Culture | Bibliophile Fragen

„Sage aber niemals nie…“

Sonja Steger schreibt selbst und stellt immer wieder Bücher anderer Kolleg*innen vor. Und sie hat die "immer gleichen Fragen" von SALTO beantwortet.
Sonja Steger
Foto: Roland Pernter
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Sonja Steger: Wahrscheinlich – Erinnerung ist ja immer eine Konstruktion aus Fakten und Fantasie – war ich ein einsames Kind, das viel Zeit mit Erwachsenen verbracht hat, das viel las. Mir erschien die erlesene Welt wirklicher als das sogenannte tatsächliche Erleben. Als prägender als geglaubt würde ich allerdings ein Buch nennen, welches ich in der Mittelschulzeit gelesen haben, mit 13 oder 14. Das war ES von Stephen King, das mit seinen zahlreichen Protagonist:innen und den Zeitsprüngen in mir die Lust auf Literatur weckte.

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Für mich haben erste und letzte Sätze keine gewichtige Bedeutung. Bücher sind Lebensbegleiter und der Gesamteindruck, das Gefühl, welches sie hinterlassen und welches auch noch nach Jahrzehnten, wenn man sie wieder in die Hand nimmt, an der Oberfläche des Bewusstseins auftaucht, das berührt mich.
     

    Ich finde es arrogant sich über eine Gattung despektierlich auszulassen...

  • Ein Herz für die Literatur: Sonja Steger im neuen Ost West Club in Meran. Für den legendären Club leitet sie den Literaturclub. Foto: Ost West Club

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Ach, die Liste der Bücher, die als gut gelten, die einige/alle/viele gut finden, mir hingegen nichts sagen, würde diesen Rahmen hier sprengen. Möchte keines hervorheben, das wäre ja dann auch wieder eine Art negativer Auszeichnung. 

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Wahrscheinlich gäbe es interessantere Themen, die es mit einer extraterrestrischen Lebensform zu besprechen gälte. Die Beliebtheit des Lokalkrimis – die sich in Verkaufszahlen ausdrückt – zeigt, dass es ihn braucht, dass Lesende Freude daran haben und ihre Lese-Zeit gerne im Ambiente verschiedener Regionen verbringen und die Kombination mit dem Kitzel des Krimis schätzen. Wer sich in den Gefilden der Weltliteratur wohl fühlt, kann ja dort lustwandeln, lustlesen. Ich finde es arrogant sich über eine Gattung despektierlich auszulassen, ich respektiere die Bemühungen der Autor:innen und die Präferenzen der Lesenden. 

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Meine Quellen für Lese-Tipps liegen auf vielen Kontinenten, es ist eine Aufschnapperei bei der mir Leckerbissen und Ungenießbares zwischen die Kiemen gerät. Gehör schenke ich meiner Lieblingsbuchhändlerin V., Freund:innen, Radio-Redakteur:innen, FB-Anzeigen, Literatur-Runden im Fernsehen, den Gib-und-Nimm-Buch-Stellen die mich mit ihrem Sirenengesang anlocken und willenlos stöbern lassen…
     

    Gut, ich oute mich jetzt auch noch bei dieser Frage. 


    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Auf eine einsame Insel würde ich keine Bücher mitnehmen und hoffen, dass es langweilig wird. Ohne Ablenkungen wäre ich gezwungen mich mit mir selbst zu beschäftigen und dort hinzuschauen, wo es schmerzt. Die ideale Situation, um mich meinem eigenen Schreiben zu widmen, das ich seit längerer Zeit vernachlässige. 

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Gut, ich oute mich jetzt auch noch bei dieser Frage. Bin sehr altmodisch veranlagt und hab noch kein Buch am E-Book-Reader gelesen. Sage aber niemals nie….

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Claus Gatterer: Schöne Welt, böse Leut. Kindheit in Südtirol.