Society | Glaubensfrage

Schützen schießen scharf

Weil einige Schützen ihre Gewehre nicht mehr mit in die Kirche nehmen dürfen, hagelt es aus dem Schützenbund harsche Kritik gegen “übereifrige Kirchenmänner”.
Schützen
Foto: Othmar Seehauser

Zum letzten Gruß eines verstorbenen Kameraden. Zur Ehre von Regierenden. Und zur Ehre Gottes, bei Feldmessen und Prozessionen.  Bei all diesen Anlässen darf sie abgefeuert werden, die Ehrensalve der Schützen. Die Feuerwaffen dafür – entschärfte Gewehre vom Typus Mauser, Karabiner 98K – dürfen die Südtiroler Schützen seit dem Jahr 2000 wieder tragen. Doch das soll sich ändern. Zumindest in Toblach. Dort hat der Pfarrgemeinderat beschlossen, dass die Schützen nur mehr ohne ihre Gewehre in die Kirche dürfen. Und die Ehrensalve soll nur mehr bei einer einzigen Prozession im Jahr abgefeuert werden.

Ein Affront gegen die stolzen Schützenmannen – und den christlichen Glauben selbst –, findet Jürgen Wirth Anderlan. Der neue Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes (SSB) kritisiert die Entscheidung “einiger offenbar übereifriger Kirchenmänner”, die damit drohten, “die Kirche an die Wand zu fahren”, scharf.

 

Nicht ohne ihre Gewehre

 

“In gar einigen Gemeinden im südlichen Tirol wollen Pfarrer oder Pfarrgemeinderäte den Schützen das Tragen der historischen Ausrüstung während der Messfeier verbieten. Und bei Prozessionen soll – wenn es nach dem Willen einiger offenbar übereifriger Kirchenmänner geht – nur noch eine einzige Salve im Jahr abgefeuert werden”, berichtet Wirth Anderlan.

In einer Aussendung schreibt der SSB-Landeskommandant: “Es verwundert sehr, was einige wenige von oben herab diktieren möchten – vielfach ohne überhaupt mit den Betroffenen gesprochen zu haben. Schließlich sind es gerade die Schützenkompanien, die bei jeder ihrer Feierlichkeiten die heilige Messe in den Mittelpunkt stellen. Und es sind auch die vielen Schützen, die ohne Wenn und Aber immer zu ihrer Kirche gestanden sind und sich in vielfältiger Weise um den Erhalt des Glaubens in diesem Lande bemühen.”

Wirth Anderlan stellt sich hinter seine Schützen – und gegen jene Kirchenvertreter, die die Gewehre der Schützen lieber vor als in den Gotteshäusern sehen: “In Zeiten, in denen die Kirchenbänke immer leerer werden und die Verantwortlichen nicht imstande sind, viele brennende Probleme unserer Kirche zu lösen, ist es von diesen Funktionären wohl unverantwortlich, auf diese Weise überzeugte Christen zu brüskieren.”

 

Man sei “gerne zum Dialog bereit”, meint der Landeskommandant. Er habe auch schon mit Bischof Ivo Muser persönlich gesprochen. Zugleich will Wirth Anderlan aber auch festhalten: Das “von oben herab diktiertes” Gewehrverbot lässt man sich nicht gefallen. “Wir stehen weiterhin zu unserer Kirche”, betont Wirth Anderlan. “Und die Schützen werden sich nicht von einigen übereifrigen Pfarrvertretern maßregeln lassen, die die Zeichen der Zeit offenbar noch nicht erkannt haben. Die Kirche sind nicht einige wenige, sondern wir alle”.

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19 amet Mon, 07/08/2019 - 11:15

Welch niedliche Umschreibung für die Gewehre :"historische Ausrüstung ".Wahrscheinlich war dem Bärtigen doch nicht ganz geheuer für Waffen in der Kirche zu werben.

Mon, 07/08/2019 - 11:15 Permalink
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Benno Kusstatscher Mon, 07/08/2019 - 12:42

Mir hat man als Bub beigebracht, es sei selbstverständlich, in der Kirche den Hut abzunehmen, die Handschuhe auszuziehen und sich bei der Wandlung hinzuknien. Sämtliche Regeln scheinen für Schützen nicht mehr zu gelten. Da bleibt die Steigerung nicht aus: Neuerdings brüstet man sich mit Tapferkeitsmedaillen und Vorderladern zum Gebet, um vorm Herrgott nicht halbnackt dazustehen.

Mon, 07/08/2019 - 12:42 Permalink
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Manfred Klotz Mon, 07/08/2019 - 16:59

Abgesehen von der aggressiven Art des neuen Oberschützen, kann mir jemand erklären, weshalb die einen Mauser, Karabiner 98K tragen? Ich habe gelesen, dass diese Waffe erst seit 1898 hergestellt wird.
Sie sind doch traditionsbewusst und inspirieren sich an Andreas Hofer und den Tiroler Landsturm. Oder liege ich da falsch?

Mon, 07/08/2019 - 16:59 Permalink