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Südtirol liebt Social Media

Klassische Medien wie Zeitungen, Fernsehen und Radio verlieren an Beliebtheit. Indes nutzen 77 Prozent der Südtiroler täglich soziale Plattformen.
Social Media
Foto: Magnus Mueller/Pexels
  • Der Medienkonsum der Menschheit verändert sich. Klassische, etablierte Medien wie Zeitungen, Fernsehen und Radio rücken zusehends in den Hintergrund. An ihre Stelle treten soziale Medien, die sowohl die Aufgabe der Informationsbeschaffung als auch jene der Freizeitunterhaltung übernehmen. Das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) untersucht seit 1994 regelmäßig den Medienkonsum der Südtiroler Bevölkerung. Am gestrigen Dienstag (8. April 2025) erschien diese zum achten Mal, die den Trend hin zu sozialen Plattformen bestätigt.

  • Junge Leute lesen wenig Zeitung

    40 Prozent der Südtiroler Bevölkerung lesen täglich oder fast täglich mindestens eine gedruckte oder eine Online-Tageszeitung – 2021 waren es noch 47 Prozent. Zugleich steigt aber die Zahl jener Personen, die an einem oder mehreren Tagen in der Woche Zeitung lesen, gestiegen – von 23 Prozent 2021 auf 32 Prozent 2024. Die Zahl jener, die kaum oder nie lesen, bleibt relativ stabil und sinkt 2024 um einen Prozentpunkt auf 30 Prozent. In diesem Zusammenhang muss festgehalten werden, dass der Vergleich mit dem Jahr 2021 nur teilweise aussagekräftig ist, da zu dieser Zeit noch die Coronapandemie wütete und den Medienkonsum der Menschen somit möglicherweise beeinflusste.
    Trotzdem bietet die Untersuchung interessante Einblicke in das Medienverhalten der Südtiroler. So zum Beispiel, dass die Bevölkerung zwischen 14 und 34 am wenigsten Zeitung liest. 44 Prozent dieser Befragten geben an, nie oder kaum Tagesblätter zu lesen, während nur 18 Prozent dies täglich oder fast täglich tun. Am häufigsten wird in der Alterssparte über 65 Zeitungen gelesen: 55 Prozent tun dies täglich oder fast täglich, während nur 17 Prozent nie oder fast nie lesen. Tatsächlich zeigt sich bei der Analyse der Altersgruppen, ein klarer Trend: Je jünger, desto weniger Zeitung wird gelesen, je älter, desto mehr. Zudem zeichnet sich auch ein Unterschied je nach Bildungsgrad ab, so steigt das Zeitungslesen mit steigender Schulbildung.

  • Printzeitungen: Mit steigendem Alter steigt auch die Lesebereitschaft. Foto: brotiN biswaS/Pexels
  • Was wird gelesen?

    Am liebsten lesen die Südtiroler lokale Tageszeitungen, das war auch schon 2021 so. Dabei zeigt sich, dass lokale Zeitungen lieber in Printformat und ausländische Zeitungen lieber online gelesen werden. Trotzdem verzeichnen gedruckte Lokalzeitungen einen Leserrückgang. 2021 gaben 34 Prozent an, nie und 24 Prozent täglich ein Lokalblatt zu lesen. 2024 waren es 37 und 20 Prozent. Dieselbe Tendenz gilt dabei auch für lokale Onlinezeitungen sowie Zeitschriften, die ebenfalls Leser verlieren. Damit verbunden sinkt auch die Anzahl der Bürger, die ein Abonnement für eine oder mehrere Tageszeitungen besitzen, von 22 Prozent 2021 auf 19 Prozent 2024. Auch hier teilen Zeitschriften dasselbe Schicksal.

  • Der „neue Big Player“

    Im Gegensatz zu den sich verhalten entwickelnden Zahlen der Zeitungen und Zeitschriften, erleben soziale Medien eine regelrechte Konjunktur. Wie aus der ASTAT-Untersuchung hervorgeht, nutzen 77 Prozent der Befragten täglich soziale Medien und ganze 81 Prozent surfen täglich im Internet. Kaum überraschen dürfte dabei, dass die 14- bis 34-Jährigen das Internet am stärksten nutzen. 98 Prozent geben an, täglich im World Wide Web unterwegs zu sein. Der Prozentsatz der täglichen Internetnutzer nimmt entgegen jenem der Zeitungsleser mit steigendem Alter ab. Zugleich nimmt der Anteil der Internetnutzer unabhängig vom Alter, mit steigender Schulbildung zu und ist unter Männern höher als bei den Frauen. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch der Anteil der Zeit, die für die Suche nach Informationen und Nachrichten aufgewendet wird. Bei den Personen ab 35 Jahren sind Kommunikation und die Suche nach Informationen und Nachrichten jene zwei Internetaktivitäten, für die am meisten Zeit aufgebracht wird. Die 14- bis 34-Jährigen verbringen die meiste Zeit mit Kommunikation und Freizeitaktivitäten wie Videoschauen oder Musikhören. Durchschnittlich verbringen die täglichen Internetnutzer jeden Tag 172 Minuten ihrer Freizeit online. Südtirols beliebteste soziale Plattform ist „WhatsApp“ mit 98 Prozent. Dahinter folgen „Facebook“ und „YouTube“.

  • „Video killed the radio star“: Südtirols Radiokonsum ist leicht aber konstant im Rückgang. Foto: Skylar Kang/Pexels
  • Klassisch, aber nicht out

    Nicht zuletzt untersucht das Landesstatistikamt auch die alteingesessenen Medien Radio und Fernsehen. Beide sind nach wie vor beliebt, 68 Prozent der Befragten sehen täglich oder fast täglich fern, während 54 Prozent dies über die Radionutzung sagen. Dies entspricht in beiden Fällen einem Rückgang seit dem Coronajahr 2021. An einem durchschnittlichen Tag schalteten 2024 etwa 324.000 Personen den Fernseher ein, durchschnittlich für etwa zwei Stunden pro Kopf. Wobei die durchschnittliche tägliche Dauer des Fernsehkonsums der Nutzer mit dem Alter steigt und mit höherer Schulbildung sinkt. Steigend ist hingegen die Anzahl von Smart-TV-Nutzern, wobei die klassischen Nachrichten trotzdem immer noch Spitzenreiter bei den geschauten Programmen sind.
    Was das Radiohören betrifft, schalten an einem durchschnittlichen Tag um die 263.000 Personen das Radio ein, hören ebenfalls für knappe zwei Stunden pro Kopf zu. ASTAT hält dabei fest, dass der Radiokonsum leicht und konstant rückläufig ist. 2012 hörten noch 64 Prozent täglich Radio, 2024 waren es nur noch 54 Prozent. Die durchschnittliche tägliche Dauer des Radiokonsums steigt mit dem Alter, sinkt mit zunehmender Schulbildung und ist unter Männern, Erwerbspersonen, in der deutschen und ladinischen Sprachgruppe und in den Landgemeinden höher als in den anderen soziodemografischen Gruppen. Das Radio wird dabei vorwiegend im Auto und zu Hause eingeschaltet. Beliebt sind größtenteils Musiksendungen.
    Sowohl das Fernsehen als auch das Radio verzeichnen in der Altersgruppe der 14- bis 34-Jährigen die niedrigste durchschnittliche Tagesreichweite.

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Klemens Riegler Thu, 04/10/2025 - 23:27

In reply to by Robert Zagler

Im Netz finde ich zu jeder Frage die Antwort die ich möchte / wünsche. Fernsehen, Rundfunk und Printmedien bieten hingegen hochprozentig gefilterte oder/und recherchierte Information. Logischerweise "einseitig" ! Seriöser Journalismus kann nicht vermelden, dass Schnee weiss UND schwarz ist ... im Netz finde ich aber wohl irgendwo eine Seite oder Anwendung die mir bestätigt, dass Schnee blau ist. Wobei selbst ein Farbenblinder weiß, dass Schnee in der Regel weiss ist. Dieser wird übrigens auch nicht rosa, wenn Putin, Trump & Co. behaupten, dass Schnee violett ist.

Jetzt wird's für Farbenblinde problematisch 😜

Thu, 04/10/2025 - 23:27 Permalink