Economy | Arbeitsmarkt

Arbeit: Wunschzettel an Minister Giovannini

Gewerkschaften, Politik, Unternehmer: Wer in Südtirols Arbeitswelt etwas zählt, war am Dienstag Vormittag mit Arbeitsminister Enrico Giovannini im Bozner Palais Widmann.

Arbeit, Arbeit, Arbeit: Zumindest auf der offiziellen politischen Agenda gibt es in diesen Tagen kein wichtigeres Thema. Nach Landesregierung und Landtag beschäftigten sich am Dienstag Vormittag ein großer Teil der Akteure der Südtiroler Arbeitsmarktpolitik im Bozner Palais Widmann mit Maßnahmen zur Belebung der Beschäftigung. Auf der Agenda der vom Asssessorat Bizzo organisierten halbtätigen Tagung: die Vorstellung des neuen Arbeitspakts, die Lehrlingsausbildung in Österreich und Südtirol, eine Podiumsdiskussion zu den Prioritäten der Arbeitsmarktpolitik mit Gewerkschaftschefin Tila Mair, Arno Kompatscher und UV-Präsident Stefan Pan und die Vorstellung des Arbeitspakts der Regierung in Rom durch Arbeitsminister Enrico Giovannini.

Der zog kurz nach 10.30 Uhr unter Applaus in die Tagung ein – und wurde vom Podium aus umgehend von Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur in Südtirols duale Ausbildung und ihre Probleme eingeführt.  Die scheidende Landesrätin nutzte ihre Redezeit aber auch, um gleich die wichtigsten Forderungen in Sachen Jugendbeschäftigung an Rom loszuwerden. Einer ihrer eindringlichsten Appelle an Giovannini: „Entlasten Sie die Betriebe, die junge Menschen einstellen möchten, von bürokratischen Auflagen.“ Denn vor allem die strengen Bestimmungen in Sachen Jugendschutz und Arbeitssicherheit würden wesentlich dazu beitragen, dass immer mehr junge Menschen in Südtirol Probleme hätten, eine Lehrstelle zu finden.

Die Bildungslandesrätin hinterließ jedoch nicht nur dem Minister, sondern auch ihren Nachfolgern eine To-do-Liste in Sachen Jugendbeschäftigung. Denn, wie sie meinte: „Für viele Jugendliche sind die Standardangebote unser Bildungssystems nicht gut oder gar nicht geeignet.“ Dass auch in Südtirols Arbeitsmarktpolitik in vielen Belangen ein Kurswechsel gefragt sei, unterstrich die Landessekretärin des SCB/Cisl Tila Mair. „Statt des  bisherigen Gießkannensystems brauchen wir neue Ansätze und schnelle Lösungen, Bewegung und Belebung“, foderte sie.

Was Giovannini dazu beitragen kann? Zumindest laut den vom Landespressesamt zitierten Aussagen wenig. Demnach verwies der ehmalige Istat-Präsident und aktuelle parteilose Arbeits-und Sozialminister vor allem auf Parallelen zwischen dem Südtiroler Mehrjahresplan für Beschäftigung und dem in Rom geschnürten Arbeitspakt sowie auf bereits getroffene Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur wie den Ecobonus. Immerhin kündigte Giovannini aber auch Pläne der Regierung an, den Steuerdruck auf Unternehmen sowieso die Schere zwischen Brutto- und Nettolöhnen zu senken. Und einen Wunschzettel aus Bozen hat er nun schließlich auch in der Tasche.