Society | Jugendgewalt

Streetwork nur Teil der Lösung

„Baby Gangs“ sorgen in Bozen für Ärger. Um aggressive und straffällige Jugendliche aus der Misere zu holen, brauche es laut Forum Prävention mehr als Streetwork.
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Foto: Jon Tyson on Unsplash

In Bozen kümmert sich eine Gruppe von Streetworker:innen aus unterschiedlichen sozialen Einrichtungen – Forum Prävention, La Strada und Volontarius –  im Auftrag des städtischen Betriebs für Sozialdienste mit differenzierten Aufträgen um soziale Brennpunkte im öffentlichen Raum. Dazu gehört auch die Arbeit mit aggressiven Gruppen Jugendlicher, die unter dem Stichwort „Baby Gangs“ in Südtirol für mediale Schlagzeilen sorgen.

Angesichts der letzten Vorfälle von Jugendgewalt in Bozen erklärte der Stadtrat für Soziales, Juri Andriollo im Alto Adige, dass am Mittwoch, den 13. April, ein Arbeitstreffen der Streetworker:innen geplant sei. Peter Koler, Direktor vom Forum Prävention, stellt klar, dass es sich hierbei um ein reguläres Treffen für das laufende Projekt handelt und um keine neue Initiative: „Bei dem institutionellen Treffen werden wir mögliche Änderungen zu Schwerpunkten und Methoden besprechen, aber kein neues Projekt in die Wege leiten.“

 

Wir als Streetworker:innen können als Brückenbauer erste Beziehungen aufbauen, aber dann braucht es die Zusammenarbeit auf allen Ebenen - Peter Koler

 

Laut Andriollo sind die Vorfälle von Gewalt in der Stadt weit verbreitet. Zwischen der Genuastraße und der Fußgängerbrücke in Richtung des Einkaufszentrums Twenty kam es etwa zu mehreren Zwischenfällen. „Im Bereich des Einkaufszentrums kommt es immer wieder zu Diebstählen von Fahrrädern, manchmal begleitet von Drohungen oder Schlägen gegen Gleichaltrige. Ich würde eine bessere Polizeiarbeit erwarten“, erklärt Andriollo gegenüber dem Alto Adige.

 

Gesamtkonzept nötig

 

Auch aus Sicht von Koler reicht es bei Jugendgewalt nicht, nur auf Streetwork zu setzen: „Es braucht ein Gesamtkonzept für benachteiligte junge Menschen, die im öffentlichen Raum auffällig werden. Wir als Streetworker:innen können als Brückenbauer erste Beziehungen aufbauen, aber dann braucht es die Zusammenarbeit auf allen Ebenen, wie etwa mit den Schulen, der Jugendarbeit und den Vereinen in den Stadtvierteln.“ Andriollo weist in diesem Zusammenhang im Alto Adige auf den Stellenwert von Bildung hin: „Wir müssen wieder über Bildung sprechen, und zwar als Gemeinschaft“, erklärt er. Konkret wird er hier aber nicht.

 

 

Koler schlägt einen umfassenden Ansatz vor, in dem Streetwork nur Teil der Intervention ist. „Im Idealfall zerbricht eine Baby Gang, weil sich dessen Mitglieder auch in anderen Freizeitgruppen zugehörig fühlen oder ihre Aggressionen in Sportvereinen abbauen können“, erklärt er. Dabei spiele Streetwork eine wichtige Rolle, ersetze aber nicht die Polizei.

 

Soziale Brennpunkte

 

Neben aggressiven und straffälligen Jugendlichen arbeiten Streetworker:innen auch mit Menschen ohne Wohnung, mit Drogenabhängigkeit oder Migrationshintergrund. „Hier fällt es mir schwer zu sagen, welcher der Bereiche am schwerwiegendsten ist“, erklärt Koler. „Sich auf 13- oder 14-Jährige vor dem Twenty zu konzentrieren, greift aber zu kurz und unterschätzt die gesellschaftliche Brisanz der anderen Phänomene, die Teil von Streetwork-Arbeit sind.“