Lobbyarbeit für die Opfer der Krise

Mit Werner Steiner hat der Katholische Verband der Werkstätigen (KVW) einen neuen Vorsitzenden. Mit ihm will sich der mitgliederstarke Sozialverband nun noch stärker als soziales Gewissen des Landes positionieren.
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52 Jahre alt,  beheimatet in St. Sigmund/Kiens, Musiklehrer an einer Mittelschule in Vintl, seit 18 Jahren im KVW Pustertal aktiv, davon die letzten zehn Jahre als Bezirksvorsitzender: Das ist das Identikit von Werner Steiner, dem neuen Mann an der Spitze des Katholische Verbandes der Werkstätigen (KVW). Er wurde gestern Abend vom 35-köpfigen Landesausschuss einstimmig zum KVW-Vorsitzenden gewählt. Eine Wahl, die sich bereits bei der Wahl des Landesausschusses im April  abzeichnete, bei der Steiner die meisten Stimmen erhielt. Mit ihm im Vorstand sitzen werden in den kommenden vier Jahren Helga Mutschlechner Holzer, Herbert Schatzer, Rosa Stecher Weissenegger sowie der bisherige Vorsitzende Konrad Peer.

Die Motivation, sich seinem neuen Amt zu stellen, bekam er nicht zuletzt im Rahmen von landesweiten Vorträgen, die er in den vergangenen zwei Jahren hielt, erklärt Steiner. „“Dabei habe ich sehr viele Leute kennengelernt, aber vor allem viel Begeisterung für die Ehrenamtlichkeit und das Soziale gesehen.“  Eine Begeisterung, die in den kommenden Jahren dringend nötig sein wird, um die steigenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme anzugehen, denen sich Südtirols mitgliederstärkster Sozialverband  gegenüber sieht.  Zeugnis davon geben bereits die Statistiken der KVW-Patronate: Während sich dort in den vergangenen zwei Jahren die Rentenanträge infolge der Reformen empfindlich reduziert haben, ist allein die Zahl der Anträge um Arbeitslosengeld von 5203 auf  8863  gestiegen.

Vor diesem Hintergrund wird die Rolle des KVW in den kommenden Jahren noch viel stärker gefragt sein als in der Vergangenheit, meint auch der geistliche Assistent des Verbandes Josef Stricker. „Denn es ist etwas anderes, die Sozialpolitik in Zeiten der Hochkonjunktur zu bedienen als in Zeiten der Krise“, meint er. Nun gelte es mehr denn als soziale Stimme wahrgenommen zu werden und eine öffentliche Meinung für die Probleme jener Bevölkerungsgruppe zu schaffen, die am stärksten unter der Sparhaushalten und der Wirtschaftskrise leiden. Die Stoßrichtungen, um die es dabei gehen wird, hat die Landesversammlung bereits im April festgelegt: Neue Armut, prekäre Arbeitsverhältnisse und die Herausforderungen für Familien.

Neben dem Dienstleistungs-Angebot über die Partronate wird in diesen Bereichen eine noch stärkere politische Lobbyarbeit notwendig sein.  Welchen Kurs der KVW hier konkret fahren will, möchte Werner Steiner nun in nächster Zeit innerhalb des neuen Vorstandes klären.  Die größte Kraft des Verbandes liegt für ihn jedoch klar in den fast 40.000 Mitgliedern, mit denen der Verband die bis in die kleinsten Orte hinaus vertreten ist. „Wenn diese Basis zusammensteht, müssen wir nicht einmal laut schreien, um unsere Anliegen vorzubringen.“