Culture | Salto Weekend

Detroit and panic

Der Künstler Peter Senoner präsentiert neue, fragil inszenierte, skulpturale Arbeiten und Zeichnungen. Sie bringen einen Hauch von Detroit nach St. Ulrich.
Galerie Ghetta
Foto: Galerie Doris Ghetta

Detroit, die Motor City in Michigan, gilt als Kehrseite des amerikanischen Traumes. Der Film Only Lovers Left Alive von Jim Jarmusch über Vampire in der Gegenwart zeigte dies in sehr poetischer Form: Adam und Eve sind ein Ehepaar, kennen sich seit Jahrhunderten. Während Eve in Tanger lebt und sich vorwiegend der Literatur widmet, vegetiert der schwermütige Adam in Detroit, bei psychedelischer Musik. Der Film ist ein Meisterwerk, ein auf Spielfilmlänge gestreckter Videoclip, der den Kollaps einer ganzen Stadt zeigt, eine Stadt die den Stillstand zelebriert. Es war der letzte große Film des aus Bruneck stammenden Starproduzenten Karl Baumgartner.

Der Künstler Peter Senoner hat mehrere Monate in Detroit gelebt und gearbeitet. Seine Eindrücke und Erfahrungen wurden zum Ausgangspunkt einer neuen Werkserie, die nun, zur gleichnamigen Ausstellung DETROITANIC, in der Galerie Doris Ghetta in St. Ulrich/Pontives gezeigt wird. Beim Titel handelt es sich um eine Wortcollage aus Detroit and panic, „die Assoziation zur Titanic ist Zufall“, schreibt der Künstler auf dem Blog zur Ausstellung, die am 7.12. eröffnet wurde. DETROITANIC zeigt Senoners künstlerischen Schaffensprozess, Entwicklungen, Werkfragmente, Skizzen, Fotografien und Animationen.

Die Stadt hat eine raue bildhauerische Poesie. Die Architekturruinen sind begehbare Skulpturen. Der Mensch kriegt eine eigentümliche Präsenz darin. Die Abwesenheit von Überflüssigem. Kreativität als notwendige Überlebensstrategie.
(Peter Senoner)

Peter Senoner dokumentiert in DETROITANIC den Verlust öffentlicher Systeme, die radikale soziale Umschichtung und übersetzt diese Beobachtung in raumgreifende Architektur. „Zeichnung ist unkompliziert und direkt“, sagt der Künstler „Bleistift und Papier, that’s it! Jedes auch noch so feine Zittern hinterlässt seine Spuren auf dem Papier. Die Abwesenheit von Überflüssigem. Kreativität als notwendige Überlebensstrategie.“
Peter Senoner fertigte Fotografien und Zeichnungen, arrangierte sie neu in den Industrieruinen. Es entstand eine Serie von Arbeiten, „die in ihrer Intensität und zeichnerischen Dichte beeindruckende Zeugen eines intensiven Momentes zwischen sozialer Bedrohung und kreativem Tun darstellen“ schreiben die beiden Kunstexpertinnen Karin Pernegger und Sabine Gamper.

Neben den Werken aus Detroit zeigt die Ausstellung großformatige Aktzeichnungen. Sie sind in den Monaten nach dem Detroit-Aufenthalt entstanden, zeigen die Spuren der Erfahrungen dieser Stadt. Die Kuratorinnen Karin Pernegger und Sabine Gamper merken dazu an: „Peter Senoner kehrt hier zurück zum Motiv des menschlichen Körpers, den er nun nach dem lebenden Modell zeichnet, so als wolle er seine seit beinahe 20 Jahren durchgeführte zeichnerische Recherche noch einmal von vorne beginnen, um Formen, Bewegungen und Physiognomien noch grundlegender oder vielleicht wieder neu zu erkennen. Die Arbeiten sind geprägt von einer großen Geschwindigkeit des zeichnerischen Aktes und von einer intensiven Dichte und Expressivität, welche in der Ausführung der Gesichter und der Hände kulminiert.“