"Die 'brontoloni' wird es immer geben"

Bozen, ein Mekka der Straßenmusik? Die Altstadt in der Hand von Liedermachern und Künstlern? Gerade dort, wo Fußball wichtiger als Live-Musik schien. Dort, wo die Stadtverwaltung immer wieder kritisiert wurde, jungen Musikern Prügel in den Weg legen zu wollen. Und mit komplizierten Regelungen alles machen würde, um Live-Musik zu verhindern. Genau dort wird es nun in knapp einem Monat ein Festival der etwas anderen – für einige vielleicht unerwarteten – Art geben. Und das bereits zum dritten Mal.
Am 15. und 16. Mai wird nämlich auch heuer wieder das BUSK-Festival in der Landeshauptstadt über die Bühne – oder besser, durch die Straßen gehen. Denn dort, in den Straßen der Altstadt, werden für zwei Tage lang Sänger und Songwriter ihr Bestes geben. Die Idee zum Festival hatte Tobias Tobe Planer. Das Ziel: Die Bevölkerung hinsichtlich Live-Musik und Konzerten im Freien zu sensibilisieren. “Straßenmusik ist im Allgemeinen nicht gut angesehen. Immer wieder gibt es Diskussionen und es entsteht ein negatives Bild von den Menschen, die auf der Straße Musik machen”, beschreibt Kunigunde Weissenegger die nicht gerade rosige Ausgangslage für zahlreiche Musiker. Wer am Anfang seiner musikalischen Karriere steht, ist oftmals auf die Straße angewiesen. Kunigunde Weissenegger ist Teil von franzmagazine, und organisiert in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bozen das BUSK-Festival. Eine Sonderbehandlung in Sachen Organisation hat es dafür nicht gegeben. “Wir haben es gleich schwer. Wir werden wie alle anderen behandelt”, lacht Weissenegger, “und müssen von Büro zu Büro laufen, um Lizenzen und Genehmigungen zu erhalten.”
Doch sei man von Anfang an von der Stadtverwaltung sehr unterstützt worden. “Es ist auch ein Anliegen der Gemeinde selbst, Sensibilität und Toleranz für Straßenmusik zu schaffen und für mehr Live-Konzerte zu sorgen”, erzählt Weissenegger. Und gibt damit der scheidenden Kulturstadträtin Patrizia Trincanato Recht. Diese hatte noch im Oktober vergangenen Jahres an die rund 500 musikalischen Veranstaltungen, die es jährlich in Bozen gebe, erinnert. Auch Bürgermeister Spagnolli hatte die damals harsche Kritik an seiner vermeintlich abgeneigten Haltung gegenüber Live-Musik vom Tisch gewischt: “Il Comune non è, non è mai stato e non sarà mai contro la musica.”
“Es wird sie immer geben, die ‘brontoloni’, die kein Verständnis für Straßenmusik und alternative Klänge zeigen”, ist sich Kunigunde Weissenegger bewusst. Doch der Erfolg der vergangenen zwei Ausgaben des BUSK-Festivals spricht eine eigene Sprache: “Wir haben stets gute Rückmeldungen bekommen, sowohl vom Publikum als auch von den Künstlern selbst. Für diese ist es übrigens eine einzigartige Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen.” Denn die Teilnehmer am Festival kommen von überall her. Auch heuer haben sich bereits zahlreiche Südtiroler, aber auch nationale und internationale Liedermacher angemeldet. An insgesamt zehn Standpunkten in der gesamten Bozner Altstadt werden sie ihre selbst getexteten Lieder spielen. Für Weissenegger ist die Arbeit aber noch längst nicht zu Ende: “Es ist ein Prozess”, sagt sie. Ein Prozess, in Bozen ein offenes Ambiente für Sprachgruppen, Kulturen und Ethnizitäten zu schaffen. Davon könnten sich auch einige Politiker, gerade jetzt zu Wahlkampfzeiten, eine Scheibe abschneiden.
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