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BBT: Überholte Kosten-Nutzen-Annahme

Eine vom Movimento 5 Stelle in Auftrag gegebene Studie des Politecnico von Mailand stellt die bisherige Kosten-Nutzen-Anlayse des BBT in Frage.

Der Trentiner M5S-Abgeordnete Riccardo Fraccaro ist ein erklärter Kritiker des Brennerbasistunnels. Statt politischer Statements fährt er nun mit wissenschaftlicher Munition gegen das Großprojekt auf: Mit einer Bewertung der 2004 von Ernst & Young erstellten Kosten-Nutzen-Studie für das Projekt durch zwei Experten am Politecnico di Milano: Paolo Beria und und Raffaele Grimaldi. Ihre Schlussfolgerung nach der Analyse der vor zehn Jahren erstellten Basis für das BBT-Projekt? Es braucht eine neue Studie, das die Ernest & Young-Daten überholt sind. Das gilt zum Beispiel für das Verkehrsaufkommen, für das zum Zeitpunkt der Ernst & Young-Studie, also vor der Wirtschaftskrise, zu hohe Wachstumsraten angenommen wurden. Demnach sollten 2015 58 Millionen Tonnen über den Brenner  transportiert werden. Ein Wert, der angesichts der 40 Millionen Tonnen im Jahr 2012 schon heute als unrealistisch eingeschätzt werden könne.

Doch auch bei den „benefits“ für Konsumenten, Umwelt und Wirtschaft machen die beiden Techniker eindeutige Überbewertungen aus, während die Kosten für das Projekt laut ihnen klar unterschätzt wurden. Immerhin war 2004 noch von 4,5 Milliarden Euro die Rede; auf der BBT-Hompage werden aktuell 7,7 bis 8,5 Milliarden Euro angegeben, während im jüngsten DEF, also der Wirtschafts- und Finanzprogrammierung 2014, bereits von 9,7 Milliarden Euro die Rede ist. „Eine Kostensteigerung von 115 Prozent innerhalb von zehn Jahren und niemand in der Regierung sieht darin ein Problem“, fragt Fraccaro. Die Probe will er nun in einer Befassung des römischen Parlaments mit den Daten machen. Und wie der Fatto quotidiana schreibt: Im römischen Palazzo Chigi könnten sich die Ergebnisse der beiden Techniker für all jene Wirtschaftsexperten als wertvoll erweisen, die Premier Matteo Renzi derzeit zu neuen Kosten-Nutzen-Bewertungen aller grandi opere drängen.