Environment | Terlan
Aufstand in der Klaus
Foto: Salto.bz
„Ohne die Obstgenossenschaft ist die Gewerbezone bereits jetzt schon 7,7 Hektar groß“, sagt Alexander Höller, „mit der geplanten Erweiterung kommen wir auf fast 20 Hektar“. Höllers Urteil: „Das ist für Siebeneich einfach so nicht tragbar“.
Alexander Höller ist kein grüner oppositioneller Aktivist, sondern ein Bauer aus der Siebeneicher Fraktion Klaus. Höller sitzt im Bezirksbauernrat und für die SVP auch im Gemeinderat von Terlan. Derzeit aber steht er an der Spitze eines Bürgerprotestes gegen ein Bauvorhaben der eigenen Gemeindeverwaltung.
Die Gewerbezone
Bereits vor vielen Jahren hat die Gemeinde Terlan zwischen Siebeneich und der Fraktion Klaus eine große Industriezone ausgewiesen. Auf einem landwirtschaftlichen Grund, der dem Grafen Georg Graf Enzenberg gehörte, wurde nicht nur die ehemalige Siebeneichner Obstgenossenschaft „Obsi“ angesiedelt (heute der Hauptsitz der Obstgenossenschaft Frubona), sondern auch ein modernes Industriegebiet erbaut. Auf der insgesamt 10 Hektar großen Fläche haben sich über ein Dutzend mittelständische und größere Unternehmen vor allem von auswärts niedergelassen.
Jetzt aber soll dieses Gewerbegebiet noch einmal bedeutend erweitert werden. Am 21. September 2021 hat der Terlaner Gemeindeausschuss einstimmig die Einleitung des Verfahrens zu Änderung des Bau- und Landschaftsplanes in diesem Bereich beschlossen. Es liegt ein Antrag des Besitzers Michael Graf Goess Enzenberg zur Umwidmung von weiteren 10 Hektar landwirtschaftliches Grün in Gewerbegebiet vor.
Im Klartext: Das bestehende Gewerbegebiet soll erweitert und in seiner Flächenausdehnung mehr oder weniger verdoppelt werden.
Die Bedenken
Doch gegen diese Bauleitplanänderung formiert sich seit Monaten der Widerstand. „Ich verstehe nicht, dass ausgerechnet Herr Enzenberg, der auf der einen Seite eine biologisch-dynamische Weinkellerei Manincor betreibt, auf der anderen Seite riesige Flächen versiegelt, ohne auf etwas Rücksicht zu nehmen“, ärgert sich Alexander Höller.
Nicht nur Höller weist darauf hin, dass der Grundbesitzer vor Jahren am Rubatschweg eine Wohnsiedlung mit 4 Kondominien erbaut hat, in denen derzeit 27 Familien leben. Mit der Ausweisung würde diese Siedlung von drei Seiten durch die geplante Industriezone umschlossen.
Zudem befindet sich der Trinkwasserbrunnen der Gemeinde Terlan im angrenzenden Margaretenwald. Das Gebiet, jenseits der Bozner Straße und nur wenige Meter von der geplanten Zone entfernt, ist als Trinkwasserschutzzone I und II eingetragen. Auch das Verkehrsaufkommen auf der Bozner Straße, mit Engstellen in der Klaus aber auch in Siebeneich würde durch dieses große Industriegebiet noch einmal deutlich erhöht. „Durch das Verdoppeln oder Vergrößern dieser Zone gehen unweigerlich gute landwirtschaftliche Böden verloren und wie wir wissen, wird eine Industriezone in Zukunft sicherlich weiterwachsen“, befürchtet Alexander Höller.
Gespaltener Gemeinderat
Höller hat jetzt zusammen mit aktiven Mitbürgern eine Unterschriftensammlung initiiert, um gegen die Erweiterung der Gewerbezone Unterschriften zu sammeln. Bisher haben über 400 Bürgerinnen und Bürger, hauptsächlich aus den Ortsteilen Klaus und Siebeneich, gegen das Vorhaben unterschrieben.
Auch im Terlaner Gemeinderat gibt es nicht nur Befürworter. Während Bürgermeister Hansjörg Zelger unbedingt diese Zone verwirklichen will, werden die Bedenken auch in der SVP-Fraktion lauter. Die Bauleitplanänderung soll in den nächsten zehn Wochen in den Gemeinderat kommen. Dann wird sich zeigen, wohin der Weg in Terlan geht.
Wie groß der Druck der Wirtschaft dabei ist, macht ein Detail deutlich. So hat man zur Ansiedlung der Betriebe eine renommierte Südtiroler Werbeagentur engagiert, die bereits einige Unternehmen für den neuen Standort gewinnen konnte.
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Ein Wahnsinn, wie dieses
Ein Wahnsinn, wie dieses bereits so geschundene Land immer noch mehr zubetoniert und zerstört wird.
Flächenumwidmungen von dieser
Flächenumwidmungen von dieser Größenordnung verändern das Dorf und verändern die Gemeinde. Mehr Verkehr, neue Infrastrukturen, Zugzug von Arbeiter:innen sind Entwicklungen, die einer genauen Prüfung zu unterziehen sind. Will Terlan eine “Industriegemeinde” werden oder so bleiben, wie sie zurzeit ist? Oder vielleicht ein anderes Ziel anstreben?
Bevor es zur Umwidmung kommt, müssten all diese Punkte studiert und mit der Bevölkerung diskutiert werden: seriös, transparent und fair. Anschließend bräuchte es die Entscheidung durch eine Volksabstimmung.
Anstatt aber diesen demokratischen Weg zu gehen, wird in Windeseile gehandelt, um zu überrumpeln und Werbeagenturen werden engagiert, um zu überreden. Das sind brachiale Methoden von Unternehmen, um ihre wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Gemeinde- und Landesverwaltung müssten hier bremsen und nicht beschleunigen, aufklären und nicht hudeln, auf das Gemeinwohl achten und nicht Einzelinteressen fördern. Nun liegt die Entscheidung in der Hand des Gemeinderates, möge dieser im Sinne aller Bürger:innen handeln.
Meines Erachtens sollte die
Meines Erachtens sollte die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes "Enzenberg" auf die Hälfte reduziert werden. Dabei sollte der qualitativ interessanten Ansiedlung von "Alpitronic" und nur den aus der Gemeinde kommenden Ansuchen Vorrang gegeben werden.
In Südtirol wird bei
In Südtirol wird bei Diskussionen zum Autoverkehr immer gesagt: "Der Verkehr steigt". Als wäre das ein unumstößliches Dogma. An diesem Projekt aber sieht man, wie "Verkehr" GEPLANT wird. Durch diese massive Erweiterung der Handwerkerzone Siebeneich wird auch der Fahrzeugverkehr zur und aus der Zone massiv erhöht. Die Ortschaften Siebeneich und Klaus und ihre Anwohnerinnen werden dies augenblicklich zu spüren bekommen!
Daneben geistert in Terlan die Neunutzung des Areals der ehemaligen Obstgenossenschaft herum. Dies wäre eine Zone, die direkt an der MeBo-Ausfahrt liegt und KEINERLEI Belastung für Anwohner erzeugen würde.
Warum wird da nicht kurzgeschlossen?
In reply to In Südtirol wird bei by Sigmund Kripp
Die zusätzliche
Die zusätzliche Verkehrsbelastung durch LKW´s der Alpitronic dürfte gering sein, zumal die entsprechenden Produkte kleinvolumig sind und dabei einen verhältnismäßig hohen Preis haben, d.h. der hohe Umsatz des Unternehmens kommt mit geringen Transportmengen aus. Im Vergleich dazu wäre der Apfeltransport um ein Vielfaches belastender.