15 Gemeinden starten mit Jugendhaushalt

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Was im Sommer 2025 als visionäre Idee begann, nimmt nun konkrete Form an: 15 Südtiroler Gemeinden werden 2026 als erste Pilotgemeinden den Jugendhaushalt einführen – ein Beteiligungsmodell, das jungen Menschen echte Mitbestimmung in ihrer Gemeinde ermöglichen soll. Weitere zehn Gemeinden wollen 2027 folgen. Insgesamt haben sich 35 Gemeinden und 5 Städte beworben.
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Abstimmung im MärzFlorian Pallua: „Dass sich am Ende 35 Gemeinden und sogar fünf Städte beworben haben, hat uns überwältigt.“ Foto: Andy Odierno
„Wir wollten ursprünglich mit drei oder vier Gemeinden starten“, sagt Florian Pallua, Koordinator der Fachstelle Jugend im Forum Prävention. „Dass sich am Ende 35 Gemeinden und sogar fünf Städte beworben haben, hat uns überwältigt.“ Nach intensiven Gesprächen blieb eine Kerngruppe übrig, die nun die praktische Testphase antritt. Diese beginnt der „mit der Erhebung des IST-Zustandes" in den jeweiligen Gemeinden, wie Pallua erklärt. Dabei wird ermittelt, wie es um das Empfinden der jungen Menschen steht, in ihren Gemeinden etwas bewirken zu können.
Gemeinden stellen dann für den Beginn des Jahres 2026 ein Budget zwischen 30.000 und 60.000 Euro zur Verfügung, über dessen Verwendung Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 25 Jahren selbst entscheiden. Dafür können bis Ende Februar 2026 von Vereine, Gruppen oder Einzelpersonen Projektideen eingereicht werden – ob kulturell, sozial oder infrastrukturell – und im März 2026 stimmen die jungen Menschen dann darüber ab, welche Projekte umgesetzt werden sollen.
Mehr als SymbolpolitikDie Fachstelle Jugend begleitet den gesamten Prozess, finanziert vom Amt für Jugendarbeit. Nach Erhebung der Stimmungslage unter Jugendlichen, werden Akteure, wie etwa die Gemeinden und Jugendeinrichtungen bei der Umsetzung des Projekts beraten. Nach einem Jahr soll dann evaluiert werden, ob der Jugendhaushalt das Mitbestimmungserlebnis tatsächlich stärkt, schildert Pallua.
Der Koordinator betont: „Es geht nicht darum, ein weiteres Projekt zu starten, das nach ein paar Monaten versandet. Entscheidend ist, dass die Gemeinden das ernst meinen – mit echtem Budget, klarer Umsetzung und nachvollziehbaren Entscheidungen.“
„Wir wollen auch, dass Jugendliche verstehen, wie Verwaltung funktioniert."
Dabei ist es auch wichtig, dass sich die Gemeinden auf ein breites Spektrum von Ideen und Projekten einlassen und bereit sind mit den jungen Menschen in Austausch zu treten. Bevor die eingereichten Projekte zur Abstimmung gelangen, sollen sie auf Machbarkeit, Budgetrahmen und rechtliche Zulässigkeit geprüft und zusammen mit den Jugendlichen erörtert werden.
Pallua erklärt „Die eingereichten Ideen sollen möglichst vielfältig sein – von Musikprojekten über Treffpunkte bis zu Umweltinitiativen. Wir wollen aber auch, dass Jugendliche verstehen, wie Verwaltung funktioniert. Warum manches geht und anderes nicht. Ablehnungen müssen begründet werden, sonst verliert man Vertrauen."
Die UmsetzungDie Abstimmung soll digital erfolgen, begleitet von Workshops, Social-Media-Kampagnen und Präsenzveranstaltungen. Wo bereits Jugendzentren oder Jugendbeiräte bestehen, dienen sie als Anlaufstellen. In Gemeinden ohne Jugendarbeit übernehmen Jugendreferent:innen oder lokale Taskforces diese Rolle.
Damit entwickelt sich der Jugendhaushalt nicht als Konkurrenz zu Institutionen, wie etwa dem Jugendbeirat, sondern als Erweiterung der bestehenden Möglichkeiten: Aus beratenden Gremien werden handelnde Gruppen mit konkreter Verantwortung und sichtbarem Ergebnis.
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