Politics | Landtag
„Aufgelegte Elfmeter“
Foto: (Foto: salto.bz)
Die Grüne Fraktion im Südtiroler Landtag will beim Klimaschutz aufs Tempo drücken. „Das Jahr 2030 rückt immer näher und der Klimawandel macht sich jeden Tag stärker bemerkbar“, sagt Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa. Deshalb schlägt die Partei mit zwei Beschlussanträgen dem Landtag konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Klimabilanz im Tourismussektor und in öffentlichen Gebäuden vor.
„Wir müssen vom Reden ins Tun kommen. Es wird im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch sehr viel geredet – jetzt legen wir konkrete Handlungsvorschläge vor. Wenn die Landesregierung ihre Nachhaltigkeitsstrategie und Nachhaltigkeitsshows ernstnimmt, sind das aufgelegte Elfmeter, da können sie einfach schießen“, sagt Landtagsabgeordneter Hanspeter Staffler.
„Wir wissen nicht, wie die Stimmung derzeit in der Mehrheit eineinhalb Jahre vor den Wahlen ist. In der Minderheit gibt es sicher eine breite Zustimmung, da hat sich der Gedanke ans Klima sehr stark durchgesetzt. Deshalb hoffen wir, dass auch die Mehrheit zu den eigenen Zielen steht“, so Foppa.
Klimaschutz im Tourismus
Der Tourismus ist ein ressourcenintensiver Wirtschaftssektor. Der Eurac-Klimareport 2018 geht davon aus, dass rund 10 Prozent der gesamten Treibhausgase Südtirols darauf zurückzuführen sind. Foppa schätzt den Prozentsatz höher: „Diese Zahl scheint mir zu niedrig und muss überprüft werden.“ Einzelne Tourismusbetriebe haben ihre Energie- und Klimabilanz selbst berechnet. Ein Vier-Sterne-Plus-Hotel etwa kommt täglich auf 140 Kilogramm CO2-Emissionen pro Gast, im Vergleich dazu verbraucht eine in Südtirol wohnhafte Person 20 Kilogramm CO2-Emissionen. Insgesamt verbrauchen Südtiroler:innen durchschnittlich rund sieben Tonnen CO2 pro Jahr – auch diese Menge sei zu viel.
„Der Hotelier des Vier-Sterne-Plus-Hotels senkte nach der Berechnung seiner Bilanz die täglichen CO2-Emissionen pro Gast auf 10 Kilogramm. Das Beispiel zeigt, dass es bei der Senkung von Treibhausgasen einen enormen Spielraum gibt“, sagt Foppa. Die Grünen fordern die Landesregierung auf, aussagekräftigen Daten über die Klimabilanz des Tourismussektors zu erheben.
Die Bemühungen für mehr Klimaschutz sollen laut Beschlussantrag auch Eingang in die Markenstrategie von IDM finden, um Südtirol als Klimaland zu positionieren.
Hoteliers als Träger des Wandels
Außerdem sieht der Beschlussantrag eine Ausarbeitung einer Klimastrategie für den Tourismus, die Entwicklung von Klima-Effizienzklassen, steuerliche Anreize wie eine GIS- oder IRAP-Senkung sowie eine Aufforderung der Betriebe zur Selbstverpflichtung vor. Bei der Selbstverpflichtung geht es um eine Zertifizierung und eine systematische Senkung des CO2-Verbrauchs. Die Bemühungen für mehr Klimaschutz sollen laut Beschlussantrag auch Eingang in die Markenstrategie von IDM finden, um Südtirol als Klimaland zu positionieren.
„In Österreich und der Schweiz gibt es genügend Vorbilder, die sich Südtirol aneignen sollte, um auf diese Weise zur führenden Klima-Destination aufzusteigen“, schreiben die Abgeordneten in ihrem Beschlussantrag. Das Einsparpotential reicht von der Wahl des Verkehrsmittels bei der Anfahrt über die Größe der Hotelzimmer bis hin zum Wasserverbrauch im Wellnessbereich oder in der Produktion von Kunstschnee. Auch bei der Beschaffung von Lebensmitteln und anderen Waren könne auf Nachhaltigkeit und Regionalität gesetzt werden.
Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden
Der zweite Beschlussantrag zielt auf die Beschleunigung der Energiewende im Gebäudesektor ab. Der Gebäudebestand in der Provinz Bozen ist für etwa 27 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Von dem Gebäudebestand gehören etwa 2.000 dem Land oder den Gemeinden. Dazu zählen beispielsweise Büros, Krankenhäuser, Bibliotheken oder Kindergärten. Neben der Generalsanierung der Gebäude schlägt die Grüne Fraktion schnelle und wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Heizungs- und Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden vor.
„Rund 80 Prozent der Heiz-, Kühl-, Klima- und Warmwasseranlagen sind laut Schätzungen von Fachleuten gar nicht oder schlecht eingestellt“, sagt Staffler. Der Aufwand für einen Effizienzcheck sei gering, in vielen Fällen könnten dabei bis zu 30 Prozent an Heiz- oder Kühlkosten eingespart werden. „Der finanzielle Aufwand solle sich laut Aussagen von Expert:innen in zwei bis vier Jahren amortisieren. Es solle bereits erfolgreiche Referenzprojekte von Landesgebäuden geben“, steht im diesbezüglichen Beschlussantrag.
Wird der Antrag vom Landtag angenommen, soll im 600 Gebäude zählenden Bestand des Landes ein Effizienzcheck mit einem hydraulischen Abgleich durchgeführt und ein Monitoringsystem installiert werden. Zudem ist vorgesehen, dass das Land mit den Gemeinden ein technisches und finanzielles Konzept zur Optimierung ihrer Anlagen ausarbeitet. Auch private Gebäude werden im Beschlussantrag angesprochen: Es soll geprüft werden, „inwieweit der energetische Effizienzcheck durch Optimierung der Anlagen für energieintensive Privatgebäude verbessert werden kann, indem die zurzeit bestehenden Förderungen nachgeschärft werden.“
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Da kommen ja mal brauchbare
Da kommen ja mal brauchbare Vorschläge aus der grünen Kiste.
In reply to Da kommen ja mal brauchbare by Dietmar Nußbaumer
Zum Fußabdruck der 140 kg CO2
Zum Fußabdruck der 140 kg CO2-Belastung / Tag in den Welnessburgen und etwas weniger für die nicht so beliebten einfachen Urlauber, kommen die nicht geringen Belastungen des An- und Abreise für immer weniger Urlaubstage dazu.
Ein Großteil der Gäste reist mit dem eigenen SUV und neuerdings auch mit dem mit viel öffentlichem Geld wieder aktivierten "Bozner Flughafele," mit Steuer-freien stark verbilligtem Kerosen um die 50 Cent / Liter an.
Darüber könnten die Rechenknechte der EURAC ihre Forschungen anstellen.