WOBI - wohin?

Sie hatten sich eine Menge zu sagen, die SVP-Arbeitnehmer und der neue Präsident des Wohnbauinstituts Heiner Schweigkofler. Kürzlich fand ein Treffen zwischen den beiden statt, geladen hatte der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des SVP-Arbeiterflügels Helmuth Renzler. “Wenn ich die Sitzung nicht nach zweieinhalb Stunden unterbrochen hätte, hätten wir die halbe Nacht durch geredet”, berichtet er.
Eine lange Liste
Den Vorschlag, sich mit Schweigkofler zu treffen, hatte Renzler – der selbst von 2004 bis 2009 im WOBI-Verwaltungsrat saß – aus zweierlei Gründen gemacht, wie er auf Nachfrage von salto.bz erklärt: “Einerseits sollten die Führungsleute der SVP-Arbeitnehmer die Möglichkeit bekommen, Schweigkofler nach seiner überraschenden Wahl zum neuen WOBI-Präsidenten ihre Anliegen vorzubringen. Andererseits war es die Chance, sich ein eigenes Bild von dem Mensch Schweigkofler und der effektiven Situation und den aktuellen Problemen im WOBI zu machen.” Dass die Situation zum Teil sehr schwierig sei, bestätigte Heiner Schweigkofler gleich zu Beginn des Treffens. Auch Renzler sieht eine dringende Notwendigkeit, das WOBI zu reorganisieren – auch wenn das Institut an und für sich “funktioniere”. Sehr kritisch bewerten die SVP-Arbeitnehmer beispielsweise den Vorschlag, den gesamten technischen Bereich des WOBI auszukoppeln und in die Landesverwaltung zu integrieren. “Das muss unbedingt verhindert werden”, bekräftigt Renzler. Denn neben Unsicherheit unter den Mitarbeitern bringe die Ausgliederung des technischen Bereichs auch Planungsunsicherheit für die Führungskräfte mit sich.
Weitere Punkte, die die SVP-Arbeitnehmer auf ihrer Liste hatten, waren unter anderem die derzeit leerstehenden WOBI-Wohnungen. “Der relativ hohe Leerbestand von 720 Wohnungen ist zum guten Teil dem Bestechungsskandal von 2010 geschuldet”, ist sich Helmuth Renzler sicher. Dazu kommen Zahlungsrückstände in der Höhe von 6 Millionen Euro und eine Flut an digitalen Rechnungen, die das WOBI jährlich zu bewältigen hat: “Das Arbeitsvolumen von 40.000 vom WOBI ausgestellten digitalen Rechnungen im Jahr ist kaum zu bewältigen, zumal die Computerprogramme nicht effektiv arbeiten”, bemängelt der SVP-Arbeitnehmerchef. Persönlich am Herzen liegt ihm die Fremdfinanzierung von Wohnungen, wie Renzler bekräftigt: “Es gibt gute Beispiele aus Österreich und Deutschland, die zeigen, wie Neubauwohnungen erfolgreich durch Fremdkapitalisierung realisiert werden können.” Dadurch könne es auch gelingen, die Mietpreise zu drücken.
Im Hintergrund Heiner Schweigkofler (links) und Helmuth Renzler (rechts). Foto: SVP-Arbeitnehmer
Insgesamt sei das Treffen mit Heiner Schweigkofler “sehr sehr konstruktiv” verlaufen, so Renzler. Der neue WOBI-Präsident habe selbst eine Reihe von Anregungen und Wünschen vorgebracht. Gemeinsam arbeitete man eine 9-Punkte-Liste aus, die laut Renzler bei der Reorganisation des WoBi “massiv zu berücksichtigen und umzusetzen” sei. Darunter etwa die Einführung einer Mindestmiete – nach dem Motto “was nichts kostet, ist nichts wert”; soziale Durchmischung der Mieter, um Ghettobildungen zu verhindern; die Vereinfachung der Rangordnungen sowie die Auflösung der Wohnbaukommissionen in den einzelnen Gemeinden und die Übertragung deren Zuständigkeiten an den Gemeindeausschuss. “Die Wohnbauförderung muss neue Wege einschlagen und neue Ideen umsetzen, damit das WOBI für die kommende Generation wieder zu dem wird, was es für unsere Generation bereits war”, zeigt sich Helmuth Renzler überzeugt. Und mit dem neuen Präsidenten sei man bereits auf einem sehr guten Weg dahin.
Die Kooperation und Kommunikation soll auch weiterhin aufrecht erhalten bleiben, unterstreicht Renzler: “Es wird eine Menge Kontakt zwischen den SVP-Arbeitnehmern und dem WOBI geben. Auch weitere Treffen sind geplant. Und ich bin überzeugt, dass wir durch eine gute Zusammenarbeit es schaffen werden, einiges umzusetzen”, zeigt er sich zuversichtlich.
Eine Sonderbehandlung?
Die weiteren Entwicklungen im WOBI “genau im Auge” behalten zu wollen, kündigten auch die Südtiroler Freieitlichen an. Sie haben nicht ganz so viel Freude mit dem neuen WOBI-Präsidenten. Die Blauen zeigen nämlich wenig Verständnis für Schweigkoflers Forderung, neben seinem Posten als Präsidenten auch jenen des Generaldirektors neu zu besetzen. Geht es nach der Südtiroler Landesregierung, sollen Doppelspitzen in den vom Land abhängigen Körperschaften ja bekanntlich der Vergangenheit angehören. Laut Schweigkofler sei jedoch ein Generaldirektor für das WOBI unabdinglich, da dieser nach Innen schauen müsse, um eine gute Dienstleistungsstruktur zu gewährleisten. “Die Einsparungsreform, die bei den anderen Landesagenturen und Körperschaften gemacht wird, soll auch für das WOBI gelten”, fordern hingegen die Freiheitlichen. Doch im WOBI selbst ist man bereits auf der Suche nach einem neuen Generaldirektor, wie Schweigkofler im Rahmen des Gesprächs mit den SVP-Arbeitnehmern bestätigte. Die Freiheitlichen vermuten, dass dem Institut möglicherweise eine Sonderrolle zugute kommen soll. Auf eine diesbezügliche Anfrage erteilte die Landesregierung jedoch keinerlei Auskunft.