Politics | Geschichte

Luis Amplatz: "Sie haben uns das Land gestohlen"

Ohne neue Beweise, kein neues Strafverfahren. Cuno Tarfusser, Staatsanwalt im Mordfall Luis Amplatz, ruft nun die Historiker auf, "sie müssen an die Thematik heran."

38 Jahre alt, war Luis Amplatz, als er den Befreiungskampf der Südtiroler auf ein internationales Parkett führte. In einem ausführlichen Interview im "Der Spiegel" nennt Amplatz Ross und Reiter, wieviel Sprengstoff für welches Attentat verwendet wurde, wofür es die "Mädchen" brauchte, wo der Sprengstoff befestigt wurde. Nach dreißig Verhören von der italienischen Polizei und drei Verhaftungen, sagt Amplatz: "Aufregen tut mich jetzt nichts mehr."

Nach acht Tagen bin ich über einen Gletscher nach Österreich gegangen. Statt eines Eispickels hatte ich einen Spatenstiel, zum Essen nur noch ein Stück Brot. Es ging ein fürchterlicher Sturm. Vor den Gletscherspalten habe ich mich mehr gefürchtet als vor zehn Carabinieri.

Vorgestellt wird der Südtiroler so: "Amplatz war von Anfang an einer der Führer der terroristischen Bewegung, die mit Bombenanschlägen das Selbstbestimmungsrecht für die Bewohner Südtirols erzwingen wollen."

Das ganze Interview lesen Sie hier.

1991 und 1992 hatte Cuno Tarfusser als Staatsanwalt im Mordfall Amplatz ermittelt. 1994 heiratete er Gerda Amplatz, die Tochter des ermordeten Luis Amplatz. Keinen Zweifel lässt Tarfusser aufkommen, die Auftraggeber waren Staatsdiener, Christian Kerbel hat im Namen des Staates Luis Amplatz getötet.  Wenig Hoffnung gibt es, so Tarfusser, für eine späte Sühne : "Aus juristischen Gründen ist es nahezu unmöglich ein neues Strafverfahren zu eröffnen." Neue Beweise müssten vorgelegt werden, er befindet: "Strafrechtlich gesehen ist der Fall zwar nicht gesühnt, faktisch aber ziemlich eindeutig rekonstruiert." 

Etwas anders bräuchte es nun, so der Schwiegersohn von Luis Amplatz gegenüber der Südtiroler Tagezeitung. Historiker, die an die "Thematik herangehen". Im Bewusstsein, dass es "2014 wichtigeres gibt als Heldenbilder zu huldigen und Feindbilder zu schüren."

Die Huldigung im Etschlichter.blog, in dem gerne rechtsextremes und rechtspopulistisches Gedankengut verbreitet wird, liest sich wie folgt:

Unseren Helden zur Ehre und den Verrätern zum Trotz scheuten wir am Sonntag die Anreise und den Aufstieg nicht. Gemeinsam mit 400 Anderen begingen wir die Gedenkfeier für unseren Kameraden Luis Amplatz, wohl wissend, dass wir es heute sind, die für ihren Einsatz verfolgt werden. Noch mögen die Opfer nicht annähernd so groß sein, wie jene unserer Freiheitskämpfer damals. Doch mit härter werdenden Zeiten, werden auch sie anwachsen und mit ihnen unsere Pflicht. Heute sind es oft schon die selbsternannten “Tiroler-Patrioten”, die den Volkstod nicht sehen wollen und – getrieben von den Lügen unserer Feinde – lieber den Kampf gegen aufrechte Aktivisten vorantreiben, anstatt sich für das kulturelle und biologische Erbe unserer Heldenahnen einzusetzen.