Society | Endstation Rassismus

Kaltes Herz Südtirol

Warum wir nach Adans Tod nicht mehr die Augen verschließen dürfen.
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Adan träumte wohl von einer besseren Zukunft. Von einem Dach über dem Kopf und einem warmen Bett, in das er sich abends schlafen legen könnte. Er hoffte womöglich auf ein Ende der jahrelangen Flucht, des Ausgeschlossenseins, des draußen-bleiben-müssens. Vielleicht stellte er sich einen Alltag vor, in dem er nicht frieren braucht und Angst haben muss um sein Leben. Und wahrscheinlich sehnte sich Adan nach Menschen um sich, die ihm mit Wohlwollen begegnen und nicht mit Ausgrenzung und Ablehnung.

In Südtirol wurden die Wünsche Adans nicht erfüllt. Das Wohlstandsland in den Bergen bietet Unterkünfte anscheinend nur für gut betuchte Touristen und nicht für Menschen in existenzieller Not. Adan und seine Familie wurde keine Tür geöffnet. Er und seine Liebsten mussten auf der Straße bleiben. Und das obwohl Adan an Muskeldystrophie erkrankt war und seine Geschwister 12, 10 und 6 Jahre alt waren. Die kalte Realität und kaltherzige Politik Südtirols kostete den Jungen schließlich das Leben.

Und wir, wir müssen endlich aufwachen! Wir müssen realisieren, dass unsere Wohlstandsinsel auf Ausbeutung und Gewalt aufbaut. Wir müssen uns endlich eingestehen, dass unsere Art zu leben nur möglich ist, weil Menschen weltweit leiden. Unser Reichtum ist ohne die Armut Anderer nicht vorzustellen. Und anstatt uns gerade deshalb solidarisch zu zeigen mit Menschen, welche Zuflucht suchen, welche ein Stück des guten Lebens einfordern, auf welchem wir es uns hier bequem gemacht haben, grenzen wir aus und schüren Hass.

Wir verbreiten lieber Gerüchte über geflüchtete Menschen und schimpfen hinter vorgehaltener Hand über „gewaltbereite Ausländer“ (Zitat: Die Freiheitlichen). Wir 'sorgen' uns um unsere Sicherheit in unseren Dörfern, willigen aber ein, dass hunderte von Menschen vor den Grenzen Europas sterben oder unter unmenschlichen Bedingungen in Auffanglagern leben müssen! Wir empören uns über eine Schlägerei am Bozner Bahnhof, aber bleiben ruhig wenn Menschen den Winter auf den Straßen derselben Hauptstadt verbringen müssen. Wir vergönnen Menschen die zu uns kommen keine Sozialhilfe und ein Minimum an Verpflegung und füllen uns beim Abendessen dabei schimpfend den dritten Teller.

Südtirol, ich schäme mich. Und ich habe genug vom Verständnis zeigen. Ich habe genug davon, mir immer wieder dieselben rassistischen Parolen anzuhören und dabei einsichtig zu nicken. Ich hab keine Lust mehr Händchen zu halten, wenn wieder jemand verallgemeinernd über Menschen ablästert, die bei uns Zuflucht suchen. Ich hab die Schnauze voll von eurem Gejammer und eurer Hetze gegen Personen, über die ihr schon ein Urteil gefällt habt, bevor sie sich auch nur einen Fehltritt hätten erlauben können. Ich mag keine Meinungen mehr hören zum Thema Migration und was ihr davon haltet. Wir haben nämlich nicht das Recht über das Leben von Menschen zu entscheiden, welche jedes Recht haben hierher zu kommen.

Zeigt endlich mal Haltung und Anstand. Die Privilegien die wir haben, können wir nämlich auch für andere und nicht nur für uns selber nutzen. Werdet aktiv, zeigt euch solidarisch und setzt euch ein für eine gerechte Gesellschaft des Miteinander und nicht eine Gesellschaft des Gegeneinander. Steht auf gegen Rassismus, Ausgrenzung und rechte Hetze. Wer jetzt noch schweigt, ist mitverantwortlich.

Adan träumte wohl von einer Welt in der Liebe regiert und nicht Hass. Es tut mir so leid Adan, dass du bei uns ein solche Welt nicht vorgefunden hast.

R.I.P.