Politics | Mobilität

Musterschüler Südtirol?

Staatssekretärin Vannia Gava lobt bei ihrem Besuch in Bozen die Innovationsfreude hierzulande. Gelingen soll die Verkehrswende mit lokal produziertem Wasserstoff.
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Foto: LPA / Fabio Brucculeri
Heute (8. März) ist die Staatssekretärin im Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit Vannia Gava in Bozen mit Umweltlandesrat Giuliano Vettorato, Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider und Landeshauptmann Arno Kompatscher zusammengetroffen. Zentrale Themen waren Umwelt und Wasserstoff. Lega-Parteikollege Vettorato dankte ihr in der darauffolgenden Pressekonferenz für die gute Zusammenarbeit, etwa bei der kürzlichen Vereinbarung zur Verbesserung der Luftqualität im Land mit Investitionen von bis zu fünf Millionen Euro. Vettorato erläuterte die wichtigsten Punkte der Projekte: „Das erste betrifft den technischen Teil von BrennerLEC-AfterLife, der es ermöglichen wird, Staus und Emissionen von Stickoxiden und Kohlendioxid zu reduzieren.“ Das zweite Projekt sei eine umfassende Beratung für Betreiber von Holzheizungen, um die Gesundheit und die Luftqualität in Innenräumen zu verbessern. „Das dritte Projekt schließlich sieht die Gewährung von Zuschüssen für den Ersatz veralteter Holzheizungen vor, um den Weg der ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit weiterzugehen“, sagt Vettorato.
„Die Verwaltung der Provinz Bozen ist reich an Ideen und Projekten“, so Gava. „Wir müssen uns nach diesen Regionen richten, die Innovation und Technologien in ihr Gebiet gebracht haben.“ Denn diese würden in der ökologischen Transition eine wesentliche Rolle spielen. Laut Landesrat Alfreider arbeite die Landesregierung derzeit vor allem an der Förderung der klimafreundlichen Mobilität – sowohl bei öffentlichen Verkehrsmittel als auch bei der Brenner-Autobahn.
 

Weniger Emissionen

 
„Unser oberstes Ziel ist es, den Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, wobei wir uns auf den verbleibenden Teil des grünen, das heißt, emissionsfreien Verkehr konzentrieren“, betont Alfreider. „Wir halten uns technologisch stets auf dem neuesten Stand der Entwicklung, damit auch unser Land einen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Deshalb setzen wir auch auf Wasserstoff und Infrastruktur auf dem Brennerkorridor, sowohl für den öffentlichen Nahverkehr als auch für den Autobahntransit. Dank der EU-Mittel, der Gelder aus dem Fonds des gesamtstaatlichen Wiederaufbaufonds (PNRR) und der anderen Initiativen des Ministeriums für Verkehrsinfrastruktur kann sich unser Land auf diese wichtigen Investitionen konzentrieren.“
 
 
Zu den Investitionsvorhaben zählt auch die kürzlich abgeschlossene Ausschreibung zur Wasserstoffproduktion in Ex-Industriegebieten. Insgesamt stehen rund 14 Millionen Euro an europäischen Geldern aus dem Wiederaufbaufonds PNRR bereit. „Es ist nicht möglich, Industrien des Automobilsektors von einem Tag auf den anderen zu schließen, sondern wir wollen Unternehmen bei dieser technologischen Entwicklung begleiten.“
Bei der Mobilität auch auf Wasserstoff zu setzen, sei in dem gebirgigen Südtirol eine Notwendigkeit: „Die 18 Meter langen Elektrobusse schaffen es nicht, die Höhenunterschiede in Südtirol zu bewältigen, weil die 8.000 Kilogramm schweren Batterien überhitzt werden würden. Es gibt mittlerweile Technologien, die es erlauben, kleine Batterien bis zu 1.500 Kilogramm mit einer Wasserstoffzelle nachzufüllen. Diese Busse können dann auch die Höhenunterschiede in den Tälern und Bergen bewältigen“, erklärt Alfreider.
Vollelektrische Busse seien also nur für den städtischen Raum geeignet. Außerdem müssten die Busflotten mit Elektroantrieb über eine größere Stückzahl verfügen, da die Ladezeit eines E-Busses mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Tanken von Benzin oder Diesel. Für den ländlichen Raum seien hybride Busse, die elektrisch aber auch mit Wasserstoff betrieben werden können, geeignet.
 

Fahrermangel

 
Was den Fahrermangel bei Bus und Bahn betrifft, habe das Land die sogenannte „sasa academy“ aufgebaut, die Anfang November 2022 mit dem ersten Lehrgang für zukünftige Busfahrer*innen gestartet ist. „Es ist ein Beruf, der Zukunft hat“, sagt Alfreider. Die Kollektivverträge im öffentlichen Nahverkehr sind bereits angepasst worden. Zurzeit arbeiten rund 1.200 Personen als Busfahrer*innen im öffentlichen Personennahverkehr.
„Ich appelliere dafür, in diesem Beruf zu arbeiten, sonst werden wir die Mobilitätsdienste in Südtirol nur schwer gewährleisten können.“ Zudem würden die neuen Busse für die Fahrer*innen mehr Komfort, Sicherheit und Spaß mitbringen. „Gerade bei den Elektro- und Wasserstoff-Bussen ist der Fahrkomfort sehr viel besser als bisher. Das Feedback unserer Busfahrer*innen ist sehr positiv.“
 
 
Ob diesen Sommer die Fahrpläne wie im Jahr zuvor wegen dem Fahrermangel gekürzt werden müssen, sei noch nicht absehbar. „Im Winter ist es leichter, Busfahrer*innen zu finden. Sie kommen aus anderen Regionen Italiens, wo es im Winter keinen Tourismus gibt. Im Sommer ist es schwieriger, vor allem auch, weil viele Busfahrer*innen dann ihre Ferien in Anspruch nehmen. Deshalb wird der Sommer eine kritische Zeit bleiben.“
Trotzdem seien die Konzessionäre der Busdienste besser vorbereitet als das Jahr zuvor: „Durch die Umstellung auf die neuen Konzessionäre war es letztes Jahr sehr akut.“