Politics | Tourismus

Politische Sanierung?

Während die Staatsanwaltschaft ermittelt, versucht man das Smarthotel Saslong in St. Christina zu sanieren. Plötzlich soll das Hotel einen Stern mehr bekommen.

Ein Stern, der keinen Namen kennt.
Im Amt für Tourismus will man von einem laufenden Verfahren nichts wissen. „Wir haben das Gesuch der Gemeinde erhalten und ein positives Gutachten abgegeben“, sagt Amtsdirektor Hansjörg Haller. Eines will Haller aber auf Nachfrage von salto ausschließen: „Eine politische Sanierung ist das sicher nicht.“
Dabei schwingt genau dieser Geschmack mit.

Die Vorgeschichte

Seit über einem Jahr ermittelt die Bozner Staatsanwaltschaft gegen den Villanderer Bauunternehmer Alois Rabensteiner und den ehemaligen Bürgermeister von St. Christina Eugen Hofer. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht dabei die Erweiterung des Smarthotels Saslong. Weil beim Umbau gleich mehrere Gesetze und Baubestimmungen verletzt wurden, will Staatsanwalt Giancarlo Bramante jetzt die Einleitung des Hauptverfahrens verlangen.
Die Ermittlungen sind inzwischen abgeschlossen und einer der Hauptpunkte ist ein 17 Seiten langes Gutachten eines Südtiroler Architekten, der für die Staatsanwaltschaft den gesamten Bauakt geprüft hat. Der Sachverständige kommt in seinem Gutachten zum Schluss, dass zwischen dem genehmigten Projekt und dem fertigen Hotel ein eklatanter Unterschied besteht. Konkret: 1021,62 Kubikmeter oder 790,16 Quadratmeter wurden zuviel, das heißt illegal, gebaut.
Die Berechnungen des Architekten stützen sich dabei auf klare Vorgaben. Das Hotel in St. Christina hat beim Ausbau um die qualitative und quantitative Erweiterung angesucht. Dabei bekommt man einen Kubaturbonus. Am Ende muss man dann aber den Standard von 3 Sternen erreichen.
Das Smarthotel Saslong hat – trotz Umbau und Erweiterung - bis Ende Juni 2015 aber nur zwei Sterne. Demnach ist die gesamte Erweiterung illegal.

Die Neueinstufung

Im Fall des Smarthotels Saslong ist jetzt aber Wundersames passiert. Der Sachverständige des Gerichts hat seinem Gutachten eine Bescheinigung des Amtes für Tourismus vom 16. Juni 2015 beigelegt. Demnach hat das Smarthotel Saslong zwei Sterne.
Das aber wird jetzt anders. Am 10. Mai 2015 finden in Südtirol Gemeinderatswahlen statt. Als eine der letzten Amtshandlungen der scheidenden Gemeindeführung um Bürgermeister Eugen Hofer sucht die Gemeinde St. Christina am 5. Mai beim Land um eine neue Einstufung für das Smarthotel Saslong an. Es soll jetzt 3 Sterne bekommen.
Mit dieser Neueinstufung wären zwar nicht alle von der Staatsanwaltschaft aufgeworfenen urbanistischen Vergehen saniert, aber doch ein beträchtlicher Teil der illegalen Kubatur.
Wir haben im Juli für diese Einstufung ein positives Gutachten abgegeben“, sagt Hansjörg Haller. Das Amt für Tourismus überprüft anhand der Pläne, ob die Voraussetzungen für die 3-Sterne gegeben sind. Die Lizenz erteilt dann aber die Gemeinde.
Dass die Gemeinde und auch das Land damit direkt in eine laufende Ermittlung der Staatsanwaltschaft eingreifen, scheint niemanden zu stören.
Bereits vor Monaten hatte der damalige Bürgermeister von St. Christina Eugen Hofer in der Kommission für Natur und Landschaft bei einer Abstimmung zum Smarthotel Saslong mitgestimmt, obwohl gerade gegen Hofer in dieser Angelegenheit ermittelt wird.
Ein Hotel, das seit dreieinhalb Jahren geöffnet ist, erhält einen Stern mehr just in dem Moment, in dem die Vorhaltungen der Staatsanwaltschaft bekannt werden.
Damit ist jetzt die neue Gemeindeverwaltung von St. Christina am Zug. Wird der neue Bürgermeister Moritz Demetz die Lizenz ausstellen oder den Ausgang der Ermittlungen abwarten? 
Davon wird es abhängen, ob die politische Sanierung aufgeht oder nicht.