Das Krapfenbetteln in Pfunders
Annelies Leitner hat sich vor über zwanzig Jahren selbst hinter einer Maske versteckt. "Das ist schon lustig, wenn die Leute raten, wer hinter der Maske steckt. Da kann man so manchen hinters Licht führen." Für salto.bz kramt Frau Leitner im Geschichtenkästchen.
Das Krapfenbetteln in Pfunders findet jährlich am Samstag statt, der dem Martinitag am nächsten ist. Im Talschluss vom Pfunderer Tal ist der uralte Brauch bis heute erhalten geblieben ist. Entstanden als Dank an die verstorbenen Ahnen, denen man Krapfen auf die Gräber gelegt hat. Später haben die Bauern beim Krapfenbetteln ihren Knechten und Armen Bediensteten Krapfen geschenkt, als Dank für eine gute ertragreiche Jahresrente.
Der Brauch spielt sich folgendermaßen ab: früher durften nur Männer und Burschen daran teilnehmen, heute natürlich auch Frauen. Diese verkleiden sich mit alten Bauerngewändern und selbstgenähten Larven aus Leinenstoff mit aufgenähten Nasen und kleinen Löchern für Augen und Mund. Allein oder in Kleingruppen zieht man im Uhrzeigersinn von Haus zu Haus (früher von Hof zu Hof) um die "Krapfen" zu erbetteln. Es machen hauptsächlich junge Leute mit und es wird auch etwas Wein getrunken dabei, mit Strohhalmen, weil man die Gläser sonst nicht an den Mund bekommt.
Die Bettler nennen diesen Spruch: "I bi na kluans Zapfl und bitt um a Krapfl. Um a mogans ( mit Mohn) odo a grions ( mit Spinat). Am liobschtn isch mo gonz a schions." Die Krapfenbettler reden mit Visperstimme, machen einen Jux daraus, nicht erkannt zu werden und musizieren mit der Mund- oder Ziehharmonika.
Mit den Dankesworten "Vergeltsgott mit den armen Seelen" ziehen sie dann weiter zum nächsten Hof. Das lustige Betteln geht meist bis in die frühen Morgenstunden und ist für die Bettler selbst wie für die Zuschauer ein großer Spaß. Wo früher viele Krapfenbettler vorgesprochen hatten, verhieß man sich eine ertragreiche Ernte in der kommenden Saison. Früher fand der Brauch am Vorabend zu Allerheiligen statt. Heute hat er sich in die Nähe des Martinitages verschoben.
Von Annelies Leitner