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Das Ensemble Oswald von Wolkenstein

In der Arunda Nr. 13 von Roland Kristanell mit dem Titel „ Musik in Südtirol“ ist unter den zahlreichen Beiträgen auch der von Volker Oberegger zu finden.
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Wir schreiben das Jahr 1982 und Volker Oberegger berichtet vom Ensemble Oswald von Wolkenstein. Er erinnert sich an die Anfänge seines musikalischen Wirkens und schreibt:

„ Als Kind saß ich oft vor dem alten Klavier meiner Tante, drückte mit der linken Hand vorsichtig einige Tasten, unhörbare Akkorde, ohne einen Ton erklingen zu lassen. Mit der rechten spielte ich Melodien dazu ….“

Dann aber widmet er sich jenen Ereignissen, die unmittelbar zur Gründung des Ensembles Oswald von Wolkenstein geführt haben.

Am 20. August 1972 sollte in Arco eine Lesung von Werken des Renaissancedichters Nicoló d'Arco mit musikalischer Umrahmung stattfinden. Zu diesem Zweck fanden zusammen: die Sängerin Anna Baldo aus Rovereto; meine Schwester Heidrun Oberegger als Flötenspielerin; Mirco Caffagni, der Lautenist aus Modena; der Gambist Giacomo Nones aus Riva am Gardasee; Romano Santi als Dulzianist; der Geiger Giorgio Ulivieri, der auch die Organisation übernahm und ich. Alberto Lupo, der aus den Werken des Dichters lesen sollte, war an jenem denkwürdigen Abend verhindert, weshalb wir, zur Überraschung und Freude des Publikums einen Abend lang musizierten; das starke positive Echo, das unser Spiel in der Öffentlichkeit gefunden hat, mag auch zur Gründung des Ensembles beigetragen haben.

1973

Wir sind übereingekommen, das Konzert in Bruneck am 8. April 1973 als Geburtsstunde des Ensembles gelten zu lassen, wobei meine Frau Trude Saltuari-Oberegger die Sängerin Anna Baldo ersetzte und Konrad Ellemunter aus dem Gadertal die Stelle von Romano Santi einnahm. Mirco Caffagni war verhindert; es konnten bisher nur vereinzelte Konzerte mit ihm veranstaltet werden.

Bei der Wahl des Namens der Gruppe waren nicht nur musikalische Erwägungen maßgebend. Es deuchte mir, als verbinde uns mit ihm, die wir an der Schwelle einer nachneuzeitlichen oder gar nachgeschichtlichen Epoche stehen, außer heimatlicher Nähe, ein Dasein und Wirken zwischen den Zeiten, und als habe unser Herbst der Neuzeit viele Gemeinsamkeiten mit dem seinen.

Die wichtigsten Ereignisse im ersten Lebensjahr des Ensembles waren die Konzerte in Meran, Brixen, Riva, Verona, Malcesine, Torbole und Asolo. Hans Wielander organisierte Sommerkurse für Alte Musik im schönen Stift Marienberg und konnte dazu das Berliner Ensemble für Alte Musik verpflichten.

1974

Im Frühling des Jahres 1974 trat an die Stelle des scheidenden Konrad Ellemunter Franco Fusi aus Reggio Emilia. Dazu konnte Giorgio Pacchioni aus Modena für das Ensemble gewonnen werden. Giorgio Pacchioni brachte wertvolle Impulse für die Gruppe und übernahm später die Konzertierung; unsere Programme erhielten zusehends eine thematisch straffere Physiognomie. Wir spielten in Lecce, Brindisi, Faenza und Urbino. Im selben Jahr wurden wir zum 3. Festival für Geistliche Musik der Provinzen Bozen und Trient eingeladen, an dem wir dann fast alle Jahre teilgenommen haben. Dann gab es noch eine Zusammenarbeit bei einem Kulturfilm Oswald von Wolkenstein mit Franz Baumer aus München. Im Spätsommer stieß Heini Schmidl aus Kaltern als Lautenist zur Gruppe.

1975

Wir spielten in Pavia, Mailand, Turin, Ravenna, Verona, Bologna und Nonantola, im Dogenpalast von Venedig und in der Kirche S. Maria della Pietá. Im Herbst trat Lisl Saltuari zur Gruppe, da wir dringend eine weitere Viola da Gamba benötigten. Wir konzertierten noch in Reggio Calabria, Modena und Faenza. An die Stelle von Franco Fusi trat Maurizio De Paoli aus Trient.

1976

Auf der Schlandersburg wurde die erste Schallplatte vorbereitet. Es gab Konzerte im Schloss Amerang im nördlichen Chiemgau, in San Marino und in Cavalese. Lisl Salutari und Giacomo Nones verließen die Gruppe.

1977

Nach einer Tournee in Holland waren wir mit Konzerten zum 600. Geburtstag Oswalds von Wolkenstein beschäftigt. Wir spielten mit Veronika und Liselotte Schmidt aus Bremen , mit dem Organisten und Kontratenor Sergio Vartolo und dem Posaunisten Vincenzo Petrini aus Bologna.

1978

Konzertreisen nach Castelfranco Veneto, Ancona, Cervia, Stresa, Rom und ein Konzert auf der Brunnenburg bei Meran. Wir bereiteten auch unsere zweite Schallplatte vor.

1979

Auftritte in Rosenheim, Aquileia, Modena, Conegliano Veneto,Vercelli, Osimo bei Ancona, Venedig und Siena.

1980

Nach den Konzerten in Bari und Matera nahmen wir zwei neue Musiker ins Ensemble auf: Andrea Bornstein und Paolo Pollastri, beide aus Bologna. Es gab Konzerte in Meran, Brescia, Bruneck, Vittorio Veneto, Cervia, Sirmione, Assisi und Cortemaggiore. Aus der Musik „Primo libro de balli“ von Giorgio Mainerio entstanden im Frühjahr 1981 zwei Langspielplatten.

In der Gruppe verbindet uns sicher mehr die Liebe zur Musik, als das Streben nach Erfolg, wenn uns auch viele begeisterte Zuhörer immer aufs neue beflügelt haben. Die Gruppe hat in ihrem nunmehr achtjährigen Bestehen ca. 150 Konzerte gegeben, Akzente gesetzt und anregend gewirkt. Konzertreisen nach Polen, in die Tschechoslowakei und nach Spanien stehen auf dem Programm. Es kann sein, dass sie bald schon verwirklicht werden können.