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Rotkäppchen und die bösen Wölfe

Ein süßes Märchen aus dem Ultental, von netten Gitschen, logisch bösen Wölfen, rettenden Helden, falschen Meldungen und freien Flügen.
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wolfrot
Foto: Foto: Fotolia

Es waren einmal zwei kleine süße Gitschen, die alle lieb hatten und die beide wegen ihrer roten Mützen Rotkäppchen genannt wurden. Eines Tages sprach ihre Mutter zu ihnen: "Kommt, Rotkäppchen, da habt ihr ein Stück Kuchen und ein Handy, geht auf die Ultner Alm und habt es fein. Macht euch auf,  bevor es zu spät wird, geht hübsch sittsam und lauft nicht vom Wege ab!"

"Wir werden schon alles richtig machen," sagten die Rotkäppchen zur Mutter, und gaben ihr die Hand darauf. Die Wanderung aber führte sie draußen durch den Wald, eine Stunde vom Dorf. Wie nun die Rotkäppchen aus den Wald kamen, sahen sie weit entfernt ein paar schwarze Punkte. Steine konnten es nicht sein, denn sie bewegten sich. Vielleicht waren es ein paar Rehe, vielleicht ein Gamsrudel. Jedenfalls begannen sich die Rotkäppchen furchtbar zu fürchten. Warum, das wussten sie selbst nicht so recht. Vielleicht hatte sie das Kasblatt der Gegend mit seiner Stop der Gewalt Panikmache in Panik versetzt, aber hier oben am Berg, zwischen den Blumen und Bäumen, von woher sollte da Gewalt drohen? Ach ja, erzitterten die Gitschen, vom Wolf! Genau! Das Kasblatt berichtet ja täglich vom bösen Wolf, zeigt fletschende Zähne, zerfleischte Schafe. Und auch, wie nahe sich die vielen mörderischen Wolfsrudel schon den Höfen, den Kinderspielplätzen, den Menschen nähern. Die Rotkäppchen hatten zwar keine Ahnung, was das für schwarze Punkte dort waren, aber sie fürchteten sich einfach einmal vor den Wölfen, denn ja, das mussten welche sein.  Also riefen sie zitternd die Notrufnummer an und sagten "Guten Tag, wir sind Rotkäppchen! Die Wölfe sind ganz nahe, was sollen wir nur tun?" "Wo hinaus am Berg, ihr Rotkäppchen?", antwortete die Zentrale "Auf der Ultner Alm." - "Was trägt ihr bei euch?" - "Kuchen und Handy. Wie sollen wir uns verhalten, die Wölfe warten vor uns." - "Rotkäppchen, nur ruhig bleiben. Der dritte Rettungshubschrauber fliegt euch gleich aus. Habt einen coolen Flug!" Daraufhin versteckten sich die Rotkäppchen hinter einem Baum und warteten bange Minuten lang. Als sie sahen, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand, dachten sie: Wenn wir der Mutter einen frischen Strauß mitbringen, der wird ihr auch Freude machen; es sind doch noch Minuten, bis der Hubschrauber kommt, dass wir doch zu rechter Zeit alles im Rucksack haben. So liefen sie vom Wege ab in den Wald hinein und suchten Blumen. Als sie das Knattern des Hubschraubers hörten, gingen sie zurück zur Lichtung.

Schwarze Punkte waren nirgends mehr zu sehen. Groß war die Freude von den Vertretern der Feuerwehr, der Förster, der Rettung empfangen zu werden. Alle konnten sich wichtig fühlen. Dann ging es raus aus der Wolfshölle, mit einem geilen, wenn auch kurzen Flug, direkt zurück zur Mutter.

Die Notiz von der Rettung der Gitschen machte schnell die Runde. Das Kasblatt witterte die Sensation und eilte zähnefletschend herbei. Die Rotkäppchen erschraken erneut, als das Kasblatt den Raum betrat . Da stand es und hatte eine Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. "Ei, Kasblatt, was hast du für große Ohren!", fragte ein Rotkäppchen - "Dass ich höre, was es nicht gibt!" - "Ei, Kasblatt, was hast du für große Augen!" - "Dass ich sehe, was es nicht gibt!" - "Ei, Kasblatt, was hast du für große Hände!" - "Dass ich besser Geld scheffle!" - "Aber, Kasblatt, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" - "Dass ich jeden und alles besser fressen kann!" Kaum hatte das Kasblatt das gesagt, so tat es einen Satz und verschlang das Erlebnis der armen Rotkäppchen.
Wie das Kasblatt seinen Appetit gestillt hatte, fuhr es in die Redaktion und fing an, die Geschichte der Gitschen medial zu dramatisieren und für das eigene Interesse zu verdrehen. Am nächsten Tag kamen die Rotkäppchen am Kiosk vorbei: "Ach, wie waren wir erschrocken, wie war's so falsch im Kasblatt!" Da kontaktierten sie das Kasblatt und verlangten eine Richtigstellung. Aber das Kasblatt wollte nicht so recht und brachte tags drauf nur eine kleine Meldung, dass gar niemand von Wölfen gefährdet worden sei und dass eigentlich überhaupt niemand Wölfe gesehen habe. Weder die Rotkäppchen sahen Wölfe, noch die Insassen des Hubschraubers, ja und nicht einmal die Förster, die das betroffene Gebiet später Wolfsspuren suchend abgingen und trotz Großteils schneebedeckter Flächen keinen einzigen Wolfstritt finden konnten.

Da waren alle vergnügt. Der Förster kann ohne Wölfe ruhig schlafen, die Rotkäppchen hatten einen coolen Flug, und lachen nun darüber, das Kasblatt ist happy, weil eine kleine Richtigstellung nie den Wert einer sensationellen Fake-news aussticht. Nur das Bürgermeisterle fürchtet weniger Wanderer...

Und die Moral der Geschichte: Ist der Abstieg einmal allzu lang, dann ruf rasch den 112er an. Nun sag, zig Wölfe wollen dich verschlingen, dann wird der Heli dich nach Hause bringen.

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Erich Daniel Wed, 11/16/2022 - 09:17

Also, "Kasblattlen" gibt es viele im deutschen Sprachraum. Könnte man in unserem Fall, zur eindeutigen Identifizierung, nicht vielleicht den Namen "Wolfblattl" vorschlagen?

Wed, 11/16/2022 - 09:17 Permalink
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Gregor Beikircher Sun, 11/20/2022 - 17:40

Vielleicht hat sich der Schreiber von diesem "Schmus", wie Sie Herr Nussbaumer es nennen, sogar nebenher "a Glasl Guatn" gegönnt.
Wie wissen Sie, dass es ein "Schmus" ist, wenn Sie gar nicht gelesen haben, wie Sie so abschätzig verkünden? Oder vielleicht so heimlich doch .....

Sun, 11/20/2022 - 17:40 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Sun, 11/20/2022 - 19:57

Ich nehm den Schmus zurück, sorry. Große Hände hätten wir alle gerne, aber nur wenigen ist es vergönnt, damit auch zu scheffeln. Ich hoffe, der Sylvaner hat's kurzweiliger gemacht.

Sun, 11/20/2022 - 19:57 Permalink