Handwerkerverband holt sich Uni Innsbruck ins Boot

LVH-Präsident Gert Lanz hat es oft und bei jeder Gelegenheit betont: Die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe in Südtirol stünden mit der italienischen Gesetzgebung auf Kriegsfuß, zu belastend sei der Steuerdruck, zu komplex die bürokratischen Auflagen und zu wenig präzise die Umsetzung der europäischen Gesetzgebung auf nationaler Ebene.
Verschiedene rechtliche Wirklichkeiten
Aus diesem Grund gibt es nun eine Kooperation mit dem Institut für Italienisches Recht an der Universität Innsbruck, das den Handwerkerverband in Zukunft beraten und wissenschaftlich begleiten soll. "Gerade für Südtiroler Betriebe ist es wichtig, die Normen und Regeln nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland zu kennen", sagt Gert Lanz. "Die EU-Richtlinien werden in Deutschland und Österreich gut und genau umgesetzt," meint Thomas Pardeller, Direktor des Handwerkerverbandes. "Nur in Italien hapert es an der Umlegung und im letzten Moment kommt es für unsere Betriebe dann meist noch schärfer." Aus diesen verschiedenen rechtlichen Wirklichkeiten heraus entstehen Unsicherheiten, bereits des öfteren habe man externe Gutachten einholen müssen.
Der Kooperationsvertrag mit der Rechtsfakultät der Uni Innsbruck gehe weit über einen Beratervertrag hinaus. Beide Institutionen profitierten voneinander, meint Pardeller, die wissenschaftliche Begleitung garantiere Ansehen und Qualität, und die Uni erhalte neue Inputs aus der Praxis.
Mehr Praxisbezug für die Uni
So wird der LVH bis zu fünf Diplomanden pro Jahr mit einem Stipendium von je 1.000 Euro fördern, zu Themen, die der LVH vorgibt: Arbeitssicherheit, Ausbildungsstandards, Maschinen- und Mitarbeitertransfer, Umweltvorschriften oder die Vergabe öffentlicher Arbeiten. Die Aufnahme einer gewissen Anzahl von Praktikanten am Sitz des Handwerkerverbandes ist ebenfalls Teil der Vereinbarung.
"Keine Angst, zur Auftagsforschung wird es bei uns im Institut nicht kommen, es handelt sich um einen Forschungs- und Wissenstransfer mit Institutionen in der Europaregion, wie im Entwicklungsplan der Uni Innsbruck bereits festgelegt", meint Bernhard Eccher, Leiter des Instituts für Italienisches Recht in Innsbruck. "Uns freut es, dass auf diese Weise die Praxis verstärkt in den Hörsaal einzieht und wir so am Puls der Unternehmen und ihrer Themen bleiben." Das Institut für Italienisches Recht gibt es seit 1971 und wurde speziell für Südtiroler Jus-Studenten geschaffen, mittlerweile sind es 400 an der Zahl.
Zwar betreibe der LVH auch andere Zusammenarbeiten, etwa mit der Designfakultät der Uni Bozen oder mit der Universität Salzburg, "doch dies ist eine neue Art der Kooperation, die längerfristig angelegt ist," sagte Gert Lanz abschließend.