommunikation