Verantwortungssuche

Betroffen stehen sie auf der ersten Seite der Tageszeitung Dolomiten: EU-Kommissionspräsident Barrroso, Ministerpräsident Enrico Letta. Mit einigem Abstand von ihnen hat sich die Bürgermeisterin von Lampedusa platziert. Giusi Nicholini wirkt fast aufmüpfig, fragend, fordernd. Die Haltung aller anderen auf dem Foto Anwesenden: Resignation, Hilf- und Hoffnungslosigkeit. „Europa darf sich nicht von Lampedusa abwenden“, schreibt die Dolomiten. „Schande-Rufe empfingen Barrrosa und Letta auf Lampedusa, Fischerboote ließen aus Protest ihre Sirenen ertönen", so die Dolomiten. Menschen wollen nicht weiter warten, Politiker werden zum Handeln aufgefordert. Eure Verantwortung! Barroso sagt: „Der Notstand Lampedusas ist ein europäischer“ und kündigt eine Unterstützung für Italien von 30 Millionen Euro an. Um den Flüchtlingsansturm besser bewältigen zu können. Um Verantwortung zu übernehmen?
Die Südtiroler Tageszeitung beschäftigt ein anderes Thema auf ihrer Titelseite. Gut verpackt: Der Pisa-Test. „Wie dumm sind unsere Eltern?“ frägt die TAZ und wartet im gleichen Atemzug mit einem Selbsttest auf. Auszüge aus dem Pisa Test sind es, der letzthin den Eltern schlaflose Nächte beschied. „Neuer Pisa-Schock“: Nicht mehr nur die Kinder im Blick der wertenden Pädagogen, nein auch die italienische Genitori halten sich auf dem letzten Platz was die Lesefähigkeit betrifft -europaweit. Keine gesonderten Daten liegen für Südtirol vor, Sabina Kasslatter Mur fordert: „Wir wollen, dass man die Pisa Studie auch in Deutsch machen kann.“ Kenntnisse der Zweitsprache werden bei Pisa nicht geprüft – zum Glück!
In der Zwischenzeit – Wahlspenden vom Feinsten. „Pasta in regalo. Artioli contestata“, titelt der Corriere dell'Alto Adige. Elena Artioli, Listenführerin von Forza Italia – Lega Nord und A-Team-Autonomie“ will nicht nur gewählt werden. „Oltre all'invito a votare la capolista Elena Artioli campeggia la scritta 'Buono per un pacco di pasta.“ Am 25. Oktober ist es soweit, Ort der großzügigen Nudelverteilung: der Rathausplatz in Bozen. Alfonso Ponticelli von La Destra beschwerte sich gestern via facebook: „Giocano sulla povertà dei cittadini.“ Verantwortungssuche, Verantwortungsschieberei - einmal mehr.