Environment | Klimaplan
„Viel Blabla“

Foto: LPA / Luca Guadagnini
Vor gut einem Monat wurde in der Messe Bozen der erste allgemeine Teil des Klimaplans in einem 50-seitigen Dokument bei den Sustainability Days vorgestellt. Der zweite und spezifischere Teil soll spätestens Juni 2023 folgen. Auch wenn sich das strategische Klimaschutzpapier gut liest, stellt sich für viele die Frage, ob die Klimaneutralität bis 2040 nicht doch am Ende nur ein Wunschtraum bleibt – und welche Folgen das Nicht-Erreichen dieses Zieles hat.
Die Umweltschutzorganisationen Protect our Winters und Mountain Wilderness fordern deshalb, konkrete Maßnahmen und eine klare Aufgabenverteilung. Der Klimaplan des Landes sei begrüßenswert und auch die darin formulierten Ziele – bis 2030 ein Minus von 50 Prozent bei Klimagas-Emissionen, bis 2037 ein Minus von 70 Prozent und 2040 das Erreichen der Klimaneutralität – könne man teilen, erklärt Linda Schwarz, Präsidentin des italienischen Ablegers der global tätigen Organisation Protect our Winters Italy (POW IT). „Allerdings werden im Plan nur Probleme aufgezählt, kreative Lösungsansätze, smarte Ziele und die klare Zuweisung von Verantwortung fehlen aber gänzlich“, so Schwarz.
POW IT und Mountain Wilderness vermissen zudem, dass im Klimaplan von der Möglichkeit eines Nicht-Erreichens der gesetzten Ziele nicht die Rede sei. „Gerade das Aufzeigen der Worst-Case-Szenarien und das Festschreiben der Folgen und Gegenmaßnahmen wäre aber wichtig, wenn der Plan nicht nur Papier bleiben soll“, so Schwarz.
Mobilität bleibe unbeackert
Neben der mangelnden Greifbarkeit und den konzeptionellen Mängeln stoßen sich die beiden Umweltorganisationen auch und vor allem an den viel zu kurz greifenden (oder gänzlich fehlenden) Maßnahmen im Bereich der Mobilität. Der Klimaplan selbst zeige auf, dass mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen in Südtirol vom Verkehr verursacht werden. „Gerade hier haben wir uns daher konkrete Maßnahmen mit klaren Zeitvorgaben erwartet, sie fehlen allerdings oder sind nur schwammig angerissen“, so Gianluca Vignoli von Mountain Wilderness.
Als Beispiel nennen POW IT und Mountain Wilderness das im Plan genannte Ziel, im Güterverkehr Zonen auszuweisen, die nur noch von emissionsfreien Fahrzeugen angefahren werden dürften. „Wie dies möglich sein wird, welche Zeiträume man vor Augen hat und welche Zonen überhaupt gemeint sind, bleibt im Klimaplan völlig offen“, so Vignoli.
Mehr Öffis für die Freizeit
Kritik erntet auch die Vernachlässigung des außerstädtischen Personenverkehrs, der für immerhin 35 Prozent der vom Verkehr produzierten Emissionen verantwortlich ist. „Das ist eine gewaltige Lücke, gerade weil das Interesse an Outdoor-Aktivitäten stetig steigt – und damit auch der Verkehr in entlegene Orte“, so die POW IT-Präsidentin. Diesem Trend müsse man im öffentlichen Verkehr Rechnung tragen, indem etwa die Fahrten in entlegene Gebiete an Wochenenden nicht zurückgefahren, sondern ausgebaut würden. „Wer eine Bergtour vorhat, muss die Möglichkeit haben, in der Früh zum Ausgangspunkt zu gelangen und spät abends wieder nach Hause“, erklärt Schwarz.
Ähnliches gelte für den klimaneutralen Umbau der touristischen Mobilität. „Im Klimaplan werden zwar ,innovative Lösungen‘ in den Raum gestellt, wie diese aber aussehen, lässt der Plan offen“, so Gianluca Vignoli. „Dabei ist gerade dieser Bereich ein zentraler, wenn es um das Erreichen der Klimaziele geht.“
Mobilitätsplan als Chance
Ebenso Fragen offen lässt der Klimaplan schließlich den Weg hin zum – an sich richtigen – Ziel, die für die Mobilität notwendigen Treibstoffe Gas, Diesel und Strom aus nachhaltigen Quellen und bevorzugt aus Südtirol zu beziehen. „Wie das gerade bei den fossilen Brennstoffen überhaupt möglich sein soll, entzieht sich unserer Kenntnis“, so Schwarz.
Die Hoffnung von POW IT und Mountain Wilderness richten sich nun auf die Regelungen zur konkreten Umsetzung des Klimaplans, die im kommenden Jahr aufgelegt werden sollen. „In diesen Regelungen müssen konkrete, überprüfbare Ziele definiert, Maßnahmen gesetzt, Zeitpläne festgeschrieben und Verantwortlichkeiten zugewiesen werden“, heißt es von den beiden Organisationen. „Hoffen wir, dass diese Chance nicht vergeben wird.“
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Es ist schon bezeichnend für
Es ist schon bezeichnend für die stolpernden Politiker, "wenn VERKEHRS-einschränkende MAßNAHMEN" von Instandhaltungsarbeiten an bestehenden Strukturen (Lueg-Brücke und recht bald Viadukte im Eisacktal), auch nur zu Überlegungen führen, "WIE KÖNNTE DER GANZE VERKEHR UMGELEITET WERDEN, UM JA NICHT DER WIRTSCHFT ZU SCHADEN!!!"