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Vorläufiges Rekordergebnis

Die Südtiroler Sparkasse hat im Geschäftsjahr 2021 über 50 Millionen Euro Gewinn gemacht. Die Übernahme der CiviBank soll jetzt der nächste wichtige Schritt sein.
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Foto: sparkasse
Die Bankenspitze jubiliert. „Der Verwaltungsrat ist sehr zufrieden und erfreut über diese Ergebnisse, die das Resultat einer zukunftsweisenden Strategie sind“, sagt Gerhard Brandstätter. Der Sparkassenpräsident weiter: „Die getroffenen Entscheidungen haben dazu geführt, dass die Gruppe Sparkasse im Jahr 2021 deutliche Zuwächse erzielen konnte, und zwar sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch hinsichtlich Solidität und Verringerung der Kreditrisiken.“
Auch sein Stellvertreter Carlo Costa bläst ins selbe Horn: „Die Sparkasse interpretiert die Rolle einer modernen Bank, die auf die lokalen Bedürfnisse bedacht ist. Sie ist eine der wenigen Realitäten in der Bankenwelt, die in den letzten Jahren, auch in den schwierigen Zeiten der Pandemie, unter dem Gesichtspunkt der Aktivitäten, der Risikominderung und der Unterstützung von Unternehmen und Familien gewachsen ist.“
Der Grund für diese Aussagen ist das vorläufige Geschäftsergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres, das die Südtiroler Sparkasse am Donnerstag vorgestellt hat.
 

Der Rekordgewinn

 
Die Kennzahlen des Geschäftsjahres 2021 können sich sehen lassen. Nicht von ungefähr spricht die Bankenführung von einem Rekordergebnis.
Der Reingewinn steigt auf 72,6 Millionen (Mio.) Euro auf Gruppenebene und auf 71,3 Mio. Euro auf Bankebene. Beide Ergebnisse stellen den höchsten Stand in der Geschichte der Bank dar und bestätigen ihre Leistungsfähigkeit, auch in einem aktuell schwierigen Umfeld eine Rentabilität und eine Rendite von bedeutendem Wert für die Aktionäre zu erwirtschaften.
Das konsolidierte Ergebnis 2021 profitiert auch von einmaligen Komponenten in Höhe von rund 22,2 Mio. Euro, die auf Gewinne aus dem Wertpapierportfolio und auf Steuerbegünstigungen zurückzuführen sind. Abzüglich dieser Ertragsposten beläuft sich der Reingewinn auf Gruppenebene auf 50,4 Mio. Euro (+66%) und auf Bankebene auf 52,0 Mio. Euro (+79%).
Die gute Geschäftsentwicklung der Gruppe und Bank ist auf einen kräftigen Zuwachs der Erträge zurückzuführen.
So beläuft sich der Zinsertrag auf 149,4 Mio. Euro und ist um 7,2% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der Provisionsertrag beträgt 94,0 Mio. Euro und ist um 13,1% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Der Finanzertrag beläuft sich auf 28,0 Mio. Euro und verzeichnet – dank einer einmaligen Komponente von rund 12,6 Mio. Euro – einen Zuwachs von mehr als 300%.
 
 
Die Betriebskosten beziffern sich auf 152,9 Mio. Euro mit einer Zunahme von 3,1% und beinhalten die Verwirklichung von Initiativen und Innovationsmaßnahmen, die vom Strategieplan vorgesehen sind, um die Bank zu stärken.
Damit sinkt die Kennzahl Cost Income Ratio 64,8% auf 56,4% sinkt.  Die Bank hat im Laufe des Jahres neue Kredite mit mittel- und langfristiger Laufzeit in Höhe von 1.175 Mio. Euro vergeben, davon 828 Mio. Euro an Unternehmen und 347 Mio. Euro an Familien.
Auch den Vermögenszahlen sind Zuwächse in allen Bereichen zu verzeichnen: Bei den direkten Einlagen +9,6%, im Vermittlungsgeschäft + 18,6% und bei den Bruttoausleihungen an Kunden + 2,7%.
 

Risiko gesunken

 
Auch die Solidität konnte weiter gestärkt werden, wie dies die Vermögenskennzahlen belegen. So ist die wichtigste Kennzahl, nämlich die harte Kernkapitalquote (CET1-Ratio) von 13,83% auf 14,86% und die Total-Capital-Ratio von 15,07% auf 16,09% gestiegen. Gleichzeitig setzt die
weiter auf die Optimierung ihres Risikoprofils: So wurde das Niveau der Problemkredite, benannt durch die Kennzahl NPL-Ratio, brutto von 5,3% auf 3,9% und netto von 1,8% auf 1,3% gesenkt.
 

Operation CiviBank

 
Die Sparkasse schließt den Dreijahreszeitraum 2019-2021 mit einem Gesamtgewinn von 132,2 Mio. Euro ab und nach der Ausschüttung von Dividenden von insgesamt 27,2 Mio. Euro. Im Jahr 2019 war im dreijährigen Plan ein Gesamtgewinn in Höhe von 99 Mio. Euro veranschlagt worden.
„All dies bildet die Grundlage, um die im Dezember 2021 vom Verwaltungsrat beschlossene strategische Transaktion zur Übernahme der CiviBank als nächsten Schritt anzugehen“, sagt Sparkassenpräsident Gerhard Brandstätter, „um unserer Bank und auch der CiviBank eine noch nachhaltigere Perspektive zu geben.“ Auch Vizepräsident Carlo Costa meint: „Wir sind von der Operation CiviBank überzeugt und sind fest engagiert, um diese zu verwirklichen.“
 
 
Das Übernahmeangebot wird derzeit bei den zuständigen Behörden, EZB/Banca d’Italia sowie Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde AGCM geprüft. Die Antitrustbehörde hat ihr Einverständnis bereits am 19. Januar 2021 erteilt. Man geht in der Sparkasse davon, die Operation im zweiten Quartal 2022 abzuschließen. „Die neue Bankengruppe, die im Falle der Übernahme der Bank im Friaul entstehen könnte, würde die wichtigste regionale Bankengruppe mit Sitz im Nord-Osten Italiens sein“, heißt es in der Presseaussendung der Sparkasse.
 

Problemkind Aktien

 
Auch in Sachen Aktionäre und Aktien verkündigt Gerhard Brandstätter gute Nachrichten.  „Die Aktionäre konnten in den letzten Jahren von steigenden Dividendenauszahlungen profitieren, und auch dieses Jahr kann der Gesellschafterversammlung eine sicherlich zufriedenstellende Ausschüttung vorgeschlagen werden“, meint der Sparkassenpräsident. Und weiter: „Diese Ergebnisse haben sich auch positiv auf den Kurs der Sparkassen-Aktie ausgewirkt, der 2021 um 8,8% gestiegen ist.“
Was Brandstätter dabei zu erwähnen vergisst, sind die nackten Zahlen. Bei der letzten Kapitalerhöhung der Sparkasse 2015 wurde die Sparkassenaktie mit 12,5 Euro bewertet und um 10 Euro als Sonderpreis verkauft. Im Dezember 2017 beginnt der Aktienhandel auf der Hi-Mtf- Plattform. Ende 2017 steht der Aktienkurs dort bei 9,76 Euro. Über vier Jahre später, am 24. Januar 2022 wird die Sparkassenaktie um 9,25 Euro gehandelt.
Die 8,8 Prozent-Steigerung im letzten Jahr dürfte deshalb wohl eher ein Tropfen auf den heißen Stein sein.
 
 
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Sebastian Felderer Thu, 02/10/2022 - 21:01

Das Problemkind "Aktien" ist hier eher schonend behandelt worden, wohl aus Respekt vor dem guten Betriebsergebnis. Wenn der Sparkassenpräsident von Dividendenausschüttung spricht, muss ich feststellen, dass mir die erzielten und nicht ausgeschütteten Reingewinne lieber sind, welche durch den Vermögenszuwachs eine Wertsteigerung der Aktien bringen. Diese hat sich jedoch bei den Aktientransaktionen noch nicht durchgesetzt. Der Wert laut Vermögen müsste doch über 13 Euro liegen. Die Aktie wird aber um 9,25 gehandelt. Kommt der Schub erst nach der Civibank?
Ich darf erinnern, dass der "Musterknabe" 2008 35,9 Euro gehandelt wurde, 2012 noch 21 und 2014 19,5. Dann wurde die Aktie zum Sorgenkind und ist es bis heute geblieben. Die 8,8% Steigerung ist berechnet von 8,50 auf 9,25 Euro, wahrlich ein schwacher Trost. Aber die Betriebsergebnisse sind respektabel. Kann nur wünschen: Ad multos annos und CIVI PLUS. Minus absurdum hatten wir schon.

Thu, 02/10/2022 - 21:01 Permalink