Bei Anruf Werbung
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Karin ist genervt. Schon wieder klingelt das Telefon. Schon wieder eine dieser Nummern, die sie nicht kennt. Seit die Anrufe vor einigen Monaten begonnen haben, hat sie aufgehört zu zählen, wie viele es waren. Oft geht sie gar nicht mehr ran. Denn am anderen Ende sitzt meist jemand, der ihr von irgend einem günstigen Telefontarif erzählt oder dieses und jenes Angebot von einem Stromlieferanten aus Mailand unterbreitet. Doch all das interessiert Karin nicht, was sie den Personen am Telefon auch sagt. Doch die Anrufe hören nicht auf, kommen täglich, auch mehrmals, auch in den späten Abendstunden. Und das sowohl am Handy als auch am Festnetz. Karin ist nicht alleine. Wie sie werden viele anderen von unerwünschten Werbeanrufen geplagt. Doch was kann man tun, damit sie aufhören oder es erst gar nicht erst soweit kommt?
Gunde Bauhofer ist Beraterin bei der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) und kennt die leidigen Anrufe. Sie erklärt: “Viele Leute geben oft bereitwillig eine Vielzahl von privaten Daten, auch zur weiteren Verwendung, preis”. “Die Erlaubnis, seine persönlichen Daten weiterzuverwenden und auch an Dritte weiterzugeben, wird zum Beispiel häufig im Rahmen von Vertragsabschlüssen – etwa die Eröffnung eine Bankkontos – oder bei größeren Anschaffungen – beispielsweise beim Kauf einer Waschmaschine – erteilt”, sagt sie. Auch bei Kunden- oder so genannten Fidelity-Cards in Supermärkten oder Geschäften bestehe das Risiko, dass unaufmerksame Interessenten voreilig die Weitergabe ihrer Daten mit unterzeichnen. Daher der Rat der Verbraucherschützerin: “Wir empfehlen, vor dem Setzen der Unterschrift sich fünf Minuten Zeit zu nehmen. Und sich die Kreuzchen an den entsprechenden Stellen nicht machen zu lassen, sondern selbst zu machen.” Denn das Gesetz sieht vor, dass die Verwendungszwecke der angegebenen Daten getrennt abgefragt werden müssen: “Zum einen die Verwendung für Vertragszwecke und zum anderen jene für Marketingzwecke”, so Bauhofer.
Ist die Unachtsamkeit aber passiert und der Weg für das Telemarketing frei gemacht, rät die Konsumentenberaterin: “Wenn Sie keine Werbeanrufe mehr erhalten möchten, sollten Sie Ihre Telefonnummer ins Verzeichnis der Einsprüche eintragen”, informiert Gunde Bauhofer. Seit 1. Februar 2011 gibt es die Möglichkeit, seine Telefonnummer in besagtem Verzeichnis, dem “Registro delle Opposizioni” zu vermerken. Dadurch sollte ein für alle Mal Schluss sein mit den Werbeanrufen. “Allerdings”, fügt Bauhofer hinzu, “ist das Registro delle Opposizioni nur für Nummern gedacht, die auch im Telefonbuch stehen”. Karins Festnetznummer scheint dort auf, ihre Handynummer aber nicht. Doch gibt es auch in diesem Fall Hoffnung, dem nervtötenden telefonischen Marketing einen Riegel vorzuschieben. Allerdings ist der Weg dortin um einiges aufwändiger.
“Es ist oft gut, wenn man nachfragt, woher der Anrufer die persönlichen Daten hat”, so Bauhofers Vorschlag. Ist das in Erfahrung gebracht, kann man die durch den Vertragsunterzeichnung erteilte Erlaubnis zur Weiterverwendung der Daten auch wieder entziehen – einzeln und schriftlich. Dafür gibt es auf der Homepage der Aufsichtsbehörde für Datenschutz ein eigenes Formular. Eine langwierige Prozedur, vor allem wenn mehrere Firmen im Spiel sind. “Und es kann eine Weile dauern, bis die Erlaubnis tatsächlich entzogen wurde”, fügt Bauhofer hinzu. Den abgeschlossenen Vertrag selbst beeinflusst die Rücknahme der Erlaubnis aber in keiner Weise.
Karin hat sich daran gemacht, sämtlichen Firmen, denen sie in der Vergangenheit die Erlaubnis für Werbeanrufe erteilt hat, diese einzeln wieder zu entziehen. Ihre Festnetznummer hat sie ins Registro delle Opposizioni eingetragen. Doch ihr Telefon klingelt weiter. Das höfliche “Nein, danke” reicht ihr nicht mehr, sie will endgültig Ruhe haben. “Sollten Sie auch nach der Eintragung ins Verzeichnis der Einsprüche immer noch Werbeanrufe erhalten, können sie diese bei der Aufsichtsbehörde für Datenschutz melden”, teilt die VZS mit. Auch dafür gibt es ein eigenes Formular. Ebenso sei ein Hinweis an den Anrufer, dass die gewählte Nummer im Verzeichnis eingetragen ist, oft nützlich – “dann endet das Gespräch meist nach kurzer Zeit”, weiß Gunde Bauhofer. Doch sie weiß auch: “Ganz aufhören werden die Anrufe nie.”