Politics | Klimaschutz Italien

Eine durchwachsene Klimaschutzbilanz

Jetzt liegen die Daten für 2022 vor. Die Key Trends zum Klimaschutz in Italien lassen stark zu wünschen übrig: es geht einfach zu langsam.
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

In Italien hat die Energiekrise im Gefolge des russischen Überfalls auf die Ukraine und der Verknappung der Gaslieferungen aus Russland zu einem Rückgang des Verbrauchs fossiler Energie geführt. Der erzwungene, aber mittelfristig ohnehin unausweichliche Ausstieg aus dem russischen Gas (wie aus dem Gas insgesamt) und der Einbruch bei der Stromerzeugung aus Wasserkraft aufgrund der Dürre haben den nationalen Energiemix bei der Stromerzeugung verschlechtert, weil mehr Kohle und Erdöl verstromt werden mussten. Das betrifft auch Südtirol, dessen Stromverbrauch sich zu einem beträchtlichen Anteil aus dem nationalen Strommix speist. Die Stromerzeugung aus Wasserkraftwerken, immer noch stärkste Einzelquelle erneuerbarer Energie in Italien, hat einen Tiefpunkt seit 20 Jahren erreicht. In der Folge konnte auch der Gesamtumfang der CO2-Emissionen gegenüber 2021 nicht gesenkt werden.

2022 mussten im Durchschnitt 300 Euro für eine Megawattstunde (MWh) hingeblättert werden: eine enorme Kostenbelastung für die Verbraucher, bedenkt man, dass 2021 eine MWh nur an die 125 Euro gekostet hatte. Das kommt einer schockartigen, sozial nur wenig abgefederten Einführung einer CO2-Steuer gleich, von der verständlicherweise heute in Italien kaum jemand mehr spricht. Derzeit sorgen die Märkte selbst für den Preisauftrieb und das bewirkt notgedrungen Einschränkungen und Verbrauchsrückgang bei Strom und Wärme. Die Energiekosten waren auch der wesentliche Treiber der Inflation der Verbraucherpreise insgesamt. Zudem bleibt Italien bei der Energie stark vom Ausland abhängig: der Import fossiler Energieträger hat 2022 nicht weniger als 78% des Energieverbrauchs gedeckt.

Eine gute Nachricht betrifft die Energieintensität der italienischen Wirtschaft. Das BIP ist um 3,4% gewachsen, der Energieverbrauch um 3% gesunken. Damit ist die Energieintensität der Produktion in Italien um 7% gesunken. Ein kleines Zeichen dafür, dass die Entkopplung der Entwicklung des BIP vom Energieverbrauch gelingen kann. Dies gilt aber nicht für die Entkopplung von BIP und CO2-Emissionen. Weil Italien nämlich mehr Kohle und Öl für die Stromerzeugung verbrannt hat und auch bei der Neu-Installation von erneuerbarer Energie zurück hinkt, sind die Gesamtemissionen gleich geblieben. Wenn es so weitergeht – so schlussfolgert Italy for Climate – wird Italien die Klimaneutralität erst 2220 erreichen.

Bei der Stromerzeugung aus Fotovoltaik ist Italien auch 2022 noch nicht durchgestartet. 3 Gigawatt mehr an installierter Leistung entspricht wenig mehr als einem Viertel der 11 GW, die in Deutschland dazu gebaut worden sind, und das bei geringerer Sonneneinstrahlung. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, muss Italien 10 GW Fotovoltaik pro Jahr realisieren. Der Staat und die Privaten haben da noch viel zu tun. Der Superbonus 110% hat der Fotovoltaik zwar mit fast 600.000 sanierten Wohnungen, oft kombiniert mit dem Einbau einer PV-Anklage, einen Schub verliehen. Letztlich hat dies den Energieverbrauch des italienischen Gebäudebestands aber nur um 1% gesenkt. Der Superbonus müsste eigentlich ausgebaut und bis 2050 durchfinanziert werden, zusammen mit Beiträgen für E-Autos und Fotovoltaik. Hat der italienische Staat dieses Geld?

Ein ganz widersprüchliches Bild schließlich bei der Elektrifizierung von Heizung und Mobilität. Während einerseits 135.000 Wärmepumpen mehr als noch 2021 angeschafft worden sind, sind andererseits nur mehr 49.000 voll elektrische PKW gekauft worden (im Vergleich: Deutschland 471.000 Fahrzeuge). Ein Rückgang von besorgniserregenden -27%, als ob die italienischen Familien aufgrund von hohen Ausgaben für Sanierung, Wärmepumpen und Energiekosten einfach kein Geld mehr für teurere Elektroautos gehabt hätten.

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Josef Fulterer Thu, 05/11/2023 - 08:36

In reply to by Dietmar Nußbaumer

Zur Bewältigumg der KLIMA-KRISE muss von Allem weniger eingesetzt werden:
weniger Verkehr mit Fahrzeugen unter 100 km / Stunde + von max. 1/3 Gewicht,
nus absolut notwendige Transporte,
weniger öffentliche Beiträge (die öffentliche Hand braucht drei €, um gütigst dem Bürger 1 € in die Hand zu drücken),
den zu Folge auch weniger Bürokratie,
weniger "blah, blah, blah .... + blah, blah ... vor den Wahlen,
weniger "Wunder-super-verglaste-betonierte-Holz/verpappte-Architektur-Lösungen, die in den wärmeren Jahreszeiten für die Klimatisierung mehr Energie fressen, wie im Winter für die Heizung,
"weniger NEO-LIBEERALES-GEHABE in allen Bereichen
und endlich auch passende Steuern für die über 90 % Kapital-Bewegungen der Börsen, die noch immer STEUER-frei, ihr Unwesen zum Schaden der arbeitenden Menschen in einem Lohnverhältnis treiben, sowie noch mehr von den Menschen, von denen die Arbeit ohne Entgelt als selbstverständlich gefordert wird!"

Thu, 05/11/2023 - 08:36 Permalink