Chronicle | Gemeindwahlen

Merans Newcomer

Mit Touriseumsdirektor Paul Rösch hat Meran einen weiteren Bürgermeisterkandidaten. Von grünen Allianzen, Zebrastreifen und einer neuen Kultur der Gemeindepolitik.

Paul Rösch wird Meraner Bürgermeisterkandidat. Steht das nun endgültig fest?
Paul Rösch: Ja, das ist sicher. Wir sind zwar gerade erst dabei, gemeinsam mit den Grünen Details auszuarbeiten. Am Wochenende werden wir uns in Klausur begeben, danach kann ich sicher mehr sagen.

Doch es ist bereits sicher, dass Sie keine eigene Liste, sondern gemeinsame Sache mit den Grünen machen?
Es wird mit den Grünen zusammen eine erweiterte Bürgerliste geben. Wie wir das am besten machen, werden wir nun austüfteln.

Keine Angst vor der Dominanz einer Cristina Kury, der oft nachgesagt wird, die Meraner Grünen allein zu beherrschen?
Nein, überhaupt nicht. Ich kenne und schätze Cristina Kury schon lang, und zwar als Mensch, der sehr sachbezogen arbeitet. Da sehe ich überhaupt kein Problem, eher einen Vorteil. Ich bin schließlich der Naivling, der Unbedarfte.

Sie definieren sich selbst als liberalen Bürger, der soziale Themen anspricht. Also ein Kandidat für WählerInnen aus dem rechten wie aus dem linken Lager, der das traditionelle Spektrum der Grünen sprengt?
Ja, das ist mir sehr wichtig. Denn das grüne Gedankengut ist mir zwar sehr nahe, aber gleichzeitig bin ich Sohn eines Geschäftsmannes und in dieser Welt aufgewachsen. Auch durch meine Arbeit im Touriseum bin ich sehr gut in der Tourismuswirtschaft drinnen und bilde mir eben auch ein zu wissen, was Meran im Wirtschaftlichen gut täte.

Was denn zum Beispiel?
Wieder mehr in die kulturelle Tiefe zu gehen, weg von dieser Eventkultur zu kommen. Mir liegt es am Herzen, aus Meran wieder jene Stadt zu machen, die sie einmal war. Eine liebenswerte Stadt, in der sich die Menschen wohl fühlen, ein Melting Pot, in dem wie einst die Kirchen fünf verschiedener Religionen, mehrere Kulturen Platz haben. Eine attraktive Tourismus- und Kulturstadt – ohne  Spielcasino, aber mit mehr Veranstaltungen, die in Richtung Lyrikpreis oder Meraner Musikwochen gehen.

Und das soziale Engagement?
Nun, wir haben auch in Meran immer mehr Armut, wir haben MigrantInnen, die einen Platz in der Gesellschaft brauchen. Für mich geht es aber allgemein darum, die Menschen dieser Stadt wieder in den Vordergrund zu rücken, so pathetisch das auch klingen mag.

Wie konkret?
Wenn ich gewählt werde, würde ich als erstes einmal jene kleinen Dinge angehen, die den Menschen täglich im Weg stehen. Einen ordentlichen Radlweg machen, Zebrastreifen sichern – solche Dinge bin ich derzeit gerade dabei aufzunehmen, in vielen einzelnen Gesprächen. Wir müssen wieder hinschauen, was die Menschen wirklich interessiert und belastet, wir müssen diese täglichen Probleme ernst nehmen. Parallel ist es wichtig zu bestimmen, wohin sich Meran in den kommenden zehn Jahren entwickeln soll. Wie können wir das Kasernenareal am sinnvollsten nutzen, was passiert mit dem Pferderennplatz? Doch unmittelbar ist es für einen alten Menschen einmal wichtig, wie er über einen Zebrastreifen kommt.

Ist dieses Nicht-Hinschauen auf das Kleine Ihrer Meinung nach auch der Grund für die allseits diagnostizierte Politikmüdigkeit?
Sicher auch. Wir brauchen einfach eine sachlichere Politik, so wie sie nun auf Landesebene auch die Regierung Kompatscher versucht. Schluss mit Seilschaften, Schluss mit den Machtkämpfen, wie wir sie auch in Meran in den vergangenen Jahren erlebt haben. Der Günther Januth ist ja ein netter, ehrlicher Mensch, aber er ist nicht einmal richtig zum Arbeiten gekommen in diesem Klima. Statt dessen sollte eine Gemeinde wie ein Betrieb geführt werden, mit klaren Zielen. Für deren Erreichung holt man sich die kompetentesten Leute. Jeder weiß schließlich, was er kann und was er nicht kann.

Was kann Paul Rösch?
Ich kann vor allem moderieren und Leute zusammenführen. Und das hätte Meran auch dringend nötig, wir haben so viele tolle Organisationen und Vereine, ob deutsch oder italienisch, und viele arbeiten nur allein vor sich hin. Ich war 23 Jahre lang Präsident der Urania Meran, ich habe ein Museum von Null auf aufgebaut und wenn ich dabei eines gelernt habe, ist es: Wir können am meisten erreichen, wenn wir die richtigen Menschen am richtigen Ort einbinden und arbeiten lassen.