„Ich kann mich an nichts erinnern“
Vieles spricht dafür, dass der 58-jährige Riccardo Strazzer in der Nacht auf Freitag seinen 43-jährigen Freund Peter Christina erstochen hat. Allen voran Strazzers Anruf bei mehreren Notnummern: „Oh Gott, oh Gott! Ich habe meinen Freund ermordet!“, hatte er sichtlich verwirrt ins Telefon gestammelt. Eine Aussage, die er wiederholte, als die Carabinieri ihn schließlich dank einer Telefonortung vor einer Pizzeria in der Nähe der Wohnung des Ermordeten in der Meraner IV.-November-Straße aufgespürt hatten. Dann ist da seine blutige Kleidung sowie die Tatsache, dass Strazzer den Schlüssel zu Christinas Wohnung bei sich hatte. Dennoch fehlen auch zwei Tage nach der Bluttat sowohl ein offizielles Geständnis als auch ein Motiv. Denn Strazzer kann sich an absolut nichts mehr erinnern, wie sein Pflichtverteidiger Nicola Nettis am Samstag erklärte. Er hatte seinem Klienten nach dessen Verhaftung in der Nacht auf Samstag geraten, angesichts seines verwirrten Zustands vom Recht Gebrauch zu machen, die Aussage zu verweigern.
Bekannt wurde bisher, dass Strazzer in den vergangenen zehn Jahren aufgrund eines Alkoholproblems zunehmend in persönliche Schwierigkeiten geraten war. Zuerst habe er die Arbeit, dann auch seine Wohnung verloren, soll er seinem Anwalt erzählt haben. Peter Christina, den er seit Anfang des Jahres kannte, soll einer der wenigen Menschen gewesen sein, der ihm noch geblieben ist. Ob und warum er ihn letztendlich mit mehreren Stichen eines Küchenmessers umgebracht hat, muss nun rekonstruiert werden. Laut Nettis ist Strazzer absolut gewillt bei der Aufklärung mitzuhelfen – er scheint nur ein Blackout zu haben, das laut dem Anwalt auch mit Alkohol und möglichen psychischen Problemen seines Klienten zu tun haben könnte.
Nun hofft auch Nettis darauf, dass Strazzers Erinnerung an den vergangenen Freitag Stück für Stück wiederkehrt. Ein erster Test steht schon am Montag an: Dann wird Riccardo Strazzer voraussichtlich Richter Emilio Schönsberg zur Haftprüfung vorgeführt werden.