Politics | Minderheiten

Eva Pföstl vor der UNO in New York

Die Meraner Minderheitenexpertin Eva Pföstl plädierte vor der UNO für eine Autonomie für die Westsahara - nach Südtiroler Vorbild.

Die Südtiroler Minderheiten-Expertin Eva Pföstl hat am Mittwoch vor der UNO-Vollversammlung in New York gesprochen. In einem kurzen Vortrag beim 4th Committee of the General Assembly of the United Nations stellte sie die Vorzüge der territorialen Autonomie für West-Sahara dar und nahm dabei Südtirol als Vorbild.

Die Meetings in der UNO wertete Pföstl als "hochinteressant": "Neben den offiziellen Delegierten der Staaten waren viele Vertreter von NGOs, Menschenrechtsorganisationen, Frauenrechtlerinnen, Juristen, Wirtschaftsfachleute, Experten für Terrorismus und Professoren aus der ganzen Welt anwesend. Jeder hat seine Version und seine Vorschläge zur Situation in West-Sahara dargelegt ". Interessant sei dabei die unterschiedliche Auslegung von Polisario-Anhängern und jenen gewesen, die Marokkos Politik unterstützen oder gutheissen. Pföstl: " Großteils wurden die positiven Entwicklungen der politischen und rechtlichen Situation in Marokko hervorgehoben und im Besonderen wurde die neue marokkanische Verfassung gelobt. Schwerpunkt der Diskussionen war natürlich auch die Sicherheitslage der Region, da viele junge Insassen des Flüchtlingscamps in Tinduf leichte Beute für radikale Bewegungen sind." Die Diskussion wird in den kommenden Tagen fortgesetzt.

Eva Pföstl hat letzthin in Rom ihr jüngstes Buch "Marocco, Il regno del dialogo" vorgestellt, in dem sie die unterschiedliche Entwicklung des Landes im Vergleich zu den arabischen Nachbarstaaten analysiert und auf die neue Verfassung des Landes eingeht, die Frauen eine effektive Gleichberechtigung sichert und auch Juden Religionsfreiheit garantiert.  Marokko hat der Westsahara eine Autonomie angeboten, die von der UNO unterstützt wird.

Ungelöstes Westsahara-Problem

Die Westsahara ist ein Territorium an der Atlantikküste Nordwestafrikas, das nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien von Marokko beansprucht und größtenteils annektiert wurde. Marokko betrachtet das in vorkolonialer Zeit in einem losen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehende Gebiet als Teil seines Territoriums. Die zu spanischen Kolonialzeiten entstandene, linksgerichtete „Befreiungsfront“ der Sahrauis (der Bevölkerung der Westsahara), die Frente Polisario, kämpft  für einen unabhängigen Staat, die Demokratische Arabische Republik Sahara, auf dem gesamten Territorium von Westsahara. Seit dem Waffenstillstand von 1991 kontrolliert die Frente Polisario einen Streifen im Osten und Süden der Westsahara von der Grenze zu Algerien bis zur Atlantikküste. Die Uno verlangt die Durchführung eines Referendums über den endgültigen völkerrechtlichen Status des Gebietes. Über die Modalitäten der Durchführung eines solchen Referendums konnte bisher keine Einigkeit zwischen Marokko und den Vertretern des sahrauischen Volkes erzielt werden. Haupt-Streitpunkt ist hierbei die Frage, ob zu diesem Referendum auch die Mitglieder saharauischer Stämme, die zu Kolonialzeiten in Südmarokko gelebt haben (bzw. deren Nachkommen), als wahlberechtigte Einheimische gelten sollen (dies entspräche Marokkos Position).