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Zum Schutz der Geschichte

Eine Vorschrift der Gemeinde Bozen regelt das Produktangebot am Obstmarkt. Das Ziel: Den historischen Markt typisch halten. Das gefällt nicht allen.
Geschlossene Stände am Obstmarkt
Foto: SALTO
  • Der gestrige Streik der Trockenfrüchte-Händler am Bozner Obstmarkt schlug hohe Wellen – sowohl medial als auch politisch. Die Bozner Gemeinderätin der Grünen, Chiara Rabini, bekundete auf Facebook ihre Solidarität mit den protestierenden Verkäufern. Scharfe Worte fand sie dabei sowohl für die ehemalige als auch die neue Stadtregierung: „Schon im Laufe der letzten Legislatur bemühte sich eine politische Seite, den Verkäufern von Trockenfrüchten Steine in den Weg zu legen. Mit der neuen Rechtsregierung wurde diese, meiner Meinung nach diskriminierende Gangart fortgesetzt.“ In den Augen der Stadtregierung würde Trockenobst weder die typische lokale Produktion der Hauptstadt noch „unsere“ Geschichte widerspiegeln und somit manch einem widersprechen, so Rabinis Analyse. „Dem entgegen handelt es sich aber um Produkte, die offensichtlich beliebt sind – sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen –, ansonsten würden sie nicht verkauft werden“, so die Grüne.

  • Die Hintergründe

    Am gestrigen Montag blieben die Stände mit Trockenobst und Gewürzen am Obstplatz in Bozen geschlossen. Grund hierfür war ein Protest der Betreiber, die sich Sorgen um ihr wirtschaftliches Überleben machen, sollten sie sich an die Regelung der Gemeinde halten. Konkret geht es um eine Vorschrift, die besagt, dass Trockenobst lediglich 20 Prozent des Gesamtsortiments ausmachen darf. Die entsprechenden Händler wollen das so nicht hinnehmen, zumal sich ihre Ware großer Beliebtheit erfreue und somit ihre wirtschaftliche Existenz sichere.

    Foto: SALTO
  • Schutz eines historischen Marktes

    Die Regelung zur Beschränkung des Sortiments wurde 2016 unter Kommissar Michele Penta eingeführt. Gemeinderätin Johanna Ramoser erklärt: „Der Bozner Obstmarkt ist im Handelsgesetz als historischer Markt eingestuft. Das Reglement wurde eingeführt, um den historischen Markt zu schützen und dafür zu sorgen, dass das Angebot dementsprechend aussieht.“ Die Bestimmung solle garantieren, dass auf dem Markt nicht x-beliebig alles verkauft werden kann, weshalb darin auch ganz genau festgelegt ist, wie der Markt auszusehen hat. So ist etwa angegeben, wie viele Obst- und Gemüsestände es geben soll, wie viele Käse- und Wurstverkäufer erlaubt sind und so weiter. „Und damit das Angebot typisch bleibt, wurde auch die Vorschrift der 20 Prozent Trockenfrüchte eingeführt“, so die SVP-Politikerin. In ihren Augen herrsche derzeit sowohl ein ästhetisches als auch ein Angebotsungleichgewicht am Markt, da 5 von 9 Ständen Trockenfrüchte führten. 
    Ob die Stadtregierung den Passus zu den Trockenfrüchten künftig überarbeiten werde, lasse sich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Die letzte Staatsregierung habe zusammen mit dem hds ein Projekt angestoßen, um den Obstplatz weiterzuentwickeln. Die erste Phase sei abgeschlossen, nun müsse man sehen ob weitergemacht wird.