Rund um den Ball und das Partnerschaftsgesetz
Es ist bekannt: Fussball ist eine raue Macho-Welt und Schwule haben da nichts verloren. Während in praktisch jeder Branche die Uhren längst anders ticken, Spitzenpolitiker sich problemlos outen und trotzdem gewählt werden (vielleicht gerade deshalb, kritisieren manche), sogar im Militär bereits Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Ausrichtung verboten sind, tut sich der Gummiball weiterhin sehr schwer mit dem Thema der Gleichberechtigung.
Deshalb sage ich: Ja, es ist schätzenswert, dass sich Thomas Hitzlsperger als erster deutscher Spitzenfussballer als schwul geoutet hat! Er hat einen kleinen grossen Schritt in Richtung Emanzipation vollbracht.
Bezeichnend ist allerdings, dass sein Outing erst nach Abschluss seiner Karriere stattfindet. Zu gross wäre der Druck gewesen, wenn er noch aktiv gespielt hätte. Die jungen Fans wären enttäuscht gewesen, weil es einfach nicht in des Rollenbild passt, das des unbesiegbaren Helden, der die Gegner auf dem Feld flachlegt und nicht etwa woanders. Man hätte ihn im Stadion ausgepfiffen, von den Kollegen wäre er gemobbt worden, von den Gegnern schlimm beleidigt. Es wäre psychologisch immer untragbarer geworden und schliesslich hätten sich auch die Sponsoren von ihm entfernt. Kurz: Er wäre ruiniert gewesen. Fussball ist eben eine Industrie, die auf das Image der Spieler stützt.
Kurz: Er wäre ruiniert gewesen. Fussball ist eben eine Industrie, die auf das Image der Spieler stützt.
Erst wenn sich ein Fussballspieler erlauben kann mit seinem Freund Hand in Hand auf der Strasse zu gehen und am nächsten Tag auf dem Fussballfeld strahlt, dann werden wir sagen können, dass wir diesen Kampf gewonnen haben.
Wie ausgerechnet fällt das Outing Hitzlpergers zusammen mit der X-ten Diskussion über ein Partnerschaftsgesetz in Italien. PD-Chef Renzi fordert eine „Unione civile“, das heisst die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Paare, aber nicht volle Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau.
Bekanntlich ist Italien zusammen mit Griechenland das Schlusslicht in Westeuropa bezüglich der Anerkennung der Rechte schwuler und lesbischer Paare. Diese Paare existieren im Stiefelstaat offiziell überhaupt nicht. Stirbt einer der beiden Partner, erbt der oder die andere gar nichts, soweit kein Testament vorliegt. Ob ich meinen Lebensgefährten im Spital besuchen kann, hängt ganz vom Wohlwollen des Arztes ab, sind die Verwandten meines Freundes dagegen, kann ich´s vergessen.
Ich glaube als Steuerzahler die selben Rechte beanspruchen zu dürfen wie die Heterosexuellen.
Ob ich meinen Lebensgefährten im Spital besuchen kann, hängt ganz vom Wohlwollen des Arztes ab, sind die Verwandten meines Freundes dagegen, kann ich´s vergessen.
Ich glaube als Steuerzahler die selben Rechte beanspruchen zu dürfen wie die Heterosexuellen.
Aber auch diesmal ist die politische Debatte längst schon in das gewohnte Rollenspiel versteift: Katholiken gegen Gottlose, Verteidiger der Familie gegen dessen Zerstörer. Der rechte Partei-Chef Alfano tritt für die „traditionelle“ Familie ein, die ja so in Gefahr ist, denn man wolle ja die Ehe zwischen Mann und Frau sehr bald verbieten.
Ich frag mich wie jemand dagegen sein kann, wenn ein anderer Rechte zugesprochen bekommt, wenn er selbst nichts dabei verliert!
Und ich mache mir auch keine Illusionen. Es ist unwahrscheinlich, dass in dieser Legislaturperiode noch ein Partnerschaftsgesetz durchkommt. Und wenn, dann sind wir noch meilenweit von einer vollen Gleichberechtigung entfernt.