Politics | Was die anderen schreiben

Luis Durnwalder und der Un-Ruhestand

Wie ist es, sich morgen um 4 Uhr im Bett umdrehen zu können, um bis 7 Uhr weiterschlafen zu können und welche Jobangebote interessieren einen ehemaligen Landeshauptmann? Die Dolomiten plaudern mit dem Polit-Pensionär Luis Durnwalder.

Drei Monate ist es her, dass Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder seinen Schreibtisch räumte. Nun absolviert er sein immer noch dichtes Terminpensum in diversen Bozner Cafés, verrät er der Tageszeitung Dolomiten in einem Interview. „Irgendwie wollen viele nicht ganz zur Kenntnis nehmen, dass ich nicht mehr der Landeshauptmann bin“,  sagt er dort beim Kaffeeplausch. „Und so werde ich weiterhin um Rat gefragt und eingeladen.“

Treffen mit Bürgermeistern, Besuch von Sozialzentren, Einladungen zu Einweihungen und Ausstellungen, immer noch 25 bis 30 Briefe täglich – und das große Vorhaben, all das Beiwerk aus Ordnern und Fotos aufzuarbeiten, das sich in 40 Jahren Politik angesammelt hat: Bislang ist es wohl eher ein „Un-Ruhestand“, den der Alt-Landeshauptmann mittlerweile selbst vom Terminkalender seines Smartphones aus organisiert. Selbst den Rhythmus der morgendlichen Sprechstunden hat sein Körper noch gespeichert. „Ich wache noch oft um vier Uhr auf, wie damals“ sagt er. „Jetzt drehe ich mich aber im Bett um und schlafe bis sieben oder halb acht.“

Dabei ist Luis Durnwalder bereits auf der Suche nach neuen Herausforderungen. In zwei bis drei Monaten will er sich für eine fixe, neue Aufgabe entscheiden. Nicht zu viel soll es ein, das Finanzielle spiele keine Rolle – wohl auch dank seiner großzügigen Politiker-Rente, auf die er nach wie vor das volle Anrecht zu haben glaubt. Jobangebote gab’s bereits genug – doch die Obmannschaft eines Altersheims hat der Alt-Landeshauptmann ebenso abgewinkt wie ein Bürgermeisteramt in einer Nachbarprovinz oder Vorträge über Südtirols Autonomie in der Ukraine, erzählt er. Vielmehr interessieren würde ihn da eine interessante Aufgabe im Bereich Europäische Union und Aufbau der Makroregion Alpen. „Es geht in diese Richtung, aber es ist noch nicht spruchreif“, hält sich Durnwalder bedeckt.

Und wie erlebt der Vater des alten Systems die Bürgerwut und heißen Diskussionen um Politikerprivilegien? Auch er redet mit den Leuten darüber, im Gasthaus oder anderswo, sagt Durnwalder. „Aber Beschimpfungen oder Beleidigungen sind mir persönlich noch nie untergekommen.“