Klimawandel: Warnstufe Rot
Während in mehreren Mittelmeer-Ländern Waldbrände wüten und in Deutschland die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten der verheerenden Unwetterkatastrophe vom vergangenen Juli noch voll im Gange sind, hat der UNO-Weltklimarat (IPCC)* gestern seinen sechsten umfassenden Bericht zum Klimawandel präsentiert. Weit über 200 renommierte Forscher/innen haben die wissenschaftlichen Fakten zum Klimawandel präsentiert und diesen Bericht, der auch als Handlungsgrundlage für die UNO-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow im kommenden Herbst dienen wird, verfasst. Nach der Auswertung einer Vielzahl von wissenschaftlich relevanten Studien zum Klimawandel kommen die Forscher/innen zu einem erschütternden Ergebnis und zeigen noch viel deutlicher, als in früheren Berichten auf, wie sehr die steigenden Treibhausgas-Emissionen die Welt bedrohen.
Eine klare Botschaft des Berichtes ist, dass wir bereits jetzt die Folgen der globalen Erwärmung durch extremere Wetterereignisse sehen, wie zum Beispiel die Eisschmelze in der Arktis und einen steigenden Meeresspiegel.
Kernaussagen des Berichtes:
- Die Ursachen des Klimawandels sind eindeutig menschengemacht.
- Die weltweiten CO2-Emissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, sind die Hauptursache des Klimawandels, aber auch andere Treibhausgase, wie Methan tragen zur Erderwärmung bei.
- Die Erderwärmung schreitet rascher voran als erwartet, bereits 2030 könnte die Welt die entscheidende Schwelle von 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau erreichen, das ist um zehn Jahre früher, als noch im Bericht von 2018 prognostiziert wurde.
- Noch gibt es die Chance die Erderwärmung entsprechend dem Pariser Klimaabkommen** auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden, doch dazu sind rasche und drastische Veränderungen in allen Bereichen, wie Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr notwendig.
- Manche Folgen der Erderwärmung sind kaum noch rückgängig zu machen, wie etwa der Anstieg des Meeresspiegels und die Eisschmelze an den Polen und auf den Gletschern. Selbst durch eine starke Reduktion der Treibhausgasemissionen werde der Meeresspiegel weiter ansteigen.
- In Zukunft werden extreme Wetterereignisse und die dadurch ausgelösten Katastrophen zunehmen, das Risiko von extremen Hitzewellen, Waldbränden, Starkregen und Überschwemmungen, Nahrungsmittelknappheit für hunderte Millionen Menschen und Zerstörung der Ökosysteme wird sich stark erhöhen, wenn nicht die dringend notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels auf internationaler Ebene ergriffen werden.
- Die arktische Region wird sich am schnellsten erwärmen, mindestens doppelt so schnell, wie es dem weltweiten Durchschnitt entspricht.
- Eine weitere Erderwärmung wird das Auftauen des Permafrosts und die Gletscherschmelze beschleunigen, zu einer starken Verminderung des Meereises in der Arktis und zu weniger Schneefall führen.
Die Regierungen auf der ganzen Welt sind aufgerufen "rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft" vorzunehmen, um die katastrophalen Folgen der globalen Erwärmung abzuwenden, so die Forderung der Wissenschaftler/innen des Weltklimarates. Die weltweiten CO2-Nettoemissionen müssten schon bis 2030 um 45% gegenüber dem Niveau von 2010 sinken und um 2050 das "Netto-Null" Ziel erreichen, um die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Fazit
Obwohl die drohenden Gefahren des Klimawandels schon in früheren Berichten aufgezeigt wurden, machen die Aussagen des neuen IPCC-Berichtes besonders betroffen, da sie noch viel drastischer die katastrophalen Folgen der Erderwärmung aufzeigen. Ein Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird notwendig sein, um die große Herausforderung des Klimawandels zu meistern. Bleibt zu hoffen, dass bei der UNO-Weltklimakonferenz in Glasgow nicht wieder, wie in der Vergangenheit, nur langwierige Verhandlungen geführt werden, die keine konkreten Lösungen bringen, sondern dass die Weltgemeinschaft endlich bereit ist die erforderlichen Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels zu setzen.
* Der Weltklimarat (IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change), wurde 1988 von den Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Hauptaufgabe des IPCC ist, alle relevanten und fundierten Erkenntnisse zur globalen Erwärmung zu sammeln und wissenschaftlich zu bewerten. Tausende aktuelle Forschungen werden für die Erstellung der Berichte des IPCC von 250 renommierten Wissenschaftler/innen analysiert und überprüft. Alle 195 Länder der UNO müssen den Veröffentlichungen des IPCC zustimmen. Der Zweck dieser Berichte besteht darin, vor allem den führenden Politikern, die Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen, um wichtige Entscheidungen in Bezug auf den Klimawandel zu treffen.
** Im Dezember 2015 wurde in Paris auf der 21. Internationalen Klimakonferenz (COP21) nach vielen Jahren intensiver Verhandlungen das Pariser Klimaabkommen beschlossen. 195 Staaten haben dieses rechtsverbindliche Abkommen unterschrieben, in dem beschlossen wurde die globale Erwärmung im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten nach Möglichkeit auf 1,5 Grad Celsius, höchstens aber auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.