Das war's, Amigo!
So läuft die Politik. Gerade hat man noch bombige Zeiten miteinander erlebt und wenige Monate später bombardiert man einander. Die kriegerische Sprache basiert in dem Fall auf den tatsächlich heftigen Kämpfen, die ein Sextett der Südtiroler Volkspartei zu Beginn des Jahres gegen die eigene Parteizentrale geführt hat. Die drei Bürgermeister Fritz Karl Messner, Werner Tschurtschenthaler und Dieter Pinggera, deren legendäres Selfie für immer als Erinnerung der gemeinsamen Schlacht bleiben wird, sowie die respektiven Bezirksobmänner des Wipptals, oberen Pustertals und Vinschgaus. Letzterer ist bekanntlich auch Kammerabgeordneter in Rom und hatte für einen der Höhepunkte im SVP-internen Ringen der Bezirke um die Geburtenstationen gesorgt: Die Planggers-Bombe nannte die Südtiroler Tageszeitung damals eine geharnischte E-Mail, die der Vinschger an Gesundheitslandesrätin Martha Stocker sowie den Landeshauptmann und SVP-Parteiobmann schickte. Die wichtigste Botschaft von Albrecht Plangger: Die Standards aus Rom sind bei weitem nicht so eng zu sehen, wie ihr sie interpretiert. Sollten die Pläne der Schließung der Geburtenabteilung tatsächlich durchgezogen werden, drohte der SVP-Parlamentarier mit Maßnahmen „zivilen Ungehorsams“.
„Wenn die Gegenwehr gegenüber Rom nicht von oben (der hohen Politik) kommt, dann kommt sie eben von unten (vom Volk …).
Wenn wir so weiter tun, dann arbeiten wir gegen das Volk und nicht für das Volk. Wir spielen das Spiel der Bozner Zentralisten, die alles nach Bozen bringen und die Peripherie aushungern wollen. Dann lieber ohne mich!“
Drei Monate zielt das Planggersche Bombardement in eine gänzlich andere Richtung: „Das unerwartete und gänzlich unnötige ‚politische“ Ausscheiden des Sterzinger Bürgermeisters hat nur Unsicherheit geschürt und die gemeinsame Initiative geschwächt. Zudem ist dadurch gute Arbeit in Frage gestellt worden“, erklärt der Vinschger SVP-Bezirkobmann am Donnerstag in einer Pressemitteilung aus Rom. Eine klare Parteinahme in dem harten Tauziehen, das sich der aus der SVP geflogene amtierende Bürgermeister Fritz Karl Messner und sein großer Herausforderer Dieter Thaler von der Kleinen-Edelweiß-Liste SVP Wipptal Sterzing um das höchste politische Amt in der Fuggerstadt liefern. Bürgerlisten-Kandidat Messner, immer schon der rabiateste in der einstigen Rebellen-Runde, ist dabei den früheren Parolen treu geblieben - wie er auch in den vergangenen Tagen in einem Rundschreiben an alle Sterzinger Haushalte bewies:
„Wir dürfen uns nicht abspeisen lassen mit billigen Versprechungen, denen man schon ansehen kann, dass sie wieder zurückgenommen werden, sobald die Gemeindewahlen vorbei sind... . Der Plan, das Sterzinger Krankenhaus abzuwürgen, besteht nach wie vor. Sprechen Sie mit den Ärzten, die im Krankenhaus tätig sind, und sie werden es Ihnen bestätigen."
Ganz anders hört sich mittlerweile Albrecht Plangger an. Nach dem erfolgreichen gemeinsamen Kampf, dank dem man „den ‚Zentralisten’ in Bozen bewiesen habe, dass die Sanitätsreform in Bezug auf die kleinen Bezirkskrankenhäuser ‚falsch’ sei und in eine andere Richtung gehen müsse“, würden nun in Rom die Sicherheitsstandards der Kreißsäle überprüft und an der Finanzierbarkeit dieser Standards gearbeitet. Schon bald werde der Beweis erbracht sein, dass „auch von den kleinen Strukturen aus Abteilungen im Gesundheitsbezirk geleitet werden können und mit Primaren besetzt bleiben“. Und, so Plangger: „Die Bezirkskrankenhäuser werden in jedem Fall ihren Beitrag zum Erreichen der von der Gesundheitsreform angepeilten Sparziele leisten.“
Sackgasse für wen?
Um das umzusetzen, muss man allerdings innerhalb statt außerhalb der SVP stehen, macht der Parlamentarier klar. „Zum Kern des Problems, das eben bei der Aufteilung der Kompetenzen für die medizinische Grundversorgung zwischen dem ländlichen Raum und den großen Zentren liegt, gelangt man nur von Innen und nicht von Außen“, so Albrecht Plangger. Uneingeschränkter Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen sowie ein gemeinsames Selbstbewusstsein statt „Einzelaktionen, die mittelfristig in einer Sackgasse enden“, heißt sein Credo.
Ob sich Fritz Karl Messner auch kurzfristig in die politische Sackgasse manövriert hat, wird schon am kommenden Montag feststehen. Für eine Antwort, wer von den beiden mit seinen Prophezeiungen zur Sanitätsreform recht hatte, muss wohl zumindest der Nachhall der Gemeindewahlen verklungen sein.