Society | Polemik
Deplazierte Reaktion

Foto: Peppi Tischler
Das Treffen findet am Donnerstag um 18.30 Uhr am Sitz der Südtiroler Ärztekammer in der Alessandro-Volta Straße in Bozen statt. Volksanwältin Gabriele Morandell wird zu einer Aussprache mit der Ärztekammer zur Patientenschutzbroschüre geladen.
Die Volksanwältin begibt sich damit in die Höhle des Löwen. Eines Löwen, der in vergangenen Tagen laut und vehement gegen das Informationsheft der Volksanwaltschaft angebrüllt hat. „Ich will mit den Ärzten nicht streiten“, sagt Morandell zum Alto Adige, „und ich hoffe, dass diese Broschüre im Sanitätsbetrieb verteilt werden kann.“
In den vergangenen Tagen haben sich nach den harten öffentlichen Angriffen und Klagendrohungen mehrere Organisationen hinter die Volksanwältin und die Patientenschutzbroschüre gestellt.
„Der Zorn einiger Ärztevertreter ist nicht angebracht und zeichnet das Bild einer Ärzteschaft, welche das Informationsmonopol über die Patienten haben möchte“, erklärt der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), Walther Andreaus. Die Broschüre sei inhaltlich sehr korrekt und helfe den Patienten sich zu informieren. „Dies ist immer noch viel besser, als uninformiert einem Anwalt eine Vollmacht zu einer Klage zu erteilen“, so Andreaus.
Der Zorn einiger Ärztevertreter ist nicht angebracht und zeichnet das Bild einer Ärzteschaft, welche das Informationsmonopol über die Patienten haben möchte“
VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus.
Die Ärzteschaft hat nicht die Rolle die Interessen der Patienten zu vertreten und brauche daher auch nicht einbezogen werden. In Deutschland sei es Standard, dass solche Broschüren von den Krankenkassen selbst herausgegeben werden. Somit sei die Einbeziehung des Südtiroler Gesundheitsdienstes angebracht, aber nicht mal zwingend erforderlich. Walter Andreaus: „Eine solche gute Patienteninformation bei Behandlungsfehlern war überfällig“. Die VZS werden jedenfalls bei der Verbreitung der Broschüre aktiv mitarbeiten.
Einer der Mitherausgeber der umstrittenen Broschüre ist der Dachverband für Soziales und Gesundheit. In einer Presseaussendung stellt sich der Dachverband noch einmal hinter die Kampagne. „Die Information der BürgerInnen über ihre Rechte und aber auch Pflichten gehört zum Einmaleins der Staatsbürgerkunde“, heißt es in der Aussendung. Und weiter: „Dass dies in den besonders sensiblen Fragen des Rechtsanspruchs zur Gesundheitsbetreuung anders sein sollte, ist für den nicht nachvollziehbar.“ Auch den Dachverband für Soziales und Gesundheit ist der Protest und der Widerstand kaum nachvollziehbar.
Noch deutlicher wird der langjährige Präsident des Dachverbandes und SVP-Landtagskandidat Martin Telser: „Die Reaktion der Ärztevertreter ist völlig deplatziert“. Die Rechte der Patienten zu verteidigen, sie ganz sicher kein Affront gegen die Ärzte und deren Arbeit, sondern ein Instrument, um ein Verhältnis zwischen Arzt und Patienten auf Augenhöhe zu ermöglichen. „Und genau dieses Recht erläutert die Broschüre der Volksanwaltschaft, der ich deshalb sehr dankbar für diese Initiative bin“, so Telser
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"Volksanwältin Gabriele
"Volksanwältin Gabriele Morandell wird zu einer Aussprache mit der Ärztekammer zur Patientenschutzbroschüre geladen. " Richtiger wäre wohl "zitiert"! Wenn Frau Morandell morgen Abend sich in den Sitz der Südtiroler Ärztekammer begibt, hat sie schon verspielt bzw. verloren . Nicht sie will etwas von der Ärzte-Kammer, sondern umgekehrt! Also sollen sie sich einen Termin von der Volksanwältin geben lassen und sich zu ihrem Sitz zu einem Gespräch begeben! Dieses Beispiel zeigt, auf welch hohem Ross die Ärzteschaft daherreitet! Geschweige-dem auf Augenhöhe!