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"Was es schon alles erlebt haben muss!"

Julia Hagen ist eine der vielversprechendsten Cellistinen ihrer Generation. Im Interview erzählt sie über ihre Liebe zum Cellospiel und jene zu ihrem eigenen Instrument.
Julia Hagen
Foto: Julia Wesely

Am 14 Februar ist Julia Hagen zusammen mit der Pianistin Annika Treutler zu Gast beim Bozner Konzertverein. Wir haben die 1995 in Salzburg geborene Cellistin, die zu den vielversprechendsten InstrumentalistInnen ihrer Generation zählt, interviewt.

 

Salto.bz: Sie erzählten, dass ihre Liebe zum Cello zu Hause begann, als Sie mit ihren Brüdern Verstecken spielten und sich im Cellokasten ihres Vaters, Clemens Hagen, versteckten, weil Sie dort niemand finden konnte. Mit 14 Jahren debütierten Sie im Brucknerhaus Linz als Solistin mit dem Wiener Jeunesse Orchester. War es für Sie selbstverständlich, Cellistin zu werden?

Julia Hagen: Ja, war es! Mit zwölf Jahren kam ich in die Klasse von Enrico Bronzi, er hatte gerade seine Professur in Salzburg gewonnen. Enrico war voller Energie, seine Liebe zur Musik war wahnsinnig ansteckend, genauso seine Begeisterung für das Instrument Violoncello. Dank seines Unterrichts wusste ich einfach, dass ich das für den Rest meines Lebens machen will. Das hat sich seit 14 Jahren nicht geändert.

Heute spielen Sie auf einem Violoncello von Francesco Ruggieri au dem Jahr 1684. Können Sie uns etwas über die Geschichte Ihres Instruments erzählen?

Leider kenne ich die Vorgeschichte des Instruments und seiner vorigen Spieler nicht. Bevor ich es aber spielen durfte, wurde es jahrelang restauriert, weil es offenbar in katastrophalem Zustand war. Es war sogar erforderlich, es in Gips einzubetten. Ich bin wirklich glücklich mit diesem Violoncello. Es produziert unglaublich viele Obertöne, kann singen und strahlen, genauso hat es aber was sehr Ehrliches und Direktes. Und die Vorstellung, dass dieses Instrument sogar vor der Geburt Johann Sebastian Bachs gebaut wurde, fasziniert mich immer wieder. Was es schon alles erlebt haben muss...

 

Die Vorstellung, dass dieses Instrument sogar vor der Geburt Johann Sebastian Bachs gebaut wurde, fasziniert mich immer wieder.

 

Welche Strategien verfolgen Sie bei Ihren Auftritten, bevor Sie die Bühne betreten? Konzentrieren Sie sich auf die Musik, entspannen Sie sich oder unterhalten Sie sich mit den Menschen, die Sie gerade umgeben?

Das variiert von Konzert zu Konzert. Manchmal habe ich das dringende Bedürfnis, mich bis kurz vor Konzertbeginn mit Menschen zu unterhalten und abzulenken, manchmal möchte ich auch einfach nur meine Ruhe, um mich besser konzentrieren zu können. Also: Es gibt keine Routine, die Vorbereitung ist jedes Mal eine andere.

 

 

In Bozen spielen Sie im Duo mit Annika Treutler Robert Schumanns Fantasiestücke op. 73 und Adagio und Allegro op. 70 sowie Felix Mendelssohns Sonate für Cello und Klavier Nr. 2. Was ist der rote Faden in diesem Programm?

Es war ein Herzenswunsch von Annika und mir, die beiden Mendelssohn-Sonaten zu spielen, die wirklich viel zu selten aufgeführt werden! es sind so traumhaft schöne Werke, ich kann nicht verstehen, warum sie so wenig Beachtung finden. Mendelssohn mit Schumann zu kombinieren, bietet sich natürlich bestens an - alleine schon wegen ihres persönlichen Kontakts und ihrer Freundschaft, ihrer gegenseitigen Bewunderung.

 

Enrico Bronzi war voller Energie, seine Liebe zur Musik war wahnsinnig ansteckend.

 

Stimmen Sie mit Dostojewski überein, dass "die Schönheit die Welt retten wird“? 

Sie wird die Welt verbessern. Retten? Das weiß ich nicht.

Vor ein paar Jahren sagten Sie, dass es einer Ihrer Wünsche sei, Italienisch zu lernen. Wie ist es gelaufen / come è andata?

Solo capisco un poco, ma non parlo italiano - mi dispiace! Amo la lingua italiana, quindi spero di parlare meglio presto!