Environment | Interview
„Von Insektenbestäubung abhängig“
Foto: Fachschule Laimburg
Lukas Tratter arbeitet an der Fachschule Laimburg als Fachberater für Imkerei der autonomen Provinz und hält regelmäßig Schnupperkurse für Interessierte an der Imkerei.
salto.bz: Herr Tratter, wie lief der Schnupperkurs für Imkerei letzte Woche in der Laimburg?
Lukas Tratter: Der Schnupperkurs findet bei der Bevölkerung einen großen Anklang. Er bietet den Teilnehmer*innen die Möglichkeit herauszufinden, ob die Imkerei für sie geeignet ist oder nicht. Wir wollen einen Eindruck darüber vermitteln, vor welche Herausforderungen man gestellt wird, etwa wie groß der Zeitaufwand ist, wie viel Platz benötigt und vor welche Kosten man gestellt wird. Wir geben auch Informationen darüber, wo Bienen erhältlich sind, welche gängigen Beutelsysteme es gibt und welche Geräte es braucht. Der nächste Schnupperkurs wird im Herbst stattfinden.
Was wäre der nächste Schritt, wenn man sich für die Imkerei entscheidet?
Neben der persönlichen Fortbildung ist es sinnvoll, sich einen Imkerpaten oder eine Imkerpatin zu suchen. Das ist eine in der Imkerei erfahrene Person, die in der ersten Zeit unterstützend zur Seite steht und eventuell auch Imkereimaterial verleiht. Die Imkerei ist eine schöne Freizeitbeschäftigung, aber es ist auch ein komplexes Sachgebiet. Deshalb ist es ratsam, wenn auch nicht verpflichtend, einen Imkerkurs zu besuchen. Wir bieten dafür „Das Grundmodul der Imkerei“ an, das ebenso gut besucht ist.
Die Bienen leisten hier einen sehr wichtigen Beitrag, da sich viele Pflanzenarten an die Insektenbestäubung angepasst haben.
Wie erklären Sie sich den Trend, dass sich in den letzten Jahren viele Menschen für Imkerei interessieren?
Es gibt ganz verschiedene Beweggründe und die Teilnehmer*innen sind bunt gemischt. Das Kursangebot ist sowohl für männliche als auch weibliche Teilnehmer*innen interessant, genauso wie für Jüngere und Ältere. Einige suchen beispielsweise nach ihrer Pensionierung eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, andere brauchen neben ihrem anstrengenden Berufsalltag eine Tätigkeit wie die Imkerei, um zur Ruhe zu kommen. Auch der finanzielle Nebenerwerb ist ein Beweggrund. Viele möchten auch der Umwelt etwas Gutes tun und einen Beitrag für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt leisten. Meistens wird es eine Mischung dieser genannten Faktoren sein.
Inwieweit zahlt sich die Imkerei finanziell aus?
Das hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von einer guten Ausbildung und der eigenen Arbeitsweise. Voraussetzungen dafür sind gesunde Bienenvölker und der richtige Aufstellungsplatz, wo sich die Bienen wohl fühlen. Bienen sammeln sowohl Nektar als auch Pollen, deshalb ist es wichtig zu wissen, wo es Pflanzen gibt, deren Blüten für Honigbienen geeignet sind. Als Imker muss ich mich sehr mit der Natur und den verschiedenen Wechselwirkungen auseinandersetzen. Ein erfolgreicher Imkereibetrieb hängt zudem von der Anzahl der Bienenvölker ab, im Hobbybereich bewegen wir uns hier im Bereich von bis zu 19 Bienenvölkern.
Gibt es in Südtirol mehr Imker*innen im Hobbybereich oder mehr, die das hauptberuflich machen?
In Südtirol gibt es fast ausschließlich Hobbyimker*innen, nur einzelne imkern in einem größeren Maßstab.
Wie wird der gewonnene Honig weiter genutzt?
Der Honig dient sowohl dem Eigenbedarf als auch dem Verkauf. Gibt es einen Überschuss und werden die gesetzlichen Bestimmungen bei der Honiggewinnung eingehalten, kann er auch verkauft werden. Wie viele Hobbyimker*innen ihren Honig in Südtirol verkaufen, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Die Wildbienen sind Solitärbienen, die auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind.
Wie trägt die Imkerei zur Artenvielfalt bei?
Ungefähr 80 Prozent unserer Nutzpflanzen sind von der Insektenbestäubung abhängig. Die Bienen leisten hier einen sehr wichtigen Beitrag, da sich viele Pflanzenarten an die Insektenbestäubung angepasst haben. Nicht die Produkte der Imkerei sind der primäre Gewinn, sondern die Bestäubungsleistung.
Inwieweit stellen Honigbienen im Lebensraum der Wildbienen eine Konkurrenz dar?
Diese Gefahr sehe ich nicht gegeben. Die Wildbienen kommen durch verschiedene Landnutzungen unter Druck, aber nicht durch die Honigbienen. Denn diese beiden Bienenarten interagieren wenig, die Wildbienen sind Solitärbienen, die auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind. Wenn es blüht, finden alle Bienen genügend Nahrung.
Welche natürlichen Feinde haben Bienen?
Bienenvölker werden durch Krankheiten wie die Varroamilbe oder die Amerikanische Faulbrut bedroht. Hier ist es die Aufgabe der Imker*innen, auf die Gesundheit der Bienen zu achten.
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